Forschung zum Umgang mit Informationen

Wenn sich Menschen bedroht fühlen, wirkt sich dies typischerweise auf ihren Umgang mit neuen Informationen aus. Da Bedrohungen als Diskrepanzen zwischen Ist-Soll-Zuständen betrachtet werden können, führt das häufig daraus resultierende Bestreben, weitere kognitive Inkonsistenzen zu vermeiden, zu einer Verzerrung von Informationen: In einer Vielzahl von Studien wurde bisher gezeigt, dass standpunktunterstützende Informationen systematisch bevorzugt und dagegen standpunktwidersprechende Informationen systematisch vernachlässigt werden.
Dies kann gefährlich werden, da so an Fehlentscheidungen festgehalten wird, wie wir z.B. bei Ärzten zeigen konnten, die aufgrund einer selektiven Suche nach neuen Informationen an einer Fehldiagnose festhielten, während Ärzte, die sich konträren Informationen aussetzten, häufiger die richtige Diagnose stellten.
Bisher wurde das Phänomen selektiver Informationssuche überwiegend durch die Annahme von Defensivprozessen erklärt: Personen bevorzugen unterstützende Informationen, um ihre Standpunkte zu verteidigen und kognitive Inkonsistenzen zu vermeiden. Neben dem Verteidigungsmotiv (defense motivation) gibt es allerdings weitere Motivsysteme, nämlich das Akkuratheitsmotiv (accuracy motivation), d.h. die Motivation, einen gültigen Standpunkt einzunehmen, sowie interpersonale Motive (impression motivation), d.h. die Motivation, vor anderen in einem positiven Licht zu erscheinen und damit verbundene positive soziale Konsequenzen zu erzielen. In unseren Forschungen können wir zeigen, dass diese Motive jeweils in Abhängigkeit spezifischer situationaler Bedingungen aktiviert werden, sich gegenseitig beeinflussen und in unterschiedlicher Weise auf die Selektivität der Informationssuche bei Entscheidungen auswirken.
Im Hinblick auf unser Forschungsfeld der Prozesse sozialer Interaktionen, widmen wir uns insbesondere der Frage, wann und in welcher Form ein Austausch von Informationen in der Interaktion stattfindet. Wann öffnen oder verschließen sich z.B. Mitarbeiter in der Interaktion mit Kunden gegenüber Verbesserungshinweisen.