Projekt „Psyche“: Genomische Entschlüsselung aller Tag- und Nachtfalterarten Europas
Erste 1.000 sequenzierte Genome liefern neue Erkenntnisse für Biodiversität, Klimaforschung und Schädlingsmanagement
Die Entschlüsselung der DNA von Tag- und Nachfaltern könnte zum Erhalt von Arten beitragen, zum besseren Verständnis ihrer Evolution, und neue Wege zur Bekämpfung von Schädlingen in der Landwirtschaft aufzeigen. Mit der Sequenzierung der Genome von 1.000 Tag- und Nachtfaltern durch Expertinnen und Experten aus ganz Europa wurde ein erster wichtiger Meilenstein erreicht. Unter den Arten befinden sich auch zahlreiche in Österreich heimischen Schmetterlingsarten.
Das Projekt „Psyche“ ist eine internationale Initiative mit dem Ziel alle 11.665 Tag- und Nachtfalterarten Europas zu sequenzieren. Im Forschungsverbund arbeiten derzeit 184 Mitglieder aus 34 Ländern zusammen. Das Projekt – benannt nach der griechischen Göttin der Seele, die mit Schmetterlingsflügeln dargestellt wurde – umfasst ein breites Netzwerk von Wissenschaftler*innen, Expert*innen, Hobbyentomolog*innen und Interessengruppen aus den Bereichen Naturschutz und Industrie aus ganz Europa – und darüber hinaus.
Diese internationale Zusammenarbeit wurde nun in dem renommierten Fachblatt „Trends in Ecology & Evolution“ vorgestellt. Der Beitrag analysiert detailliert die aus den generierten genomischen Datensätzen ableitbaren Informationen. Schmetterlinge sind wichtige Indikatoren für den Landnutzungswandel und den Klimawandel, da sie schnell auf Umweltveränderungen reagieren. Ein Rückgang von Schmetterlingspopulationen dient als Frühwarnsystem für den generellen Verlust von Artenvielfalt. In zahlreichen Naturschutzaktivitäten werden Tag- und Nachtfalter untersucht, um den Zustand eines Ökosystems zu evaluieren und potentielle Trends festzustellen, beispielsweise ob Naturschutzbemühungen erfolgreich sind.
Dr. Valentina Todisco, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Arbeitsgruppe von Prof. Jan C. Habel (Zoologische Evolutionsbiologie) im Fachbereich Umwelt & Biodiversität der Universität Salzburg unterstreicht die Relevanz dieses europäischen Forschungsverbundes: „Die Integration der Genomik im Naturschutz kann dazu beitragen, neue Arten zu identifizieren und ist essentiell für ein effizientes Monitoring der Artenvielfalt“. Die genetischen Informationen können auch verwendet werden, um den Rückgang der Populationsgrößen oder Effekte der reduzierten Konnektivität zwischen lokalen Vorkommen oder den Grad der Inzucht abzuschätzen. Dies ist besonders von Relevanz vor dem Hintergrund des rasanten Rückgangs der Artenvielfalt über weite Teile Österreichs, der besonders für Tag- und Nachtfalter in den letzten Jahren nachgewiesen wurde. Alle bislang erfolgreich analysierten 1.000 Genome sind frei verfügbar und könnten somit auch für weitere Forschungsarbeiten genutzt werden.
Veröffentlichung:
C. Wright, N. Wahlberg, R. Vila, et al. (2025) Project Psyche: reference genomes for all Lepidoptera in Europe. Trends in Ecology & Evolution. https://doi.org/10.1016/j.tree.2025.10.007
Mehr Informationen gibt es auf der Projektwebsite „Project Psyche“.
Kontakt:
Dr. Valentina Todisco, Ph. D.Postdoctoral fellowDepartment Environment and Biodiversity
Hellbrunner Straße 34 | 5020 Salzburg | Austria
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