Atelier Gespräch: Dracula – ein Vampir im Gewand des 21. Jahrhunderts
In Kooperation mit dem Schauspielhaus Salzburg
Univ.-Prof. Sabine Coelsch-Foisner (Universität Salzburg) im Gespräch mit der Regisseurin Susi Weber, Tabea Baumann (Bühnenfassung) und dem Osteuropa-Historiker Univ.-Prof. Dr. Christoph Augustynowicz (Universität Wien)
Montag, 28. April 2025 | 18:30 Uhr | Schauspielhaus Salzburg, Säulenfoyer | Erzabt-Klotz-Straße 22 | Salzburg
Dracula (1897) ist einer der bekanntesten Schauerromane der englischen Literatur und zählt neben Louis Stevensons Strange Case of Dr. Jekyll and Mr Hyde (1886) und Oscar Wildes The Picture of Dorian Gray (1891) zu den kanonischen Texten der Fantastik des fin-de-siècle. Typisch dafür ist das Vermischen unterschiedlicher Gattungstraditionen und der Entwurf neuer, populärer Formate. So greift Bram Stoker auf den Brief- und Tagebuch-Roman zurück und entwirft in Anlehnung an Frankensteins Monster (Mary Shelley, Frankenstein, 1818) ein Mensch-Monster in Gestalt eines blutsaugenden Vampirs, der die Populärkultur des 20. Jahrhunderts wie kaum eine andere Figur beflügelt hat. Die schottische Tourismusindustrie profitiert von den Gruselfantasien des graduierten Mathematikers und Präsidenten der Philosophischen Gesellschaft von Trinity College (Dublin) Bram Stoker, und sowohl Slains Castle als auch Dunnottar Castle vermarkten sich als Inspirationsquellen für Dracula. Weltweit verdanken sich über 250 Filme, Comics und Erzählungen Stokers Titelfigur, die sich in die ambivalenten Doppelgänger-Figuren, Gestaltwandler und Untoten der (Spät-)Romantik reiht. Der ikonische Look von Graf Dracula geht auf das Bühnenstück von Hamilton Deane (UA 1924 im Grand Theatre, Derby) zurück und wurde 1931 durch die Verfilmung mit Bela Lugosi als Graf Dracula bekannt gemacht.
Stokers Roman ist eine tiefgründige Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Unbekannten und dem Tod, mit Sexualität und Transgression. Während darin die ungebrochene Faszination und Wandlungsfähigkeit des Vampirmythos wurzelt, stellt sich die Frage nach der Darstellung der Vampirgestalt auf der Bühne und danach, worin im 21. Jahrhundert Grenzüberschreitungen und Unterwanderungen gesellschaftlicher Normen bestehen. Von Interesse sind weiters die Form und Vielstimmigkeit des Romans, zumal das (pseudo-)dokumentarische Format wesentliches Indiz der Schauer- und Teaser-Ästhetik der Gothic ist. Wie wird Tabea Baumanns Bühnenfassung dieser Erzählstruktur gerecht? Wie gestaltet Susanne Webers Inszenierung mit Wolfi Rainers Musik angesichts des Überangebots an medialen Schreckensbotschaften den Pakt zwischen Stoff und Publikum?
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