Die Graphiksammlung der Universitätsbibliothek Salzburg

Die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Salzburg verwahren die ältesten und wertvollsten Bestände der Universität Salzburg: 1064 Handschriften, 1385 Wiegendrucke, 2471 Frühdrucke und mehr als 8000 Signaturen, die sich in der Rara-Sammlung befinden, zählen zum historisch bedeutendsten Kulturgut Salzburgs. Dazu kommt ein weiterer, für Universitätsbibliotheken eher ungewöhnlicher Dokumentenbestand: eine Sammlung von 567 Handzeichnungen und 1553 Druckgraphiken. Diese spannen einen weiten zeitlichen Bogen von der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 20. Jahrhunderts

Der älteste Bestand – Metallschnitte, Holzschnitte, Teigdrucke, eine Federzeichnung – stammt aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Diesen Einzelblättern ist weitgehend gemeinsam, dass sie sich entweder noch in situ in Handschriften und Wiegendrucken befinden, oder aus diesen abgelöst und in der Graphiksammlung aufgestellt wurden.

Die Studienbibliothek muss Anfang des 19. Jahrhunderts nach Übernahme der Bestände aus der erzbischöflichen Hofbibliothek mindestens 15 Klebebände (großformatige Alben, auf deren leere Seiten Graphiken geklebt wurden) mit mehr als 2400 Einzelblättern in ihrem Besitz gehabt haben. In den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden durch die Initiative des damaligen Direktors Ernst Frisch  (vgl. MGSL 91.1951) bis auf eine Ausnahme alle Klebebände aufgelöst. Die Einzelblätter erhielten neue Signaturen und bildeten den Kern der modernen Graphiksammlung in der Bibliothek.

Zum spektakulärsten Bestand zählen 14 Handzeichnungen und 148 Druckgraphiken, die sich im Klebeband „Städtebilder“ befanden: Familiäre Bezüge, Widmungen und persönlicher Aufenthalt lassen Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau (reg. 1587 – 1612) als Sammler dieser Blätter vermuten. Sechs Klebebände mit 866 Handzeichnungen und 405 Druckgraphiken trugen das  Supralibros von Erzbischof Hieronymus Colloredo aus 1772 und waren mit „Mahler-Academie“ betitelt. Nach einer ersten Durchsicht durch den Direktor der Albertina, Joseph Meder, erwies sich besonders der Inhalt des sechsten Bandes als Kunstschatz: Eine Bisterfeder-Studie Paolo Veroneses ( H 489) sowie die Handzeichnungen von  Jacopo Palma il Giovane zählen zu den wertvollsten Blättern der Universitätsbibliothek. Sehr hoch ist der Anteil an Aktzeichnungen und Teilstudien einzelner Körperpartien, die charakteristisch sind für den Studienbetrieb an Kunstakademien. Dies verweist auf die 1784 von Hieronymus Colloredo ins Leben gerufene Malerakademie, die sich zuerst im Ritzerbogenhaus und dann im alten Studiengebäude der Universität befand.

Durch Nachlässe und Ankäufe (bis ins 21. Jh.) erweitert(e) sich der Graphikbestand stetig. Kontinuierliche Restaurierungsmaßnahmen erhalten diesen wertvollen Bestand für die Nachwelt, seit Juni 2016 konnte durch die Anschaffung neuer Graphikschränke eine verbesserte Aufstellung erreicht werden.

Erschlossen ist dieser Teil der Sondersammlungen durch den von Ernst Frisch im Jahr 1946 angelegten Katalog der Graphiken und Handzeichnungen (handgeschrieben, ursprünglich in Zettelform, 1981 xerokopiert, 7 Bände) – eine Bilddatenbank ist bibliothekarischer Wunschtraum der Zukunft …

Um wenigstens einen ersten, online zugänglichen Überblick über diesen Sammlungsteil zu ermöglichen, wurden zwei Signaturenlisten, eine für die Gruppe der  Druckgraphiken, die zweite für die Gruppe der  Handzeichnungen, erstellt. Angegeben sind Signatur, Künstler und/oder Titel, Technik, Jahr, Anmerkungen und – wenn vorhanden – Links zu Abbildungen.