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„Mit der ihr gebührenden Achtung“

Die langjährige Präsidentin der Salzburger Festspiele Dr.in Helga Rabl-Stadler hat kürzlich das Ehrendoktorat der Kulturwissenschaften ihrer Alma Mater empfangen. Rektor Hendrik Lehnert warf dabei einen Blick in die Zukunft der Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS).

Wer, wenn nicht „die Präsidentin“ zieht das Who is Who von Salzburg an einem Mittwochnachmittag in die Große Universitätsaula, um der Überreichung des Ehrendoktorats an Helga Rabl-Stadler mit allen akademischen Wünschen beizuwohnen? Beschlossen hatte das der Universitätssenat am 8. November 2022 auf Initiative von Rektor Hendrik Lehnert. Landeshauptmann Wilfried Haslauer hielt die Laudatio auf die langjährige Galionsfigur der Salzburger Festspiele, die Rabl-Stadler 27 Jahre geleitet hatte. Und betonte gleich zu Beginn, dass seine Rede nichts anderes als subjektiv sein werde.

Sie unterschreibe ihre Briefe stets „mit der Ihnen gebührenden Achtung“, habe vom Vater die Streitbarkeit und Lust an der öffentlichen Rede sowie von der Mutter den Geschäftssinn und die Eleganz vererbt bekommen. Rabl-Stadler sei freundlich beharrlich und beharrlich freundlich, zeige an 365 Tagen im Jahr charmant ihre Zähne. „Sie durchschaut die Programmiersprache der österreichischen Widersprüchlichkeit, ihr Umgang mit Sponsoren ist legendär“, sagte Haslauer. Ihr Leitmotiv verortete der Landeshauptmann in ihrer hohen Musikalität: „Sie kennt den Wert von Zwischentönen, Kontrapunkten und Pausen.“ Während Rabl-Stadler stets mehrere Bälle in der Luft halte, verstehe sie es, Nähe aus der Distanz und Distanz aus der Nähe zu leben.

Dass die ehemalige Präsidentin der Salzburger Festspiele auch eine akademische Vergangenheit hat, wurde bald danach deutlich. Indem sie ihre Hand auf ein Zepter aus dem 17. Jahrhundert legte und versprach, auch in Zukunft der PLUS gewogen zu bleiben, trat Rabl-Stadler ans Rednerpult. Und bewies mit den Worten „Ich freue mich, dass meine Fehler marginalisiert wurden und heuchle nicht, dass es mir peinlich war“ die von Haslauer angesprochene Lust an der öffentlichen Rede. Und sie nahm das Auditorium zu ihrer Promotion am 5. November 1970 mit und erinnerte sich an einen Teil ihrer Ansprache an diesem Tag: „Wir stehen nicht rechts, wir stehen nicht links. Wir stehen vorne, wo der Geist weht.“ Sie, die auf Wunsch der Eltern Jus studiert hatte, bevor sie sich dem Journalismus zuwandte, widmete einen Großteil ihrer Ehrendoktor-Rede ihrem Mentor René Marcic. Er war ein zentraler Protagonist der Wiedererrichtung der Universität Salzburg 1962 und betrieb den Aufbau der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät sowie die Einrichtung des interfakultären Instituts für Politische Wissenschaften in Salzburg sowie des Studiums der Politikwissenschaft in Österreich. „Liebe den Staat, denn der Staat bist Du“ – dieser Satz habe sie zeit ihres Lebens begleitet.

Vor dem hochkarätigen Publikum, dem neben Ex-Bundespräsident Heinz Fischer auch die ehemaligen Minister Benita Ferrero-Waldner und Martin Bartenstein sowie ihre langjährigen Wegbegleiter Markus Hinterhäuser und Lucas Crepaz angehörten, blickte sie in ihre persönliche Zukunft und erzählte, wohin ihr persönlicher Geist weht. Nämlich in Richtung Weltkompetenz-Zentrum für Stefan Zweig, das dem Schriftsteller die weltweite Ausstrahlung verschaffen soll, die er zu Lebzeiten hatte. Ihr zweites Projekt ist die Wiederaufnahme des European Art Forums, das 1996 von Gerard Mortier ins Leben gerufen worden war, dann allerdings „aufgrund von Geldmangel und politischem Desinteresse“ in der Versenkung verschwunden sei. „Jetzt ist die Zeit für einen Neustart, für Kunst als gestaltende politische Kraft.“

Gestalten – das ist auch die Aufgabe einer Universität, vor allem in Zeiten der Wissensgesellschaft. Gesellschaft und Wissenschaft benötigen sich gegenseitig, sagte Rektor Hendrik Lehnert in seiner Festrede und stellte die Fragen „Wieviel Wissenschaft (v)erträgt die Gesellschaft und wieviel Gesellschaft (v)erträgt die Wissenschaft?“ Es brauche Freiheit für die Forschung, sie brauche ein kreatives Umfeld, in dem auch einmal ein Risiko eingegangen werden dürfe. Nur so könnten auch im Bereich der angewandten Forschungen Ergebnisse erzielt werden. Die Wissenschaft habe den Elfenbeinturm schon lange verlassen: „Die Gesellschaft finanziert die Wissenschaft, und diese muss auf die Gesellschaft zurückwirken, zum Beispiel durch neue Ansichten“, sagte Lehnert. Seine Conclusio: Wissenschaft und Gesellschaft respektieren einander, doch es brauche einen neuen Vertrag über den Austausch in beiden Richtungen. Und neue Definitionen von Wissenschaft, die erlauben, Unsicherheiten zu benennen, zu interpretieren, Fragen zu stellen und zur Reflexion zu ermuntern.

Fotonachweis: Scheinast

Ehrendoktorwürde | Helga Rabl-Stadler | 030523

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Foto: v.l.n.r.: Szepterträger Dietmar Dirnhofer, Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Ehrendoktorin Helga Rabl-Stadler, Rektor Hendrik Lehnert und der Dekan der Kulturwissenschaftlichen Fakultät Professor Matthias Heinz | © Scheinast