Berichte über Veranstaltungen

Migration von Afrika nach Europa – Podiumsdiskussion

Migration von Afrika nach EuropaDie Frage, ob Menschen, die sich vom afrikanischen Kontinent aus auf den Weg nach Europa machen, aufgenommen oder zurückgewiesen werden sollen, wie mit den Flüchtlingsbooten und Rettungsschiffen im Mittelmeer umgegangen werden soll und welche Politik die EU mit Blick auf Afrika verfolgen soll, bewegt, ja erhitzt die Gemüter enorm. Die Tatsache, dass seit Jahren viele Menschen beim Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, ertrinken, löste vor einigen Jahren noch große Betroffenheit aus, berührt inzwischen aber kaum noch jemanden. Und die vielen Flüchtlinge, die innerhalb Afrikas in verschiedenen Ländern Aufnahme finden, geraten völlig aus dem Blick.
Um die Thematik „Migration von Afrika nach Europa“ möglichst differenziert zu diskutieren, lud das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen im Rahmen der fakultären Veranstaltungsreihe „Theologie im Zeichen der Zeit“ zu einem Podiumsgespräch, an dem eine Reihe von Expertinnen und Experten teilnahm:

  • Tamino Böhm, Leiter der Luftaufklärungsoperationen von Sea-Watch
  • Katrin Gänsler, Westafrikakorrespondentin für die taz, die Deutsche Welle, die Katholische Nachrichten-Agentur und den STANDARD
  • Tanja Kleibl, Professorin für Soziale Arbeit an der Hochschule Augsburg und freiberufliche Beraterin für Misereor
  • Sophia Kremser, Doktoratsstudentin an der Theologischen Fakultät im Bereich „Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“ und Schubhaftseelsorgerin
  • Marco Moerschbacher, Afrikareferent beim Missionswissenschaftlichen Institut Missio in Aachen und Referent in der Grundlagenabteilung von Missio Aachen

Das Podium, das von Franz Gmainer-Pranzl moderiert wurde, präsentierte unterschiedliche Perspektiven auf die Herausforderung „Migration von Afrika nach Europa“ und setzte sich mit den Ursachen dieser Migrationsbewegung auseinander, nicht zuletzt mit der Frage, ob die Verantwortung dafür eher in Afrika oder eher in Europa zu suchen ist. Viele engagierte Publikumsbeiträge und Nachfragen trugen zu einer lebendigen Diskussion bei. Für das Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen, das in Forschung und Lehre einen Afrika-Schwerpunkt betreibt, war dieser Impuls ein wichtiger Beitrag zu einem differenzierten Problembewusstsein und zu einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit einem bedrängenden „Zeichen der Zeit“.


Tag des Judentums 2017

Ankündigungsbild 'Tag des Judentums 2017'Am 17. Jänner 2017 fand an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg wiederum der „Tag des Judentums“ statt.
Die zwei Vorträge berührten eine politisch brisante Thematik: „Israel“ als theologische und politische Größe. Die Salzburger Professorin für Jüdische Kulturgeschichte, Susanne Plietzsch, zeigte anhand mehrerer Textzeugnisse aus dem 19. Jahrhundert, dass das theologische Konzept „Israel“ nicht von vornherein die politische Vorstellung einer Staatsgründung nach sich zog, sondern eher als Metapher für Geborgenheit fungierte. Die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak plädierte auf dem Hintergrund ihrer Erfahrungen während eines Forschungssemesters in Israel für einen pragmatischen und zugleich engagierten Dialog mit allen Akteuren des Nahostkonflikts.
Bei der abschließenden Diskussion kam nochmals die Bedeutung des Staats Israel für Jüdinnen und Juden in aller Welt zur Sprache.


Ausstellungseröffnung

„Wenn werte lebendig werden“

SWAP-Team mit LR Berthold © aai salzburg
Die Initiative SWAP („Share with all People“), bestehend aus arabischstämmigen und italienischen Studierenden in Mailand hat kreative Formen des Dialogs, des Austausches und der gegenseitigen Bereicherung entwickelt und setzt sich in ihrem Engagement vor allem mit kulturalistischen Klischees, religiösen Stereotypen und xenophoben Politiken auseinander. Aus dieser Arbeit ist die Ausstellung „Wenn Werte lebendig werden“ entstanden. Ihr Ausgangspunkt ist die Revolution in Ägypten 2011‑2014. Hier werden Menschen porträtiert, die für die Hoffnung den Aufbruch dieser Jahre stehen. Durch Zeugnisse, Gedichte, Fotographien und Karikaturen erzählt sie von Begegnungen, die vom Verbindenden trotz der Unterschiede und von Öffnung und Dialog sprechen, von Erfahrungen gegenseitiger menschlicher Bereicherung, die einer tieferen Sehnsucht nach Freiheit, Zivilcourage und Einsatz für das Gemeinwohl den Weg bereiteten. P. Christoph Matyssek, Rektor des AAI Wien, hat die Ausstellung nach Wien gebracht und die Begleittexte auf Deutsch übersetzt. Am 6. April wurde diese beeindruckende Ausstellung an der Theologischen Fakultät der Universität Salzburg eröffnet; sie ist im ersten Stock (vor der Stuba Academica) bis Ende April zu besichtigen.

  •  Pressemitteilung des Afro-Asiatischen-Instituts Salzburg  hier

„Vielfalt“ Herausforderungen : Chancen. Eintreten in einen interkulturellen und interreligiösen Dialog in elementarpädagogischen Einrichtungen

Einladungsbild 'Vielfalt' Herausforderungen: ChancenDarf ein muslimisches Kind den Heiligen Martin spielen? Wie kann man Kinder mit traumatischen Migrationserfahrungen hier Beheimatung ermöglichen? Wieviel Wissen braucht die Kindergartenpädagogin/der Kindergartenpädagoge über fremde Kulturen und Religionen, um „interkulturell“ und „interreligiös“ arbeiten zu können?
Solche und andere Fragen wurden am 28. Oktober 2014 im Rahmen einer Podiumsdiskussion an der BAKIP der Franziskanerinnen Salzburg ausverhandelt.
„Wir müssen einander begegnen und kennenlernen, über sprachliche Barrieren hinweg“, so fordert Nihal Demirci vom Verein VIELE. Als Muslimin habe sie keine Schwierigkeiten damit, wenn ihre Kinder im Kindergarten christliche Traditionen miterleben und an den Festen des kirchlichen Jahreskreises teilnehmen. „Meine Kinder wissen, welche Religion sie haben. Sie können anderes kennen lernen.“
Der Pfarrer und Kindergartenerhalter Harald Mattel wünscht sich von den Kindergartenpädagoginnen und Pädagogen kirchlicher Einrichtungen Wissen über fremde Kulturen und Religionen, sowie über die eigene Religion. „Wissen“ alleine, so das Ergebnis der fortschreitenden Diskussion, schafft jedoch keine „Haltung“, weder um authentische religiöse Erziehungsprozesse einzuleiten, noch um in konfliktbeladenen Situationen interkultureller Begegnung professionell handeln zu können.
Wie aber verinnerlicht man ein Feingefühl für interkulturelle Begegnungen und wo ist der Ort der Aneignung entsprechender Kompetenzen? Ulrike Mayer-Gerschpacher, Leiterin des Referates für kirchliche Kindergärten der Erzdiözese Salzburg, hat sich in den Gesprächen mit Eltern jeweils auch selbst als Lernende erfahren und schildert interkulturelles Arbeiten als eine Entwicklung, die sich über Aushandlungsprozesse vollzieht, bei denen man auch Fehler macht und verschiedenes ausprobiert.
Dass solche Prozesse immer auch mit ambivalenten Erfahrungen, mit Missverständnissen und Ambiguitäten einhergehen, wird im Besonderen von Bettina Brandstetter (Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen an der Universität Salzburg) unterstrichen. Begegnungsräume zwischen Gemeinsamem und Differentem zu eröffnen erfordert Mut, Vertrautes hinten an zu stellen und mit Überraschungen zu rechnen.
Der Islamische Religionspädagoge M. Shahid Syed stellt den wechselseitigen Dialog und ein „Reden miteinander, anstatt über einander“ in den Mittelpunkt interkultureller und interreligiöser Begegnung. Authentische Informationen über konkrete familiäre Zusammenhänge, Prägungen und Erfahrungen der Kinder erfragt man am besten in den Familien selbst.
Die Moderatorin Andrea Lenger fasst die Diskussionsbeiträge zusammen: Für interkulturelles und interreligiöses Arbeiten in frühkindlichen Bildungseinrichtungen braucht es Fachwissen, Feingefühl und vor allem Dialog- und Gesprächsbereitschaft. Die anhaltende Spannung unter den rund 150 Teilnehmer/innen lässt vermuten, dass durch die Diskussion viele Gedankenanstöße aber auch offene Fragen angeregt wurden.
Die Veranstaltung wurde gerahmt von einem „Marktplatz“ an Informationsständen (Stadt Salzburg: Integrationsbüro, Verein VIELE, Rucksackprojekt, ZEKIP, Kindergartenreferat, BAKIP, Dombuchhandlung; Fachzeitschrift Unsere Kinder, Bildungswerk Berlin und Brandenburg) an denen die Gespräche der Teilnehmer/innen Fortsetzung erfuhren.


Gesprächsnachmittag mit Bischof Erwin KRÄUTLER am 15. Mai 2014

Bischof Erwin KräutlerIm Rahmen seines diesjährigen Österreichbesuchs war Bischof Erwin Kräutler am Donnerstag, 15. Mai 2014 zu Gast an der Theologischen Fakultät.
Bischof Kräutler hat von 1960 bis 1965 in Salzburg sein Studium der Philosophie und der Theologie absolviert und ist anschließend nach Brasilien aufgebrochen, wo er seit 1980 Bischof von Xingu ist, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens.
In seinem Vortrag ging Kräutler, den die Universität 2009 mit der Verleihung einer Ehrendoktorwürde für sein Engagement ausgezeichnet hat, auf die pastoralen Herausforderungen in seiner Diözese ebenso ein wie auf die weltkirchlichen Veränderungen und Entwicklungen, die durch Papst Franziskus möglich geworden sind. Insbesondere erwartet sich Kräutler mutige Schritte in der Frage nach den Zulassungsbedingungen zur Weihe. Es geht nicht an, dass etwa 70% der Gemeinden Amazoniens nur zwei- oder dreimal im Jahr die Eucharistie feiern können. Hier erwarte sich auch der Papst, dem Bischof Kräutler in einer Privataudienz Anfang April die Situation in seiner Diözese erklären konnte, „kühne und mutige“ Vorschläge. Weiters ging Kräutler auf die spezifische Situation in seiner Diözese ein und betonte: Der Platz der Kirche ist und bleibe auf der Seite der Armen und Benachteiligten. Dabei dürfe man sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen. So werde das umstrittene Staudammprojekt Belo Monte nicht mehr zu verhindern sein, aber man lasse sich dadurch nicht entmutigen, sondern werde sich weiterhin mit ganzer Kraft für die betroffenen Menschen einsetzen.