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Salzburger Hochschulwochen: “Theologischer Preis” an Bruder David Steindl-Rast verliehen

Der Benediktinermönch und interreligiöse Brückenbauer Bruder David Steindl-Rast konnte am 3. August den “Theologischen Preis” für sein Lebenswerk im Rahmen der feierlichen Verleihung krankheitsbedingt nicht selbst entgegennehmen. Doch konnte er das Auditorium in einem am Vortag aufgezeichneten Interview mit seiner Wirkkraft berühren.

Prof. Martin Dürnberger, Obmann der Salzburger Hochschulwochen, brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: “Das Bedauern, den nur wenigen Kilometer im Europakloster Gut Aich befindlichen Bruder David nicht persönlich ehren zu dürfen, ist groß. Jedoch führt einen dieser unerfreuliche Sachverhalt sogleich ins Zentrum der mystischen Lehre: Es ist, wie es ist.” Der simple Indikativ führe zu Gott und niemals der Konjunktiv. Das Ist ist die Brücke zum Kern der Mystik. Und die christliche Mystik sei Gegenstand des Suchens und Forschens von Bruder David Steindl-Rast, sagte Dürnberger.

Dieses Suchen trieb den promovierten Psychologen und Anthropologen, der auch an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert hat, in die USA, wo er seit dem Jahr 1953 dem Benediktinerkloster Mount Saviour im Staat New York angehört. Dort trat er auch erstmals in den Dialog mit anderen Glaubensrichtungen, allen voran dem Zen-Buddhismus. Er wurde Mitbegründer des “Center for Spiritual Studies” und engagierte sich immer mehr im interreligiösen Dialog. Bruder David hat zahlreiche Bücher verfasst und das Netzwerk  www.dankbar-leben.org.  gegründet. Der 96-Jährige ist bis heute als spiritueller Lehrer aktiv. Er lebt abwechselnd in New York und im Europakloster Gut Aich bei Salzburg.

Für sein jahrzehntelanges Wirken wurde ihm nun der “Theologische Preis” zuerkannt. Die Jury bezeichnet Bruder David in ihrer Begründung als “Meister der Begegnung” und “interreligiösen Brückenbauer”, der in seinem Wirken immer auch den Anschluss an säkulare Lebenswelten geschafft habe. Die dialogische Laudatio – ein Novum bei den Salzburger Hochschulwochen – sollte ein Versuch sein, gemeinsam über das Wirken von Bruder David nachzudenken, erklärte Dürnberger.

Teilnehmende an diesem gemeinsamen Nachdenken waren Pater Johannes Pausch, Gründer und emeritierter Prior des Europaklosters Gut Aich, Dr. Martin Rötting, Leiter der Abteilung Religious Studies und Fachbereichsleiter für Systematische Theologie an der PLUS sowie die Jung-Theologin Sarah Pieslinger. Pieslinger, die sich in ihrer Dissertation unter anderem mit Bruder David Steindl-Rast befasst, führte aus, dass dieser in seiner Offenheit anderen Religionen gegenüber doch immer fest in der christlichen Lehre verankert geblieben sei. Rötting schätzt besonders die Klarheit und Schlichtheit, mit der Bruder David seine spirituellen Einsichten einem breiten Publikum nahezubringen vermag. Und Pater Pausch konnte als langjähriger Weggefährte Bruder Davids mit einigen Anekdoten aus dem Alltag des anerkannten Mystikers aufwarten. Abschließend hob er jedoch eine Gabe des Geehrten besonders hervor: Seinen Humor. „Humor ist eine Gnade des Heiligen Geistes, die leider aus der Theologie völlig verbannt wurde und heute nahezu als gotteslästerlich gilt“, sagte Pausch.

Er war es auch, der stellvertretend für Bruder David Steindl-Rast den Preis für dessen Lebenswerk entgegennahm. Bedankt hat sich hingegen der Ausgezeichnete persönlich, nämlich in einem am Vortag aufgezeichnete Video. In dem gut 20-minütigem Gespräch mit Pater Pausch merkte man ihm weder die Corona-Infektion noch seine 96 Jahre an. Steindl-Rast sprach über die Annäherung des Menschen an das “große Geheimnis des Lebens”: „Es ist für viele leichter zu fassen, als ein mit Vorurteilen belasteter Gottesbegriff.  Die ‚Uroffenbarung‘, die nicht etwa in grauer Vorzeit, sondern im Herzen eines jeden Menschen zu finden ist, ist das Fundament für die lebenslange Auseinandersetzung des Menschen mit Theologie.“ Abschließend erinnerte sich Bruder David daran, wie er “fast auf den Tag genau vor 50 Jahren” ebenfalls an den Salzburger Hochschulwochen teilgenommen hatte. Damals hielt er hielt eine Vorlesung zum Thema “Jesus als Wort Gottes in vergleichender religionspsychologischer Sicht.”

Das Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro wird heuer von der Benediktinerabtei zu den Schotten in Wien gestiftet. Es kommt zur Gänze einer Ärzte-Organisation zugute, die Augen-Operationen für erblindete Kinder in Afrika durchführt.

von l.n.r.: Pater Johannes Pausch (in Vertretung des Preisträgers), Prof. Martin Dürnberger (Obmann Salzburger Hochschulwochen)

Prof. Dr. Martin Dürnberger

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Foto: © Dr. Henning Klingen | von l.n.r.: Pater Johannes Pausch (in Vertretung des Preisträgers), Prof. Martin Dürnberger (Obmann Salzburger Hochschulwochen)