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Uni will mit dem Förderverein für bairische Sprache (FBSD) die Vorurteile gegenüber Dialekt und Standardsprache abbauen.

SALZBURG. Das Forschungsteam der Uni Salzburg und der FBSD sind überzeugt, dass ein Verständnis von Sprachvielfalt ein Schlüssel zu einer offenen und toleranteren Gesellschaft ist. Umgekehrt ist nämlich beobachtbar, dass Vorurteile gegenüber Sprecher*innen des Dialekts und der Standardsprache zu ungleicher Behandlung führen können. So wird in Österreich und Bayern Dialektsprechenden Gemütlichkeit und Sympathie zugeschrieben, aber auch eine gewisse Grobschlächtigkeit und mangelnde Bildung. Hochdeutschsprechende hingegen werden häufig als hochnäsig, aber auch als kultivierter und intelligenter eingeschätzt. „Viele halten Dialekt für eine verkümmerte Form der Standardsprache, was aber nicht der Fall ist“, erklärt Eugen Unterberger zum Zusammenhang von Dialekt und Standarddeutsch, das oft auch Hochdeutsch genannt wird. Er meint: „Unser Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, Schüler/-innen dazu zu bringen, über ihre eigene Sprachverwendung und ihre sprachliche Umgebung nachzudenken und ihre Bewertungen von Dialekt und Standarddeutsch kritisch zu hinterfragen.“ Irmtraud Kaiser und Andrea Ender leiten das Projekt, das von Eugen Unterberger und Heinz Schober initiiert wurde und hoffen durch die Gestaltung von Unterrichtsmaterial einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Sprachbewusstheit zu leisten: Bringe man die Kinder und Jugendlichen nämlich dazu, die Sprache und die damit einhergehende Bewertung zu hinterfragen, können Vorurteile abgebaut werden. Das Verständnis für Sprachvielfalt soll bei allen gesteigert werden, unabhängig davon, wie die Kinder und Jugendlichen selbst sprechen.

Die Arbeit an Schulen und Verzögerungen durch Corona

Gefördert von der EU, der Universität Salzburg und vom Land Salzburg entwickelte man Unterrichtsmaterialien für die vierte, sechste und zehnte Schulstufe. Diese sollen über ein Netzwerk von Direktor/-innen und Lehrkräften gezielt in Schulen in Bayern und Salzburg eingesetzt werden. Durch Tests vor und nach dem Einsatz will das Team überprüfen, ob die Unterrichtseinheiten einen Einfluss auf die Spracheinstellungen der Schüler/-innen haben, die mitunter von Vorurteilen geprägt sind. Der erste Schuleinsatz wurde schon letzten Herbst begonnen, doch dann kam Corona und im Lockdown ließ sich das Projekt nicht mehr durchführen und musste verschoben werden. In diesem Schuljahr wird nun ein erneuter Anlauf gestartet.

Schulungsmaterial hilft

Für die Schüler/-innen steht im Fach Deutsch ein Arbeitsheft für insgesamt zehn Unterrichtseinheiten bereit, das sich mit der sprachlichen Vielfalt zwischen den Polen Dialekt und Standardsprache beschäftigt. Dazugehörige Lehrerhandreichungen bieten vertiefendes Wissen zu den Materialien, was den Einsatz in der Praxis erleichtern soll. „Allein die Unterrichtsmaterialien sind ein Mehrwert“, sagt Kaiser über die Arbeitshefte, deren Inhalt nach Projektabschluss online der Öffentlichkeit, aber vor allem der Lehrerschaft zugänglich gemacht werden soll. „Unsere Hoffnung ist, dass wir die Art, wie Schülerinnen und Schüler über Dialekt und Standardsprache denken, neutralisieren können. Wir bringen ihnen keinen Dialekt bei“, stellt Unterberger klar und erklärt, dass das Material so gestaltet sei, dass es im Rupertiwinkel, in einer Schule mit einer hohen Quote an Dialekt sprechenden Kindern, ebenso wie im Salzburger Stadtteil Lehen eingesetzt werden kann, wenn es Klassen mit wenigen oder keinen Dialekt sprechenden Kindern gibt. Die Materialien geben dabei allen – Diandln, Melzen, Madln, aber auch den Buam – systematische Einblicke in die Vielfalt des Deutschen und in die Fragen, wie sehr Sprachgebrauch uns auch als Menschen prägt.

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Foto: Andrea Ender, Eurgen Unterberger und Irmtraud Kaiser (v.l.n.r.) | © sm