Folge 10: Studienergänzung Geographische Informationssysteme (GIS)


Studienergänzungen Uni Salzburg

Du wolltest die Darstellung von Daten, die du für deine Abschlussarbeiten, Präsentationen, etc. brauchst, schon immer auf ein nächstes Level bringen und andere damit beeindrucken? Das Erlernen von raumzeitlichem Denken klingt für dich spannend? Dann könnte die Studienergänzung Geoinformationssysteme für dich interessant sein!

Die Integration und Analyse raumbezogener Daten spielen in enorm vielen Fachgebieten eine wichtige Rolle. Der Fokus der Studienergänzung liegt hierbei auf der Verarbeitung und Darstellung räumlicher Daten mit Geographischen Informationssystemen (GIS). Wir haben dazu mit Herrn Dr. Manfred Mittlböck vom Fachbereich Geoinformatik gesprochen, der uns mehr über diese Studienergänzung verraten wird.

Manfred Mittlböck stellt die Studienergänzung „Geographische Informationssysteme“ kurz vor

Worum geht es beim Zertifikat der Studienergänzung? Wie ist sie entstanden – aus welchem Bedürfnis?

„Viele Studierende in Ökologie, Geschichte, empirische Sozialforschung, Politikwissenschaften usw. verwenden Karten im Studium und für ihre studentischen Arbeiten. Bei der Studienergänzung geht es darum zu lernen, räumliche Daten richtig aufzunehmen, die Daten unter raumzeitlichen Gesichtspunkten zu verstehen und zu interpretieren (‚spatial thinking‘) und anschließend daraus abgeleitete Erkenntnisse mittels Visualisierungen attraktiv zu präsentieren. Ein wesentlicher Vorteil der Geoinformation ist hier, dass man mit Karten effektiv kommunizieren kann. Erwähnenswert ist, dass räumliche Informationen nicht nur in der Geoinformatik verwendet werden, sondern auch in Fächern wie Altertumswissenschaften, in der Biologie, Landschaftsökologie, Archäologie, etc. Wenn Studierende raus ins Feld gehen und dort mobile Datenaufnahmen z.B. von ihren Grabungen durchführen oder Pflanzen entdecken und Habitate festlegen, dann erkennt man, dass die räumliche Perspektive zusätzlichen Kontext liefert.“

GIS Salzburg
Abbildung 1: Salzburg visualisiert mittels Geoinformation

„Im Mittelpunkt der Anwendung von Geoinformationssystemen, steht nicht das Programmieren – wir fokussieren hier auf low code und no code Ansätze. Bei den Lehrveranstaltungen der Studienergänzung werden jene Komponenten in den Vordergrund gerückt, die einen effizienten Einstieg in die Praxis der Geoinformation liefern. Wir legen den Fokus mit geospatial thinking weniger auf reine Geoinformatik, sondern Anwendungsmöglichkeiten von Geoinformation. Es gilt also das räumliche Denken technisch zu übersetzen und die Unterstützung mit Geoinformation und entsprechenden Werkzeugen aufzuzeigen. Das Zertifikat soll also eine wertvolle methodische Ergänzung zur eigenen Fachqualifikation bilden.“

Im Folgenden sieht man das Dashboard des Copernicus Masters in Digital Earth, den man auch an der PLUS absolvieren kann. Geoinformation zeigt hier die Ursprungsländer der Studierenden, ihre vorherigen Abschlüsse und Spezialisierungen, etc. – alles das aus räumlicher Perspektive, nicht nur als Tabelle. Wenn ihr mehr zum Thema Copernicus Master an der PLUS erfahren wollt, dann schaut euch diesen Blogartikel an.

Copernicus Master Dashboard
Abbildung 2: Das Copernicus Master Dashboard. Details unter: https://master-cde.eu/programme/students/

„In Zeiten der Corona Pandemie hat man gesehen, wie effektiv man mit Karten kommuniziert. Beispielsweise hat man mit einer Leichtigkeit feststellen können, wo Covid-19-Fälle konzentriert auftreten. Diese hat man dann visualisieren können und der Bevölkerung anhand von Karten-Dashboards verständlich kommuniziert. Das ist aber nur eines von unzähligen Beispielen.“

„Mark Zuckerberg prägt aktuell ja den Begriff des Metaverse, also immersiver virtueller Welten, vermischt mit unserer ‚Echtwelt‘, wo Menschen zusammen kommen und sozial interagieren. Dafür sind Virtual und Augmented Reality Schnittstellen wichtig. Geoinformation kommt auch hier ins Spiel, sie hilft dabei, diesen Interaktionen einen räumlichen Kontext zu geben. Es entsteht eine digital-real vernetzte Welt in der wir zusammenkommen, studieren, arbeiten, teilweise digital und teilweise physisch. Dazu haben wir einerseits die Daten die wir auf der Erde aufnehmen, aber auch jene, die wir durch die Fernerkundung gewinnen können, wie etwa durch Luftbildaufnahmen oder Satellitenaufnahmen.“

„Ein weiteres Beispiel, das sich intensivst der Geoinformation bedient ist das GEOHUM Christian Doppler Labor der Universität. Dort wird daran geforscht, wie man humanitäre Organisationen unterstützen kann, die Entwicklung von Flüchtlingslagern in Nordafrika besser zu verstehen und deren Entwicklungen zu beobachten. Dies um Fragen wie z.B.: Wie schnell werden sie größer? Wie gilt es die Logistik zu organisieren? Wo soll man die nächste Krankenstation aufbauen? Zu beantworten. Wie man sieht gibt es hier viele Fragestellungen, die nur über eine räumliche Perspektive zu beantworten sind.“

„Die Aufgabe der Geoinformation ist es, unterschiedliche Wissenschaften bei der Bearbeitung, Beantwortung und Kommunikation räumlicher Fragestellungen zu unterstützen. In der Geographie werden diese Methoden seit vielen Jahren bereits angewandt. Bei der Unterstützung und Anwendung in anderen Fachdisziplinen haben wir noch Luft nach oben. Hier wollen wir also gerne mit einem Zertifikat für „Geographische Informationssysteme“ andocken, damit zukünftig vermehrt Tools wie mobile Felddatenaufnahme, Integration einer expliziten der räumlichen Perspektive in Analysen, und die Kommunikation von Ergebnissen mit digitalen Karten fachübergreifend in Bachelor-, Master- und Forschungsarbeiten zur Anwendung kommen. Fertigkeiten mit Geographischen Informationssystemen sind wichtige Zusatzqualifikationen, mit diesen kann man in der eigenen Domäne erfolgreich wirken. Spatial thinking mit räumlichen Auswertungen und die Kommunikation mit digitalen Karten liefert für viele Studienfächer eine zusätzliche Perspektive und damit Mehrwert.“

Im Folgenden sieht man eine geoinformatisch generierte 3D Visualisierung des Science City Campus in Itzling.

Campus Science City
Abbildung 3: Karte & Kontext – Beispiel aus dem Forschungsprojekt 5G-EXPS: Karte & Kontext: Der Campus Science City in Itzling am 26. Jänner 2023

Wie ist die Studienergänzung aufgebaut?

„Die Studienergänzung ist in ein Basismodul (12 ECTS) und Aufbaumodul (12 ETCS) gegliedert. Die Studierenden absolvieren einen definierten Katalog von Lehrveranstaltungen und auch einige Wahloptionen und erwerben so das Zertifikat für die Studienergänzung.“

Für wen ist die Studienergänzung geeignet bzw. zu empfehlen?

„Die Studienergänzung ‚GIS‘ ist für alle, die an einer zusätzlichen räumlichen Perspektive und digitalen Kommunikationswerkzeugen interessiert sind. Karten sind allein schon für die Orientierung hilfreich, nicht nur in der physischen Umwelt, sondern z.B. auch für eine maßgeschneiderte Kommunikation von Erkenntnissen und Ergebnissen in einer Bachelor- oder Masterarbeit. Spatial Thinking als Grundlage räumlicher Analysen bietet zusätzliche Möglichkeiten, Perspektiven und Kommunikationsoptionen, die man bis jetzt vielleicht nicht so eingeblendet hatte.“

Was finden Sie an der Studienergänzung besonders toll/erwähnenswert?

„Die Kommunikation mit Karten haben einen ganz wesentlichen Vorteil neben Tabellen und Diagrammdarstellungen – sie sind einfach verständlich und wir verlassen uns auf sie. Wir vertrauen dem Navigationssystem, der Wetterkarte – diese anschauliche Möglichkeit zu kommunizieren ist in allen räumlich arbeitenden Wissenschaften unentbehrlich. “

„Wenn ich die Möglichkeiten der räumlichen Perspektive nutze, die in diese Studienergänzung aufgezeigt werden, dann habe ich in meinem Studienfach einen klaren USP. Wenn ich dann fertig werde, sei es in zukünftiger Forschung oder als MitarbeiterIn in einem Unternehmen oder der Verwaltung, dann habe ich räumlichen Denken verinnerlicht. Der Raum-Zeit Kontext wird präsent und bietet Mehrwert an Information und öffnet mir zusätzliche Kommunikationswege.“

Danke für’s Interview! 🙂

Photo Credits:
Titelbild: iStock.com/sorbetto
Beitragsbilder: Manfred Mittlböck