Auf einer beschaulichen Wiese, wo sich ansonsten Insekten und Vögel Gute Nacht sagen, wurde die ruhige Idylle mit Beginn des Julis durch eine wilde Horde wissbegieriger Studierender rücksichtslos gestört. Mit der Schatzkarte in der Hand – im Falle der Archäologie mit dem Plan der Geophysik – wurden durch die Hilfe eines Baggers vorerst nur wenige Flächen geöffnet. Im Dienste der Wissenschaft mussten jedoch bald weitere Fenster in die Vergangenheit geschaffen werden. Drei Wochen später steht nun das Forschungsteam vor doppelt so großer Grabungsfläche, welche durch pure Muskelkraft mit bloßen Händen – ganz ohne Einsatz der zu Anfang genutzten, technischen Hilfsmittel – erweitert wurde. Dies war natürlich nicht ganz alleine möglich: Junge und motivierte Schüler*innen aus Bad Reichenhall und geschichtsinteressierte freiwillige Helfer*innen unterstützen uns tatkräftig dabei.

Nun gibt es mehrere Einblicke in die damalige Lebenswelt des römischen Gutshofes, der sich damals wie heute in idyllischer Hanglage der Sonne entgegenstreckt: Im Süden des Gehöfts befindet sich das Badegebäude. Hier hört man noch heute das Plätschern des reißenden Baches, der Blick fällt auf den geschichtsträchtigen, majestätisch aufragenden Buchberg und die wohlige Wärme, die dort einst herrschte, ist noch anhand der Überreste des Hypokaustums nachzuvollziehen. In manch anderen Schnitten gaben die Befunde wie Mauern und Gruben zahlreiche Rätsel auf, da so manche Mäusefamilie mit ihren verzweigten Bauten die Siedlungskontinuität aufrechterhielt. Den Rätseln der stratigrafischen Verhältnisse wurde entschlossen und mit rauchenden Köpfen entgegengeblickt. In der letzten Woche gilt es nun das Mysterium eines geheimnisvollen Gebäudes im Norden des Gehöfts zu lüften.

Um nicht den Scheuklappen des Grabungsalltags am römischen Gutshof zu verfallen, wurde der Entschluss gefasst die Fachkolleg*innen in Hallstatt zu besuchen. Von unseren sonnigen Weiten begaben wir uns in enge und dunkle Schächte, die hochinteressante Einblicke in eine komplett andere Archäologie und Kultur ermöglichten.

Auch wir empfingen bereits zahlreiche Besucher*innen, die im Austausch für milde Gaben in interne Grabungsgeheimnisse eingeweiht wurden. Weitere Interessierte und jene, die nicht genug von der Archäologie bekommen konnten, sind am Tag der offenen Grabung, der am 27. Juli stattfinden wird, herzlich dazu eingeladen an den professionellen Führungen zum aktuellen Grabungsstand teilzunehmen!

TAG DER OFFENEN GRABUNG am 27. Juli 2021

14-17 Uhr, Königswiesen 8, 4880 St. Georgen im Attergau
Veranstaltungsinformation s. auch  hier

Lehrgrabung St. Georgen / Köngiswiesen 5.- 30. Juli 2021

Leitung: Felix Lang, Stefan Traxler (OÖ Landes-Kultur GmbH), Astrid Stollnberger
Projektpartner: Franz Hauser (Obmann Heimatverein Attergau)