Wirtschaftsgespräche EdmundsburgPLUS 2025

Themenschwerpunkt: ESG und die Dimensionen einer „Good Governance“

Die Veranstaltungsreihe „Wirtschaftsgespräche EdmundsburgPLUS“ – eine Initiative des Fachbereichs Betriebswirtschaftslehre der Paris Lodron Universität Salzburg in Zusammenarbeit mit renommierten Partner:innen wie dem KSV 1870, PwC Österreich, der Industriellenvereinigung Salzburg, der Liechtensteinischen Landesbank Salzburg und AON Austria – fand am 6. Februar 2025 mit einer spannenden und äußerst gut besuchten Tagung einen weiteren Höhepunkt. Im diesjährigen Fokus stand das Thema „Good Governance im Kontext von ESG (Environment, Social und Governance)“, zu welchem hochkarätige Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis zum Thema referierten.

In den Eröffnungsworten von Univ.-Prof. Dr. Bernhard Fügenschuh, Rektor der Paris Lodron Universität Salzburg, wurde die Aktualität und die Bedeutung des diesjährigen Dachthemas der Tagung hervorgehoben. Dr. Peter Unterkofler, Präsident der Industriellenvereinigung Salzburg, thematisierte eingangs die wirtschaftliche Situation in Österreich, betonte dabei das Potential des Wirtschaftsstandorts und mahnte allerdings auch eine klar strukturierte Industriepolitik in Österreich und Europa ein. Er hob hervor, dass sich Leistung wieder lohnen und die Schuldenaufnahme der Innovation dienen solle sowie durch zielgerichtete Förderungen die Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden solle. Ferner akzentuierte er, dass österreichische Unternehmen mit Weitsicht geführt werden, weshalb in diesem Kontext Governance ein wesentliches Element für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg ist.

Nachfolgend wurden die Wirtschaftsgespräche von verschiedenen Vorträgen getragen. Die sehr kompetente Moderation übernahm dabei Marco Riebler, Salzburger Nachrichten.

Den Auftakt machte Univ.-Prof. Dr. Sabine Urnik, Professorin für Rechnungslegung und Steuerlehre an der Paris Lodron Universität Salzburg, die sich in ihrem Vortrag der aktuellen Nachhaltigkeitsberichterstattung in Österreich widmete. Die nicht-finanzielle Berichterstattung ist derzeit bereits für große Kapitalgesellschaften von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeitenden verpflichtend. Durch die neue CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) wird sowohl der Umfang der Berichterstattung als auch der Adressatenkreis in raschem Tempo erheblich erweitert. Die Ausweitung der Berichtspflichten inkludiert einen neuen Standard zur Governance, der unternehmenspolitische Aspekte wie Unternehmenskultur, Korruptionsbekämpfung, Lobbytätigkeiten und Schutz von Whistleblowern fokussiert. Sabine Urnik erachtet eine diesbezügliche Regulierung zwar für bedeutsam, identifiziert allerdings einige Herausforderungen wie zu viele Neuerungen in zu kurzer Zeit, erwartbare Redundanzen sowie zu weitreichende Regelungen und erwartet insbesondere seitens der EU Maßnahmen zur Reduktion des Berichterstattungsumfanges.

Dipl. VW Bernhard Schmitt, Leiter Equity Research Nachhaltigkeit LLB Vaduz, widmete sich im nachfolgenden Vortrag der Nachhaltigkeit aus Sicht der Banken sowie deren Anknüpfungspunkte zur Dimension „Governance“. Bernhard Schmitt erläuterte die Wichtigkeit von Governance für Vermögensverwalter und führte dazu aus, dass es dabei nicht nur um ausführliches „Rapportieren“ handelt, sondern um einen Mehrwert für den Anleger gehe. Die separate Betrachtung von Governance hält er allerdings nicht für ausreichend, sondern auch das Eingreifen im Zuge von Stewardship sei erforderlich. Anhand von Engagement und Voting können Aktionär:innen positive Auswirkungen auf das Unternehmen erzielen. Unter Verweis auf ein vordefiniertes Regelset bei der LLB, das die Entscheidungsfindung im Sinne von Best Practices stützt, zeigt Bernhard Schmitt unter anderem auf, dass die Wiederernennung von Rechnungsprüfer:innen überwiegend unterstützt und ein Veto befürwortet wird, wenn Vorstandsmitglieder in zu vielen Vorständen aktiv sind. Die LLB berücksichtige Governance-Auswertungen bei Investmententscheidungen.

Anschließend referierte Anna Kraus Bsc., Steuerberaterin bei PwC Österreich in den Bereichen Sustainability und Tax Transparency, zur Bedeutung von Steuern in der Nachhaltigkeitswelt. Sie führte aus, dass eine Vielzahl an nachhaltigen Entwicklungen erst durch Steuerzahlungen an den Fiskus möglich würde, weshalb die Glaubwürdigkeit von Unternehmen in Frage zu stellen sei, die sich als absolut nachhaltig präsentieren, jedoch eine Steuerzahlung von Null anstreben. Anna Kraus empfehle Unternehmen im Allgemeinen für Steuertransparenz zu sorgen, um dem Interesse von Gesetzgeber, Investore:innen, Ratingagenturen und der Öffentlichkeit zu entsprechen. Die transparenteste Vorgehensweise sei es, nicht nur die Ertragsteuern, sondern die Gesamtheit der Steuern zu erheben, da nur so ein vollumfänglicher Steuer-Fußabdruck dargestellt werden kann. Die so ermittelte „Total Tax Contribution“ könne Einblicke darüber gewähren, welche Auswirkungen ein Unternehmen auf die Gesellschaft hat.

Im abschließenden Vortrag beleuchtete Mag. Alexander Mitter, Geschäftsführer Nimbusec Deutschland GmbH, den Aspekt der Cybersecurity und machte auf erhebliche Probleme im Bereich der IT-Sicherheit aufmerksam. Laut dem KSV Cyber Risk Rating besteht bei 16.000 österreichischen Unternehmen ein IT-Risiko, deren Gründe Herr Mitter unter anderem in mangelnden Standards und Selbstüberschätzung sieht. Die derzeit noch nicht in nationales Recht umgesetzte NIS2 Richtlinie soll auf regulatorischer Ebene das IT-Sicherheitsniveau anheben und eine Vereinheitlichung mit sich bringen. Bereits in Kraft getreten ist hingegen die an den Finanzbereich angepasste Verordnung DORA (Digital Operational Resilience Act), die viele Unternehmen aufgrund der erforderlichen Transparenz bis hin zum letzten Sublieferanten in der Umsetzung vor Herausforderungen stellt. Im Kontext nachhaltiger IT-Sicherheit appeliert Alexander Mitter für offene Bewertungsstandards, Hilfestellungen für Unternehmen sowie die Senkung der Kosten durch Kooperation.

Den sehr gelungenen Abschluss bildete die Interviewrunde mit MMag. Michael Baminger, CEO Salzburg AG, Mag. Susanne Eidenberger, CEO Bellaflora, Dr. Hakan Lucius, Head of Sustainability European Investment Bank, Dr. Michael Schineis, Senior Advisor Executive Commitee bei Amer Sports, DI Dietmar Tanzer, CEO Sony, Mag. Claudia Trampitsch, CFO AMAG und Mag. Ricardo-José Vybiral, CEO KSV1870, die durch ihre Erfahrungsberichte aus der Praxis spannende Einblicke in die Implementierung von ESG in deren Geschäftszweigen, Strategien und Unternehmenskulturen vermittelten.

Abgerundet durch die Möglichkeiten der Teilnehmer:innen zu Fragestellungen und Diskussionsbeiträgen sowie zum „Netzwerken“ in den Pausen war diese Veranstaltung wieder ein voller Erfolg. Das Organisationsteam bedankt sich bei allen Mitwirkenden und Teilnehmer:innen sowie für die positive Resonanz ganz herzlich und freut sich auf eine Fortsetzung der Veranstaltungsreihe!

Quelle: Universität Salzburg/Liechtensteinische Landesbank Salzburg

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    Foto: © Siegrid Cain

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