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Veröffentlicht am
November 19, 2025
Letzte Aktualisierung: November 20, 2025

Verleihung des Marko Feingold Preises 2025

Der Marko Feingold Preis 2025 ging im heurigen Jahr an zwei Preisträger, deren Dissertationen von einer Fachjury aus Historiker*innen der Universitäten Salzburg, Wien, Jena und Tübingen als auszeichnungswürdig beurteilt wurden. Dr. Rotem Avneri Meir und Dr. Jan Thorben Wilkens wurden in einem Festakt in der Bibliotheksaula der Universität Salzburg für ihre Arbeiten gewürdigt.

Der Marko Feingold Preis wurde anlässlich des 100. Geburtstags des früheren Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde von Stadt, Land und Universität Salzburg ins Leben gerufen. Rektor Bernhard Fügenschuh, Mag. Karl Zallinger als Vertreter für Landhauptfrau Karoline Edtstadler und Bürgermeister Bernhard Auinger nahmen die Preisverleihung vor.

Dr. Rotem Avneri Meir, online aus den USA zugeschaltet, wurde für seine herausragende Dissertation „The Emergence of the Seleukid Empire on the Margins of the Seleukid Empire“ ausgezeichnet. Die Studie bietet eine innovative Neubewertung des Aufstiegs der Hasmonäer im 2. Jahrhundert v. Chr. und zeigt, dass ihre Macht nicht primär durch Widerstand gegen das Seleukidenreich, sondern durch komplexe Aushandlungsprozesse innerhalb imperialer Strukturen entstand. Damit leistet die Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung politischer und religiöser Identitätsbildung im frühen Judentum und eröffnet neue Perspektiven auf das Verhältnis von Judäa zu den Imperien des antiken Mittelmeerraums. „Mit der Verleihung des Preises ehren die Stadt, das Land und die Universität Salzburg nicht nur herausragende wissenschaftliche Leistungen, sondern auch den Geist kritischer Reflexion und interdisziplinären Dialogs. Herr Dr. Avneri Meir verkörpert beides in besonderer Weise,“ so Laudator Daniel Schumann von der Universität Tübingen und ergänzt „Herrn Dr. Avneri Meir gelingt es, die anachronistischen Deutungsmuster früherer Forschung zu durchbrechen und das Verhältnis der Hasmonäer zum Seleukidenreich jenseits moderner Vorstellungen von politischer Autonomie und Staatlichkeit neu zu verstehen.“ Die ausgezeichnete Dissertation wird in der renommierten Reihe „Edinburgh Studies in Hellenistic History and Culture“ bei Edinburgh University Press erscheinen. Dr. Avneri Meir blickt auf eine beeindruckende internationale akademische Laufbahn zurück: Nach Stationen an der Universität Tel Aviv und dem Rupin Academic College forschte er als Doktorand am Center of Excellence in Ancient Near Eastern Empires der Universität Helsinki und war Visiting Fellow an der Harvard University. Derzeit ist er Postdoctoral Fellow an der Hebräischen Universität Jerusalem.

Die Dissertation des zweiten Preisträgers Jan Thorben Wilkens mit dem Titel „Queer Jewish Groups in Europe and their Network of Jewish Queers (1972–1990s)“.wurde von der Fachjury für auszeichnungswürdig befunden. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte der ersten drei queeren jüdischen Gruppen Europas – Gay Liberation Front London, Beit Haverim in Paris und Sjalhomo in Amsterdam – und deren Vernetzung. Sie zeigt die komplexe Identitätssuche zwischen jüdischer Tradition und queerer Selbstbestimmung sowie die Herausforderungen durch Antisemitismus und Homophobie. Für Laudatorin Helga Embacher von der Universität Salzburg hat „Jan Thorben Wilkens trotz aller Komplexität des Themas eine wissenschaftlich anspruchsvolle und gleichzeitig sehr gut lesbare Dissertation vorgelegt. Es ist ihm gelungen, Identitätssuche und Bemühungen um Anerkennung der ersten drei queeren-jüdischen Gruppen Europas nachvollziehbar zu analysieren und damit zugleich die Bandbreite des europäischen als auch US-amerikanischen Judentums sichtbar zu machen.“ Die Dissertation basiert auf umfangreichen Archivstudien und verdeutlicht den Einfluss gesellschaftlicher Umbrüche wie der sexuellen Revolution und der US-amerikanischen Reformbewegung. Sie leistet einen wichtigen Beitrag zur queeren Geschichte und zur Vielfalt des europäischen Judentums und regt zur Weiterführung des Themas bis in die Gegenwart an.Dr. Jan Wilkens hat an der Universität Potsdam 2023 im Fach Jüdische Studien promoviert, war als wissenschaftlicher Referent der Deutschen Gesellschaft für die Stärkung jüdischen Lebens und gegen Antisemitismus sowie als Leiter diverser  (Bildungs-)Projekte im Bereich der Antisemitismusprävention tätig. Zuvor lag die Leitung einer Forschungsgruppe zu Gender/Queer und Jewish Studies am Selma-Stern-Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg in seiner Verantwortung. Derzeit ist er Grants Manager bei der Alfred Landecker Foundation  und für die Entwicklung, Betreuung (inhaltlich wie administrativ), Capacity Building von Förderprojekten mit besonderem Schwerpunkt im Handlungsfeld „Antisemitismus bekämpfen und jüdisches Leben stärken“, tätig.

Für Rektor Bernhard Fügenschuh verpflichtet sich die Universität Salzburg mit der Vergabe des Marko Feingold Preises zu ihrem wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Auftrag: „Wir sind Ort der Aufklärung, der kritischen Reflexion, aber auch Ort der Auseinandersetzung mit dunklen Kapiteln der Geschichte. Erinnerungskultur ist mehr als Rückblick: Sie ist politische Bildung und zukunftsweisende Prävention. <Nie wieder> muss durch Forschung, Lehre und Gedenkkultur lebendig erhalten bleiben. Wer die Vergangenheit kennt, gestaltet die Zukunft verantwortungsvoll.“

Bürgermeister Bernhard Auinger unterstrich in seinen Grußworten die „herausragende Rolle Marko Feingolds als Brückenbauer und als – ein Holocaust-Überlebender, der ohne Verbitterung unermüdlich gegen Antisemitismus, Hass und Hetze wirkte und Generationen von Schüler*innen und Student*innen geprägt hat. Als Stadt Salzburg tragen wir seine Ziele weiter: durch Schulprojekte, Ausstellungen, Forschung und den Marko Feingold Preis ebenso wie durch zahlreiche Akzente in der Erinnerungskultur. Gerade im heurigen Jubiläumsjahr „80 Jahre Kriegsende“ haben wir zahlreiche Akzente gesetzt. Ich erinnere an den Festakt zur Umbenennung der Heinrich-Damisch-Straße in Helene-Thimig-Straße oder auch an die Benennung der Alma Rosé-Stiege auf den Mönchsberg sowie das neue Infopult bei Kriegerdenkmal am Kommunalfriedhof. Marko Feingold wäre sicher stolz, den beiden Preisträgern zu ihren Arbeiten gratulieren zu können.“

Karl Zallinger, in Vertretung für Landeshauptfrau Karoline Edtstadler erinnerte an die Novemberpogrome 1938 und deren massive Folgen auf die jüdische Bevölkerung. „Der Marko Feingold Preis trägt maßgeblich dazu bei, die Erinnerung an diesen einzigartigen Mann aufrecht zu erhalten und in seinem Sinn auch die Erinnerungskultur zu stärken.“ Zallinger zitierte den evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, der im April 1945 von den Nazis hingerichtet wurde, und davor warnte, Schmerz oder Erinnerung zu verdrängen, sondern sie bewusst zuzulassen.“

Der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde für die Bundesländer Salzburg, Steiermark und Kärnten Elie Rosen meldete sich via Grußbotschaft zu Wort: „Antisemitische Vorfälle und Ressentiments gegen die jüdische Bevölkerung gehören wieder zum Alltag, demokratische Institutionen geraten unter Druck. Gerade jetzt ist es entscheidend, jene sichtbar zu machen, die für Menschlichkeit, Verantwortung und Zivilcourage stehen.“ Genau das tut der Marko Feingold Preis: Er zeichnet Menschen aus, die sich auf wissenschaftliche Art und Weise mit ganz unterschiedlichen Themen des Judentums auseinandersetzen, die nicht wegschauen, sondern jüdische Kultur derart greifbar machen, die sich gegen Hass stellen, für Solidarität eintreten und unsere Gesellschaft stärken.

Der Marko Feingold Preis wird alle drei Jahre vergeben. Ausgezeichnet werden herausragende Dissertationen, die unter kultur- und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive ein Thema der jüdischen Geschichte, Kultur oder Religion erforschen.

 Bilder zur Veranstaltung

Marko Feingold Preisverleihung

Mag.a Susanna Graggaber

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Foto: © Kolarik (v.l.n.r. Daniel Schumann, Rektor Bernhard Fügenschuh, Bürgermeister Bernhard Auinger, Hanna Feingold, Jan Wilkens, Helga Embacher, Karl Zallinger)