Bedrohung durch einen Mangel an Sinn bzw. die Verletzung bestehender Erwartungen

Aufbauend auf dem General Process Model of Threat and Defense (Jonas et al., 2014) untersuchen wir unter anderem, wie die Verletzung von Erwartungen oder das Erleben von Sinn- oder Bedeutungslosigkeit als Bedrohung wirken kann. Menschen haben das Bedürfnis, Sinn in ihrem eigenen Dasein zu verspüren und ihre Umwelt als logisch verständlich und nachvollziehbar wahrzunehmen. Wird dieses Bedürfnis verletzt – z.B. wenn gegenwärtige Erfahrungen und Erlebnisse in Konflikt zu bereits vorhandenen Erwartungen stehen – kann es zu einem Gefühl von Unsicherheit kommen. Um diesem unangenehmen Zustand zu entfliehen, nutzen Menschen verschiedene Strategien. Dies kann beispielsweise in Form einer Anpassung bestehender Annahmen aufgrund neuer Erfahrungen geschehen, oder durch die Bekräftigung bereits bekannter und sinnstiftender Strukturen (z.B. kulturelle Werte und Normen, Religion, politische Orientierungen). In unserer Forschung gehen wir der Frage nach, unter welchen Umständen Personen auf verschiedene Bewältigungsstrategien zurückgreifen. Im Zentrum unserer Aufmerksamkeit steht dabei die Frage, welche Implikationen sich hieraus für das soziale Miteinander ergeben und wie antisozialen Dynamiken entgegengewirkt werden kann.