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Veröffentlicht am
November 18, 2025
Letzte Aktualisierung: November 19, 2025

Salzburger Kulturfondspreis 2025 an Projektgruppe des Fachbereichs Geschichte der Universität Salzburg verliehen

Für ihr Projekt „Zwangslager und Zwangsarbeit im Raum Salzburg in der Zeit des Nationalsozialismus. Strukturen – Schicksale – Erinnerung“ haben die Studierenden und Absolvent:innen des Fachbereichs Geschichte der Universität Salzburg Tobias J. Bidlingmaier, Cassandra Burgstaller, Antonia Hauser, Lena Thurnhausstatter und Markus Zartner sowie Postdoc-Assistent für Zeitgeschichte am Fachbereich Geschichte Johannes Dafinger den  Kulturfondspreis 2025 der Landeshauptstadt Salzburg in der Preiskategorie „Förderpreis für Wissenschaft & Forschung“ erhalten. Die feierliche Verleihung des Preises durch Bürgermeister Bernhard Auinger fand am 17. November 2025 in der Universität Mozarteum Salzburg statt.

Das Projekt ist aus einer Lehrveranstaltung am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg hervorgegangen. Die Projektergebnisse wurden in einem  Themenheft des E-Journals „historioPLUS“  publiziert und in der  Radiosendung „FVONK dich FREI!“ (Salzburger Radiofabrik) vorgestellt.

Im Bundesland Salzburg gab es in der Zeit des Nationalsozialismus rund 190 Zwangslager, also Orte, an denen Menschen unter haftähnlichen Bedingungen gegen ihren Willen leben mussten. Markus Zartner berichtet aus der Projektarbeit: „Wir haben einige dieser teils völlig in Vergessenheit geratenen Lager sowie die Lebens- und Arbeitsbedingungen der darin untergebrachten Menschen erforscht. Fünf Fallstudien zeichnen persönliche Schicksale nach, auch von Salzburger:innen, die – vom NS-Staat verbotene – Kontakte mit Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter+innen aufnahmen, und legen offen, welche Spuren dieser Vergangenheit an den Orten der ehemaligen Lager heute noch sichtbar sind bzw. wie der Opfer in der Öffentlichkeit gedacht wird.“

Tobias J. Bidlingmaier gibt einen Einblick in die Projektwerkstatt: „Unseren Fallstudien liegen intensive und gründliche Recherchen in lokalen und internationalen Archiven zugrunde, etwa im Stadtarchiv Salzburg, im Salzburger Landesarchiv und in den Arolsen Archives. Außerdem haben wir teils vor Ort in Salzburg und Umgebung recherchiert sowie Zeitzeugeninterviews geführt.“

Zur Motivation der Projektgruppe erläutert Johannes Dafinger: „Wir wollten die lokale Dimension des Verbrechenskomplexes NS-Zwangslager und NS-Zwangsarbeit untersuchen und einen Beitrag dazu leisten, diesen Aspekt der Geschichte Salzburgs sichtbarer zu machen. Wir konnten zeigen, wie eng die Stadt und der Lagerkosmos miteinander verflochten waren. Die Inhaftierung von Menschen in Lagern und die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft fanden unter Mitwirkung vieler Salzburger:innen und unter aller Augen statt, und sie folgten für alle sichtbar einer fremdenfeindlichen und rassistischen Logik.“

Lena Thurnhausstatter ergänzt: „Der Justizpalast, die Brücken der Stadt, das Schloss Kleßheim, das ehemalige Zwangslager für Sinti und Roma oder das nahe Schloss Laufen sind Orte, an denen wir heute arbeiten, wohnen, feiern oder die wir täglich passieren. Aber die Geschichten, die sich dort während des Nationalsozialismus abgespielt haben, sind weitgehend aus dem kollektiven Bewusstsein verschwunden.“

Antonia Hauser freut sich daher über den Preis: „Dieser Preis würdigt nicht nur unsere Forschungsarbeit, sondern er gibt uns auch die Möglichkeit, Schicksale von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter:innen in Salzburg und von Salzburgerinnen, deren Beziehungen zu Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter:innen als kriminelle Handlungen eingestuft und bestraft wurden, einem größeren Publikum zu präsentieren.“

Cassandra Burgstaller ist überzeugt, dass die fortgesetzte Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus dringend ist: „Geschichte dient nicht allein der Rückschau. Sie hilft uns, Gegenwart und Zukunft bewusster zu gestalten. Unsere Hoffnung ist, dass unsere Publikation Impulse gibt – für Lehre, Forschung, Vermittlung und dafür, dass Erinnerung lebendig bleibt.“

Salzburger Kulturfondspreis 2025 an Projektgruppe des Fachbereichs Geschichte der Paris Lodron Universität Salzburg verliehen

Gregor Fuchs, BA MA

Universität Salzburg | Geschichte

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Tel: +43 662 8044-4740

E-Mail an Gregor Fuchs, BA MA

Foto: © wildbild | Herbert Rohrer (v.l.n.r.: Johannes Dafinger, Tobias J. Bidlingmaier, Antonia Hauser, Lena Thurnhausstatter, Cassandra Burgstaller und Markus Zartner mit Bürgermeister Bernhard Auinger)