Das Wissen über die eigene Sterblichkeit
Die Terror Management Theorie
Bedrohungen können so erlebt werden, dass sich Menschen implizit oder explizit in ihrer Existenz in Frage gestellt fühlen. Die Terror Management Theorie (TMT, Greenberg, Pyszczynski & Solomon, 1997) besagt, dass existentielle Bedrohungen durch die Salienz der Endlichkeit des Lebens den Menschen nach Strukturen suchen lässt, die ihm symbolische oder reale Unsterblichkeit verleihen. Psychologisch finden sich solche Strukturen in einem positiven Selbstwert, der sich aus eigenen Leistungen oder aus als wertvoll betrachteten Gruppenmitgliedschaften speist, und einem System kultureller Überzeugungen, welches inhaltlich eine Richtung vorgibt und durch Stabilität dieser Überzeugungen, Sicherheit und Kontrolle im Leben gewährleistet.
Diese psychologischen Strukturen, die dem Menschen eine gewisse Form von Unsterblichkeit, Sinn im Leben, Kontrolle und Stabilität geben, erklären, warum Menschen bestimmte, ihnen sehr wichtige Anliegen so vehement verteidigen. Zum Verständnis dessen, wie Menschen durch Bedrohungen beeinflusst werden, kann die TMT somit als Rahmentheorie dienen. Die Verteidigung dieser psychologischen Strukturen macht aber gleichzeitig auch deutlich, warum es Menschen oft so schwerfällt, sich gegenüber Ideen und Veränderungshinweisen zu öffnen. Bedrohen diese Ideen das eigene Selbst bzw. die eigene Gruppe und hiermit verbundene Überzeugungen, resultiert daraus die Abwertung der neuen Ideen und der entsprechenden Interaktionspartner. Die Motivation, wichtige Überzeugungen zu verteidigen, das eigene Selbst gegenüber Angriffen zu schützen oder gegenüber anderen einen positiven Eindruck zu machen, prägt Informationssuch-, -austausch- und Interaktionsprozesse.