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Veröffentlicht am
Dezember 1, 2025
Letzte Aktualisierung: November 25, 2025

Neues Buch: Globale Gerechtigkeit für Kinder – ein fähigkeitenorientierter Ansatz

Kinder sind von globaler Ungerechtigkeit besonders betroffen – Armut, Ausbeutung oder fehlende Bildungschancen prägen das Leben vieler. Trotzdem kommen sie in der Debatte um globale Gerechtigkeit oft kaum vor. In seinem neuen Buch „Global Justice for Children: A Capability Approach“ (Routledge 2025) zeigt Gottfried Schweiger vom Zentrum für Ethik und Armutsforschung der Universität Salzburg, warum sich das dringend ändern muss.

Das Buch entwickelt eine Theorie globaler Gerechtigkeit, die Kinder als eigenständige Akteure ernst nimmt – nicht nur als Schutzbedürftige, sondern als Menschen mit eigenen Ansprüchen auf ein gutes Leben. Schweiger greift dabei auf den sogenannten Capability Approach zurück, der fragt, welche Fähigkeiten und Handlungsmöglichkeiten Menschen tatsächlich haben, um ein erfülltes Leben zu führen.

Er argumentiert, dass jedes Kind weltweit das Recht auf die Voraussetzungen für ein „hinreichend gutes Leben“ hat – also auf jene Fähigkeiten, die körperliche, emotionale und soziale Entwicklung ermöglichen. Dazu gehören etwa Gesundheit, Fürsorge, Bildung, Selbstachtung oder soziale Teilhabe. Schweiger zeigt, wie sich solche Fähigkeiten konkret bestimmen lassen, ohne kulturelle Unterschiede zu übergehen. Zentral ist dabei das Suffizienzprinzip: Es geht nicht um Gleichheit um jeden Preis, sondern darum, dass kein Kind unter ein bestimmtes Mindestniveau an Lebensmöglichkeiten fällt. Ein mehrstufiges Schwellenmodell – von grundlegender bis idealer Gerechtigkeit – verbindet kurzfristige Verbesserungen mit langfristigen Zielen. Besonders stark ist das Buch dort, wo es die Verantwortung für Gerechtigkeit neu verteilt: Nicht nur Eltern oder Staaten, sondern auch internationale Organisationen, Unternehmen und globale Institutionen tragen Verantwortung dafür, dass Kinder Chancen auf ein gutes Leben haben. Schweiger nennt das eine Theorie differenzierter Verantwortung.

Zum Schluss richtet das Buch den Blick nach vorne: Themen wie Klimakrise, Digitalisierung oder soziale Ungleichheit verändern die Kindheit des 21. Jahrhunderts. Schweiger fordert, Kinder nicht nur zu schützen, sondern ihre Stimmen in gesellschaftliche und philosophische Debatten aktiv einzubeziehen. „Global Justice for Children“ ist ein engagiertes Buch über eine zentrale Frage globaler Ethik – und ein Plädoyer, Kinder endlich in den Mittelpunkt der Gerechtigkeitsdebatte zu rücken.


 Hier geht’s zum Buch „Global Justice for Children: A Capability Approach“

Statue of Justitia

David Kiep

Universität Salzburg | Zentrum für Ethik und Armutsforschung

Franziskanergasse 1 | 5020 Salzburg | Austria

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Bild: © pixabay