Rückblick: Vortragsabend und Ausstellung zur Geschichte der Salzburger Studienbibliothek 1938 – 1945
Die Universitätsbibliothek Salzburg stellte den Welttag des Buches ganz in das Gedenken des Kriegsendes vor 80 Jahren. Am Mittwoch, den 23. April 2025, fand dazu ein eindrucksvoller Vortragsabend in der Bibliotheksaula der UB Salzburg statt, der sich mit der Rolle der Salzburger Studienbibliothek in der Zeit des Nationalsozialismus befasste.
Bibliotheksleiter Andreas Rotheneder eröffnete die Veranstaltung mit einleitenden Worten, in denen er die Bedeutung der Aufarbeitung institutioneller Geschichte betonte. Besonders in Zeiten wachsender historischer Distanz sei es umso wichtiger, das Erinnern aktiv zu gestalten und wissenschaftlich zu begleiten.
In seinem Vortrag „Die Salzburger Studienbibliothek unter dem Hakenkreuz“ zeichnete Christoph Brandhuber vom Universitätsarchiv die politischen, ideologischen und strukturellen Veränderungen nach, die die Studienbibliothek während der NS-Zeit prägten. Anhand eindrücklicher Archivmaterialien zeigte er, wie sich der Zugriff auf Wissen wandelte und welche Rolle die Institution im nationalsozialistischen Bildungsapparat spielte.
Michaela Essler, Expertin für Provenienzforschung, thematisierte in ihrem Beitrag „Von der Autopsie zur Restitution“ den Umgang mit NS-Raubgut in Bibliotheksbeständen. Sie erläuterte aktuelle Forschungsergebnisse und betonte die ethische Verantwortung von Gedächtnisinstitutionen im Umgang mit belasteten Beständen.
Unter dem Titel „Gegen das Vergessen“ schlug der Rektor der Universität Salzburg, Bernhard Fügenschuh, abschließend eine Brücke zur Gegenwart. Er rief dazu auf, aus der Geschichte Lehren zu ziehen und erinnerte an den bleibenden Bildungsauftrag der Universität in einer demokratischen Gesellschaft.
Die Veranstaltung wurde durch eine begleitende Ausstellung in der Bibliotheksaula ergänzt. Ein Fensterpfad mit Kurztexten entlang der Hofstallgasse bietet zudem bis Anfang Juni eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung mit der Thematik im öffentlichen Raum. Die begleitende Informationsbroschüre fasst die Inhalte der Vorträge sowie zentrale Ausstellungselemente zusammen und steht allen Interessierten an den Bibliotheksstandorten kostenlos zur Verfügung, ebenso wie über den ePLUS-Dokumentenserver der Universität Salzburg.
Der Abend zeigte eindrucksvoll, wie lebendige Erinnerungskultur durch fundierte Forschung, öffentliche Vermittlung und institutionelle Verantwortung gelingen kann.
v.l.n.r. Andreas Rotheneder (Leitung Universitätsbibliothek Salzburg), Michaela Essler (Provenienzforschung),
Christoph Brandhuber (Universitätsarchiv & Bibliothekssammlungen), Bernhard Fügenschuh (Rektor der Universität Salzburg)