Das Lebenswerk Mikis Theodorakis‘, geb. am 29. Juli 1925 auf Chios/Griechenland, ist als grenzüberschreitender Einsatz für Freiheit und Frieden anzusehen, der sich nicht nur in seinem sozialen und politischen Wirken, sondern ebenso in seinen musikalischen Werken widerspiegelt. Sein künstlerisches Schaffen – die Ballettmusik zu Antigone, das Oratorium Canto General, Opern wie Medea und Elektra, die erstmalige und beeindruckende Vertonung von Poesie herausragender Dichter (wie Pablo Neruda, Odysseas Elytis, Giorgos Seferis, Jannis Ritsos u.a.), sein Konzept der Metasinfonik sowie seine auf der Lehre von Pythagoras beruhende Theorie der universellen Harmonie über das Verhältnis zwischen Mensch, Kunst und Kosmos, sind nur ein kleiner Auszug davon – machte Theodorakis als Musiker weltberühmt. Sein in der Monographie „Anti-Manifest“ ausgearbeiteter, richtungsweisender philosophischer und gesellschaftskritischer Ansatz über Muße, künstlerische Kreativität und Bildung inspirierte nicht nur Studien zu gesellschaftlichem Wandel, sondern induzierte auch schöpferisch wichtige soziale Transformationen unserer Zeit. Seine demokratische Integrität, die er über physische wie psychische Schmerzgrenzen hinaus bewahrte, sowie sein politischer Einsatz machten ihn für Millionen von Menschen zum Widerstandssymbol gegen die griechische Diktatur. Der gefeierte Komponist und Politiker erhebt bis heute seine politische Stimme für das Selbstbestimmungsrecht der Völker und erweitert beständig sein musikalisches Werk (u.a. Oper Lysistrata, East of the Aegean).
Die Brücke, die Theodorakis zwischen Kunst und Politik schlägt, offenbart sich ins-besondere in seinem Werk „Mauthausen Kantate“, welches auf den Texten des griechischen Autors Iakovos Kambanellis, eines Überlebenden des KZ-Mauthausen basiert. Bis heute wird dieses Werk im Rahmen aktueller Veranstaltungen zur österreichischen Gedenkkultur aufgeführt und leistet somit einen Beitrag zur musikalischen Erinnerungsarbeit zur Aufarbeitung des Nationalsozialismus sowie zur politischen Bewusstseinsbildung in Österreich.
Mikis Theodorakis ist «Mουσικός και επαναστάτης. Επαναστάτης μουσικός», wie er sich selbst in knappen Worten beschreibt: „Musiker und Revolutionär. Revolutionärer Musiker. So möchte ich in der Erinnerung unserer Nachkommen bleiben“.
Als Beitrag zur Verwirklichung dieses Wunsches und in Würdigung seiner herausragenden künstlerischen und politischen Leistungen entlang der thematischen Verbindungs- und Kooperationslinien „Zeitlose Musik und transnationaler Widerstand – Kampf für die Menschenrechte – Politische Bildung“ hat der Senat der Paris-Lodron-Universität Salzburg über Antrag der drei Fachbereiche Erziehungswissenschaft, Kunst-, Musik- und Tanzwissenschaft sowie Politikwissenschaft und Soziologie am 23.1.2018 beschlossen, Herrn Mikis Theodorakis die Würde eines Ehrendoktors der Philosophie (Dr. phil. h. c.) zu verleihen.

Salzburg, am 6.Juni 2018

Univ.- Prof. Dr. Wassilios Baros