Übergänge Jugendlicher und junger Erwachsener in Ausbildung und Arbeit: Proseminar, Bachelor: Wahlpflichtmodul B / D
- Kurzbeschreibung: Übergänge in Ausbildung und Arbeit haben sich in den zwei bis drei Jahrzehnten zu einem wichtigen Thema der berufs- und sozialpädagogischen Praxis und Forschung entwickelt. Mehr und mehr junge Menschen münden nicht mehr „geradlinig“ und schnell von der Schule über eine Ausbildung in stabile Beschäftigungsverhältnisse ein. Das reguläre Bildungs- und Ausbildungssystem (d.h. das duale System und die vollzeitschulische Berufsausbildung) bietet längst nicht mehr für alle einen überschaubaren und verlässlichen Übergang in Erwerbsarbeit. Strukturbedingte Abbrüche, Misserfolgserlebnisse und „Abwärtsmobilität“ sind nur einige der Probleme, die spezifisch in Österreich auch Folge der frühen Berufswahl und schulischen Selektion sind. Österreich weist im Ländervergleich einen recht hohen Anteil beruflicher Bildung bei frühzeitiger Selektion nach „Leistungsniveaus“ auf. Auch wenn hier im Ländervergleich die Jugendarbeitslosigkeit in relativ niedrig ist, so ist die günstige Situation am Jugendarbeitsmarkt nicht auf Bildung zurückzuführen, sondern auf die allgemeine Wirtschaftslage und auf sehr massive arbeitsmarktpolitische Interventionen. Vor allem formal gering qualifizierter Jugendlicher fassen schlecht Fuß auf dem Arbeitsmarkt, ebenso wie Jugendliche und junge Erwachsenen mit „Migrationshintergrund“ vergleichsweise selten ein nahtloser oder schneller Berufseinstieg gelingt. Auch durch verlängerte Bildungswege hat sich heutzutage eine neue Lebensphase zwischen „Jugend“ und „Erwachsensein“ geschoben: das junge Erwachsenenalter, indem Menschen die Möglichkeit haben, aber auch dazu gezwungen sich, vielfältige Optionen offen zu halten und sich immer wieder neu zu orientieren. Die verschiedenen Angebote und Fördermaßnahmen, die auf diese Tendenzen reagieren, sind längst nicht mehr nur auf die klassischen „Problemgruppen“ gerichtet. Im deutschsprachigen Fachdiskurs werden verschiedene kompensatorische Maßnahmen, Förderinstrumente und Unterstützungsansätze, die auf solche Übergangsprobleme bezogen sind, unter den Begriffen des Übergangssystems und der Übergangshilfen diskutiert. In der sozialpädagogischen Fachdiskussion gehen wir davon aus, dass die Herausforderungen und Probleme der Betroffenen vor allem aus der Perspektive biographischer Bildungs- und Bewältigungsfragen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter heraus begriffen und aufgeschlossen werden müssen. Das Seminar führt erstens in grundlegende Konzepte des Jugend- und jungen Erwachsenenalters und der Übergänge in Biographie und Lebenslauf ein. Zweitens werden Hintergründe, diagnostizierten Probleme und darauf bezogene institutionelle Hilfen zur Gestaltung heutiger Übergänge in Ausbildung und Beschäftigung thematisiert – auch in historischer, internationaler und sozialpädagogischer Perspektive. Drittens werden exemplarisch Handlungsfelder (bspw. Berufsorientierung), Handlungsanforderungen (bspw. Niedrigschwelligkeit) und -prinzipien (bspw. Partizipation) einer sozialpädagogisch ausgerichteten Übergangshilfe betrachtet. Im Ausblick werden, viertens, neuere Entwicklungen hin zur regionalen und vernetzten Gestaltung und Steuerung von Übergängen vorgestellt und – darauf bezogen – Vorschläge einer Sozialpädagogik des Übergangs und einer integrierten Politik des Übergangs diskutiert.