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Eltern-werden in Zeiten der COVID-19 Pandemie: Erste Einblicke in die Studie zu den „Corona Babies“

Von Mai bis Juni 2021 untersuchte Univ. Prof. Manuel Schabus zusammen mit Dr. med. Cristina Florea, M.Sc. Jasmin Preiß und M.Sc. Monika Angerer, wie sich die Pandemie auf die Erfahrungen von Eltern mit ihren Kindern vor, während und nach der Geburt ausgewirkt hat. Im Zuge der Online-Studie wurden vollständige Datensätze von 1040 österreichischen und 1080 deutschen Eltern erhoben.

Erste Ergebnisse der Studie zeigen wie unterschiedlich die Pandemie in Österreich erlebt wird. Neben den Berichten von negativen Auswirkungen auf Schwangerschaft, Geburt und die erfahrene Unterstützung in der Zeit danach gibt es auch positive Nebenwirkungen der Maßnahmen: 44% der Eltern verbringen durch die COVID-19-Situation mehr gemeinsame Zeit mit ihrem Kind.

Erfahrungen österreichischer Eltern

Die Hälfte der befragten Eltern hat während der Corona-Pandemie ihr erstes Kind bekommen, bei mehr als einem Drittel war es das zweite Kind. Erste Ergebnisse zeigen, dass mehrfache Eltern im Monat vor der Befragung zwar subjektiv gestresster waren, die Pandemie aber als weniger belastend empfanden als Eltern, die ihr erstes Kind bekamen.

Das verwendete Maß “Pandemie-bedingte Belastung” wurde im Rahmen dieser Studie entwickelt und umfasst mehrere Fragen, die mögliche Beeinträchtigungen und deren Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie/ihren Auswirkungen abfragen (z.B. die fehlende Unterstützung durch Großeltern oder andere wichtige Bezugspersonen, Einschränkungen in der Geburtsvorbereitung und Hebammenbetreuung, Sorgen um mögliche Erkrankungen (selbst/andere) und negative Einflüsse auf Schwangerschaft und Geburt aufgrund der Covid-19-Pandemie). Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen dem subjektiven Stresserleben und der erlebten pandemie-bedingten Belastung, d.h. Je höher die pandemie-bedingte Belastung, desto höher das subjektive Stresserleben.

Mütter, die einen positiven Effekt der Pandemie auf die Schwangerschaft erlebten, sind aktuell weniger gestresst und berichteten weniger depressive Symptome. Allerdings gaben zwei Drittel der teilnehmenden Mütter an, dass die Pandemie ihre Schwangerschaft negativ (49%) oder sehr negativ (15%) beeinflusst hat. Mütter, die einen negativen Effekt der Pandemie auf die Schwangerschaft erlebten, empfinden eine höhere pandemie-bedingte Belastung als andere Mütter. Im Durchschnitt sind die teilnehmenden Mütter subjektiv gestresster und erleben die Pandemie als belastender als Väter. Des Weiteren gaben Teilnehmer*innen mit einem niedrigeren monatlichen Haushaltseinkommen (< 3201€) eine signifikant höhere pandemie-bedingte Belastung und ein höheres subjektives Stresserleben im letzten Monat vor der Befragung an als Teilnehmer:innen mit einem mittleren Einkommen (3201-5800€).

Das Baby selbst scheint jedoch protektiv zu wirken: 60% der Eltern geben an, dass es ihnen während der Pandemie „Kraft gibt mit einem neuen Baby zusammen zu sein“.

Einflussfaktor: soziale Unterstützung

Fast jede zweite Familie (45%) gibt an, dass die „COVID-19 Pandemie die Beziehung/den Kontakt zwischen Ihrem Kind und seinen Großeltern“ negativ beeinflusst und weniger Zeit verbracht wird. 5% geben an, dass mehr Zeit zur Verfügung steht und die Hälfte der Eltern nimmt keine Veränderung wahr.  68% der Eltern geben an von den Großeltern unterstützt zu werden, 32% werden aufgrund der COVID-19-Pandemie (10%) oder aus anderen Gründen (22%) nicht unterstützt.

Österreich vs. Deutschland

Deutsche und österreichische Eltern nahmen den Einfluss der Pandemie auf Schwangerschaft und Geburt sehr ähnlich war und auch die Angaben zur pandemie-bedingten Belastung waren vergleichbar. Unterschiede zeigten sich jedoch in der subjektiven Belastung im Monat vor der Befragung: Das durchschnittliche Stresserleben deutscher Eltern war signifikant höher als das von österreichischen Eltern. Ein Drittel der österreichischen Eltern geht von einem eher negativen oder stark negativen Einfluss der COVID-19 Pandemie auf die Gesundheit und Entwicklung des Kindes aus. Pessimistischer sind die deutschen Eltern: 47% der Teilnehmer:innen erwarten einen eher oder stark negativen Einfluss.

Schlussfolgerung

Die ersten Ergebnisse der Online-Befragung deuten auf vielschichtige Herausforderungen für Jungeltern in Zeiten der Corona-Pandemie hin. Gerade die Wichtigkeit der Unterstützung vorbelasteter Eltern wird besonders deutlich.

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Weiterführendes

Weitere Details:  www.sleepscience.at

Porträt Manuel Schabus im Centre for Cognitive Neuroscience Salzburg

Univ.-Prof. Dr. Manuel Schabus

Centre for Cognitive Neuroscience Salzburg (CCNS) | Laboratory for "Sleep, Cognition and Consciousness Research"

Paris Lodron Universität Salzburg | Fachbereich Psychologie

Hellbrunnerstrasse 34 | A-5020 Salzburg

E-Mail an Univ.-Prof. Dr. Manuel Schabus

Foto: © Luigi Caputo