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Pressetext der Erzdiözese Salzburg zur 9. Ulrich Winkler Lecture

Pressetext vom 26. 5. 2023

Religionswissenschaftler: Buddhismus in Europa ist „bunt und vielfältig“

  • Religionswissenschaftler Martin Rötting bei neunter „Ulrich Winkler Lecture“ in Salzburg: Plädoyer für intensivere Auseinandersetzung mit dem Buddhismus in Europa

SALZBURG (eds-26. 5. 2023) / Der Buddhismus ist in Europa angekommen, aber „in einer bunten Form und in einer vielfältigen Weise“: Das hob Martin Rötting am Mittwochabend anlässlich der neunten „Ulrich Winkler Lecture“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Salzburg hervor. Die Vielfalt zeige sich von der Migrantenreligion bis hin zu jenen, die konvertiert seien oder jenen, die Achtsamkeit üben, ohne Buddhismus darüberzuschreiben. Für Rötting ist faszinierend, „dass der Buddhismus nicht als Meditationsbewegung nach Europa gekommen ist, sondern als philosophische Debatte“ als eine Alternative zum damals oft als „verkrustet“ empfundenen Christentum. Später habe sich der „Meditationsbuddhismus“ etabliert, aus dem sich die Achtsamkeitsbewegung als Methode entwickelt habe, die heute ohne Buddhismus auskomme.

Missbrauchsdebatte und #MeToo

„Letztlich kämpft und ringt der Buddhismus, wie alle religiösen Bewegungen der heutigen Zeit, mit der Missbrauchsdebatte“, die unter dem Hashtag #MeToo im Internet weitergeführt wird, Strukturen würden überdacht, erzählte der Religionspädagoge und Religionswissenschaftler. Heute sei der Buddhismus in Europa mehr als eine kleine Minderheitenreligion. Der Österreichischen Buddhistischen Religionsgesellschaft gehören etwa 3.000 bis 5.000 Mitglieder an. Wenn man nach der aktiven Zugehörigkeit zu einer buddhistischen Gemeinschaft oder nach jenen frage, die zum Buddhismus konvertiert sind, „mag es eine kleine Gruppe sein“. Frage man aber nach dem kulturellen oder spirituellen Einfluss des Buddhismus, sei sowohl die Raumästhetik von Wellnesscentern, Hotels und Businessfoyers, wie auch die Achtsamkeitskultur „in breitester Form absolut angekommen in der Gesellschaft“, etwa durch die Gruppe „Mindful Based Stress Reduction“ (MBSR). Da gebe es wahrscheinlich niemanden, der sich noch nicht mit diesem Teil des Buddhismus beschäftigt habe oder damit in Berührung gekommen sei.

Dieser Teil habe auch u. a. das Christentum bereits rückbeeinflusst. Man könne den Buddhismus in Europa nicht verstehen, ohne eine Auseinandersetzung mit dem buddhistischen und christlichen Zen. Durch Intermonastischen Dialog, den interreligiösen Dialog zwischen buddhistischen Mönchen Benediktinermönchen, werde zudem die „enorme Dichte spirituellen Dialogs“ deutlich. Dabei gehe es um die Innigkeit, mit der man etwas tue, nicht primär um das gegenseitige Verstehen der Glaubensinhalte.

Durch den Buddhismus zum Oberministranten

„Der Buddhismus in Europa hat mich zum Religionswissenschaftler gemacht“, betonte der gebürtige Münchner. Biografisch habe der Buddhismus den Professor für „Religious Studies“ an der Katholisch-Theologischen Fakultät Salzburg persönlich in jungen Jahren „gepackt“, als sich ein junger Mann in München dazu entschieden habe, zum Buddhismus zu konvertieren und Rötting dessen Nachfolge als „Oberministrant“ antrat. Die religionswissenschaftliche Möglichkeit, Kulturprozesse zu beschreiben, gebe ihm ein weiteres Werkzeug in die Hand, den Buddhismus zu verstehen, führte er aus.

Prof. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Salzburger „Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen“, würdigte die „geballte Ladung Kompetenz“ Martin Röttings in seinen Begrüßungsworten.

Das Buch „Buddhismus in Europa. Facetten zwischen Mode, Minderheit und Mindfulness in interreligiösen Bezügen“, herausgegeben von Martin Rötting und dem praktizierenden Buddhisten Kurt Krammer, ist im Lit-Verlag erschienen (Reihe: „Religious Studies in Interfaith Contexts/Religionswissenschaft in interreligiösen Kontexten“, Bd. 2) und um 49,90 Euro erhältlich (Infos:  www.lit-verlag.de/isbn/978-3-643-51107-2). Für die zehnte Lecture ist ein Abend mit Judith Gruber, Professorin für Systematische Theologie an der KU Leuven, Belgien, zum Thema „‚Letting all Voices speak‘. Theologie Interkulturell und ihre de/kolonisierenden Repräsentationspolitiken“ am 11. Oktober (18 Uhr) geplant.

„Ulrich Winkler Lectures“

Die „Ulrich Winkler Lectures“ sind eine Vortragsreihe im Gedenken an den verstorbenen Salzburger Dogmatiker Ulrich Winkler (1961–2021). Er war Assoziierter Professor am Fachbereich für Systematische Theologie und Mitgründer des Zentrums für Theologie Interkulturell und Studium der Religionen und Gaststudent am „Center for the Study of World Religions (CSWR)“ der Harvard University. Von 2016 bis 2019 hielt er den Laurentius Klein Lehrstuhl für Biblische und Ökumenische Theologie am „Theologischen Studienjahr Jerusalem“ und war Dekan. Seine Forschungsschwerpunkte waren die Religionstheologie und die Komparative Theologie. Die Vorträge sollen am Ende der Reihe gesammelt in einem Buch erscheinen. (Infos: www.plus.ac.at/ztkr/news-events-social-media/bthw2021/ulrich-winkler-lectures)

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Fotos

Martin Rötting: „Der Buddhismus in Europa hat mich zum Religionswissenschaftler gemacht.“
@Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Martin Rötting: „Der Buddhismus in Europa hat mich zum Religionswissenschaftler gemacht.“
@Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Martin Rötting: „Der Buddhismus in Europa hat mich zum Religionswissenschaftler gemacht.“
@Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Prof. Franz Gmainer-Pranzl, Leiter des Salzburger "Zentrums Theologie Interkulturell und Studium der Religionen", würdigte die „geballte Ladung Kompetenz“ Martin Röttings.
Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Das Buch „Buddhismus in Europa“ zeigt „Facetten zwischen Mode, Minderheit und Mindfulness in interreligiösen Bezügen“ auf
Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil

 

 

Ursula Kaserbacher

Sekretariat

Paris Lodron Universität Salzburg | Zentrum Theologie Interkulturell und Studium der Religionen

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