Kooperative Erschließung diffusen Wissens.

Ein literaturwissenschaftlich-informatischer Modellversuch zur Aufbereitung komplexer Textkorpora am Beispiel der „Oberdeutschen allgemeinen Litteraturzeitung“ (1788-1811).


Ein Projekt des FB Germanistik und des FB Artificial Intelligence and Human Interfaces

Fördergeber: Land Salzburg
Projektlaufzeit: 01.03.2022 – 31.12.2023

Mitwirkende:
Prof. Dr. Christian Borgelt (Projektleiter, FB AIHI)
Katharina Bruckschwaiger, MA (PraeDoc, Projektmitarbeiterin,FB Germanistik)
Daniel Ehrmann Dr., (Projektleiter, FB Germanistik)
N.N. (PraeDoc, FB AIHI)

1788 wurde in Salzburg mit der „Oberdeutschen Allgemeinen Litteraturzeitung“ (OALZ) eine Rezensionszeitschrift gegründet, die sich von Anfang an der „Beförderung einer wahren Aufklärung“ verschrieben hat und bis 1811 erschienen ist. Auch weil darin die von anderen Zeitschriften Nord- und Mitteldeutschlands übergangene katholische Buchproduktion berücksichtigt wurde, entwickelte sie sich schnell zu einem der wichtigsten Medien der Selbstverständigung für die süddeutsche Aufklärung. Wegen ihres textlichen Umfangs und der breiten thematischen Streuung ist sie jedoch inhaltlich bislang nur unzureichend erschlossen.

Ausgehend von der Annahme, dass solche Korpora diffusen Wissens weder allein literaturwissenschaftlich noch allein informatisch hinreichend bearbeitet werden können, sollen die spezifischen Expertisen und das fachtypische Methodeninventar beider Disziplinen zusammengeführt werden, um so in dezidiert kooperativer Form experimentell neue Methoden der Erschließung zu entwickeln. Dabei soll eine möglichst effiziente und zugleich philologisch zufriedenstellende Methode zur Digitalisierung und Annotierung des Textes entwickelt werden. Die so gewonnenen Daten werden entlang gemeinsam formulierter Hypothesen analysiert. Zu fragen ist etwa nach den (bis heute) überwiegend anonymen Autoren oder ihren Einstellungen zu bestimmten Themen.

Von der erstmaligen Erschließung eines Korpus von bisher nicht überschaubarer Größe erwarten wir inhaltliche Erkenntnisse im Einzelnen, aber auch Impulse für die Aufklärungsforschung insgesamt. Das Projekt wird auch die Grundlage für die Erforschung der meist unterrepräsentierten oder schlagseitig analysierten Beziehung zwischen den spätaufklärerischen Textkulturen des protestantischen Nordens und des katholischen Südens schaffen. Zugleich sind von der beschriebenen kooperativ-rekursiven Struktur aber auch methodische Fortschritte, die modellbildend für andere historische oder auch genuin digitale Textkorpora werden können.