Das Erleben von Soll-Ist Diskrepanzen

In einer sich durch Globalisierung, Technologisierung und Wettbewerbsorientierung ständig verändernden Unternehmenswelt werden die Ziele an die einzelne Person im Unternehmen hoch gesetzt. Dies kann zum Erleben persönlicher Soll-Ist-Diskrepanzen führen. Beispielsweise fehlen der Person die Kompetenzen, um die neue Fach- oder Führungsaufgabe zu meistern (Ist), obwohl es der Wunsch der Person ist, ihre Aufgaben kompetent zu bewältigen (Soll). Ein anderes Beispiel wäre der Konflikt im Team oder die wenigen Kontakte im Unternehmen (Ist), obwohl die Person sich gerne ins Team gut eingebunden fühlen will (Soll). Oder die Person fühlt sich von anderen kontrolliert und eingeengt (Ist), obwohl sie gerne frei Entscheidungen nach ihren eigenen Ideen und Wertvorstellungen treffen möchte (Soll). Die Bedürfnisse nach Kompetenz (Beispiel 1), sozialer Eingebundenheit (Beispiel 2) und Autonomie (Beispiel 3) sind demnach nicht erfüllt (Soll-Ist-Diskrepanz). Das Erleben dieser Diskrepanzen bei den drei psychologischen Grundbedürfnissen nach Deci und Ryan (2002) führt zu Unzufriedenheit und zum Wunsch, diese Diskrepanz zu reduzieren. Die Person ist also motiviert, ihre Kompetenzen zu steigern, sich im Team mehr zu integrieren oder selbstbestimmter zu handeln. Dies sind Anlässe, um entweder allein an sich zu arbeiten (z.B. während der Arbeit oder sich Wissen anlesen) oder eine Beratung aufzusuchen (z.B. Berater, Trainer, Mentor, Coach). Es gibt verschiedenste Beratungsformen, die passend zur Soll-Ist-Diskrepanz aufgesucht werden können (Jonas, Mühlberger, Böhm & Esser, 2016). So würde die Person einen fachlichen Berater oder Trainer aufsuchen, um sich Kompetenzen oder Wissen anzueignen; eine fachliche Beratung oder ein Training sprechen also das Kompetenzbedürfnis an und erfüllen dieses durch das Erlernen neuer bzw. Ergänzen vorhandener Fähigkeiten und Wissen. Im Gegensatz dazu würde die Person einen Mentor aufsuchen, um die unternehmensinternen Strukturen besser kennenzulernen und eine Bezugsperson im Unternehmen zu haben; ein Mentoring spricht und erfüllt also eher das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit. Auch ein Mediator spricht das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit an und verbessert soziale Beziehungen im Konfliktfall. Des Weiteren könnte eine Person einen Coach aufsuchen. Ein Coach unterstützt den Klienten dabei, selbstbestimmt und selbstkongruent eigene Ziele zu verfolgen, und spricht demnach das Bedürfnis nach Autonomie an.