Sozial Engagieren beim Freiwilligenzentrum Salzburg


Zusammen für Windenergie

Freiwillige Arbeit kann spannend und bereichernd sein. Egal, ob es sich um Lernunterstützung für Kinder und Jugendliche, Zeit mit Senior*innen verbringen, Kochen für obdachlose Menschen oder um Deutschlernen mit geflüchteten Personen handelt – wer sich freiwillig engagiert beeinflusst unmittelbar das Leben eines anderen Menschen.

Wir haben für euch mit dem  Freiwilligenzentrum Salzburg über Wege gesprochen, wie sich Studierende engagieren können und dabei einige Chancen und  Möglichkeiten genauer unter die Lupe genommen.

Was ist das Freiwilligenzentrum Salzburg? Wer steht dahinter? Was bietet es an?

„Wir sind allgemein eine Service-Stelle und Drehscheibe für freiwilliges Engagement im sozialen Bereich. Unser Ziel ist es freiwilliges Engagement zu stärken und optimale Bedingungen dafür zu schaffen, in dem wir informieren, qualifizieren und vermitteln. Im Bundesland Salzburg sind wir der erste Ansprechpartner für alle, die sich freiwillig im Sozialbereich engagieren möchten, sowie für jene, die in Institutionen für Freiwillige zuständig sind.

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Fortbildung. Wir bieten ein bedarfsorientiertes, selbstverständlich kostenloses, Bildungsprogramm für Freiwillige und Freiwilligenkoordinator*innen an. In unserem „ Werkzeugkoffer für Freiwillige“ bekommen die Freiwilligen bei verschiedensten Workshops die Möglichkeit sich bestmöglich auf ihr Engagement vorzubereiten. Dieses Bildungsangebot wird sehr begeistert genutzt.“

Organisiert ist das Freiwilligenzentrum Salzburg als Verein: Es ist eine Kooperation von Diakoniewerk Salzburg, Hilfswerk Salzburg, Samariterbund Salzburg, Caritasverband der Erzdiözese Salzburg und Land Salzburg.

Das Freiwilligenzentrum Salzburg verfügt über zwei Mitarbeiterinnen. Die Leiterin Marlies Blaschko und Doris Mair, Mitarbeiterin für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit.

Leiterin Marlies Blaschko und Mitarbeiterin Doris Mair vlnr.
Leiterin Marlies Blaschko und Mitarbeiterin Doris Mair vlnr.

Wie ist das Freiwilligenzentrum entstanden und warum?

„Die Ursprünge des Freiwilligenzentrum Salzburg führen zurück ins Jahr 1999, als Akzente Salzburg/Verein Salzburger Jugendinitiativen eine Freiwilligen- und Hobbybörse gegründet hat. Von 2003 bis 2009 wurde „Hilfe&Hobby“ von Akzente Salzburg in Kooperation mit der Caritas Salzburg weitergeführt.

Die Freiwilligenbörse wurde im Jahr 2009 unter dem neuen Namen „Freiwilligenzentrum Salzburg“ von der Caritas Salzburg übernommen. Das FWZ wurde von 2009 – 2015 als eine Einrichtung der Caritas mit finanzieller Unterstützung durch das Land Salzburg geführt.

Seit Januar 2016 ist das Freiwilligenzentrum Salzburg, wie auch heute noch, eine Kooperation von Caritasverband der Erzdiözese Salzburg, Diakoniewerk Salzburg, Hilfswerk Salzburg, Samariterbund Salzburg und Land Salzburg. Ziel der Einrichtung ist eine zentrale Anlaufstelle für soziales freiwilliges Engagement in Salzburg zu schaffen.“

Wie und wo können sich Studierende melden bzw. engagieren? Wie läuft das ab?

„Für Studierende, die noch kaum Erfahrung mit Freiwilligenarbeit haben, ist es empfehlenswert als Einstieg unseren  virtuellen Rundgang anzuschauen. Hier können Interessierte Schritt für Schritt den Informationen folgen, die für sie individuell interessant sind. Gerne können die Studierenden auch Kontakt mit uns aufnehmen, wir beraten sie gerne. Auf unserer Website führen wir die  Freiwilligenbörse, in der die Salzburger Hilfsorganisationen inserieren. Studierende, die sich freiwillig engagieren möchten, können auch selbstständig die Freiwilligenstellen in unserer Freiwilligenbörse durchschauen und mit den jeweiligen Freiwilligenkoordinator*innen der Projekte Kontakt aufnehmen.

In der Regel läuft es so ab, dass Interessierte die/den Freiwilligenkoordinator*in des Freiwilligenprojektes kontaktieren. Dann wird ein Erstgespräch vereinbart. In diesem geht es nicht nur darum, über die Freiwilligenstelle zu informieren, sondern es ist in der Freiwilligenarbeit auch sehr wichtig, die Interessen, Bedürfnisse und Motivation des Freiwilligen kennenzulernen. Denn Freiwilligenarbeit ist besonders dann erfolgreich, wenn auch die engagierte Person Freude daran hat und einen positiven Nutzen für ihr eigenes Leben ziehen kann. Wir wissen aus verschiedensten Studien, dass ein freiwilliges Engagement für die Engagierten eine Bereicherung für ihr Leben ist. Vorausgesetzt eine Person findet ein Engagement, das zu ihr passt! Viele Menschen, die sich engagieren möchten, haben durch ihren beruflichen Werdegang, ihren Fähigkeiten, ihren Leidenschaften, ihren Interessen oder ihren Hobbies bereits sehr konkrete Vorstellungen, wie sie sich freiwillig engagieren möchten. Um das richtige Engagement zu finden, ist es sinnvoll, sich damit auseinanderzusetzen, was einem Freude bereitet. Deshalb hat uns auch das Projekt „ Coaching für Freiwillige“ von Elena Fischer und Franziska Kinskofer gleich auf Anhieb begeistert. Im Coaching lernen Freiwillige und angehende Freiwillige ihre Motivation besser kennen und bekommen Orientierungshilfe, wie sie diese in die Praxis umsetzen können.“

Wie schaut ein normaler Tag eines Freiwilligen aus?

„Den normalen Tag eines Freiwilligen gibt es nicht, da es eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. Wir wissen aus der  Datenerhebung von Statistik Austria, dass mit 49,4% fast jede*r zweite in Österreich Lebende freiwillig auf irgendeine Art und Weise tätig ist. 306.000 Menschen engagieren sich im Bereich Soziales und Gesundheit. Für Studierende im Speziellen liegen uns keine konkreten Zahlen vor und auch in Salzburg gibt es keine statistische Erhebung der Hilfsorganisationen hierzu, deshalb können wir nur Einblicke in einzelne Bereiche geben. Es ist die Tendenz zu erkennen, dass freiwilliges Engagement immer dynamischer wird: Besonders junge Menschen wie Studierende engagieren sich eher für einen kürzeren Zeitraum bei Projekten und Aktionen und möchten zeitlich flexibel bleiben, um Studium, Nebenjob und freiwilliges Engagement unter einen Hut zu bekommen. Besonders in akuten Krisensituationen, wie der Fluchtbewegung aus der Ukraine im letzten Frühling, bieten Studierende gerne aktiv ihre Hilfe an.

Studierende engagieren sich freiwillig in den unterschiedlichsten Bereichen und kommen aus allen möglichen Studienrichtungen. Bei Projekten wie „Essen auf Rädern“ des Hilfswerk oder Hilfsorganisationen wie dem Samariterbund spielen Zivildiener eine große Rolle, die auch nach dem Zivildienst, während ihres Studiums, weiterhin freiwillig aktiv bleiben.

Studierende, die eine pädagogische Ausbildung verfolgen, engagieren sich vielfach in den Lernbegleitungsprojekten. Hier gibt es sehr viele verschiedene Projekte: In den Lerncafés der Caritas unterstützen Freiwillige beispielsweise einen Nachmittag pro Woche Kleingruppen beim Lernen, während beim Mentoring-Projekt „Lernen macht Schule“, Studierende als Lernbuddies in Einzelbetreuung ein Lernkind ein Semester lang begleiten. Durch den aktuellen Lehrermangel sind immer mehr Studierende unterstützend an den Schulen tätig, weshalb den Lernbetreuungsprojekten zunehmend helfende Kräfte fehlen.

Beim Projekt „Sprachtraining und Integration“ des Diakoniewerk, wo es darum geht mit Menschen mit Migrationshintergrund Deutsch zu üben oder im Alltag Integrationshilfe zu leisten, engagieren sich Studierende jegliches Lehramts, der Linguistik, Studierende von Fremdsprachen – besonders wenn ein Sprachbezug da ist, aber auch Politikwissenschaft, Linguistik, Soziale Arbeit oder auch von ganz anderen Studienrichtungen.

Es gibt auch viele Studierende, die Senior*innen unterstützen. Bei der „IT Hilfe“, einem Projekt des Diakoniewerk, unterstützen Studierende ältere Menschen im Umgang mit digitalen Geräten. Aber auch beim Besuchsdienst gibt es Studierende, die regelmäßig ältere, einsame Menschen besuchen und mit ihnen wertvolle Zeit verbringen.“

Freiwillig engagierte Studentin Emilie mit der Seniorin Edeltraud im Rahmen des Projektes „digitaler Besuchsdienst“.
Freiwillig engagierte Studentin Emilie mit der Seniorin Edeltraud im Rahmen des Projektes „digitaler Besuchsdienst“.

„Was bringt mir persönlich“ als Studi Freiwilligenarbeit (z.B. Anrechenbarkeit für die Uni?, Für die Arbeit? Lebenslauf? gute Sache im Allgemeinen, Vernetzung, etc.)

„Es gibt einzelne Studienrichtungen, bei denen ein freiwilliges Engagement für das Studium angerechnet werden kann, sei es als Pflichtpraktikum oder als Praxis im Rahmen von bestimmten Lehrveranstaltungen. Zum Beispiel ist im Lehrplan von „Deutsch als Fremdsprache“ eine Praxis vorgesehen, bei der auch freiwilliger DAF-Unterricht angerechnet werden kann, wenn dieser beinhaltet, dass ein Semester lang einmal wöchentlich für zwei Stunden Deutsch unterrichtet wird. Allerdings sind es in Salzburg eher wenig Studienrichtungen, bei denen freiwilliges Engagement aktiv gefördert wird – hier wäre eine engere Kooperation durchaus wünschenswert.

Studierende befinden sich in einer Lebensphase, in der sie besonders neugierig und wissbegierig sind – ein freiwilliges Engagement bietet eine sehr gute Möglichkeit, um etwas Neues auszuprobieren, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und auch mal kritisch über den Tellerrand hinauszusehen, um sich mit sozialen Fragen auseinanderzusetzen. Die meisten Studierenden kommen aus den Gründen, weil sie gerne anderen Menschen helfen möchten, Freude an der ausgeführten Tätigkeit haben und etwas Nützliches zur Gesellschaft beitragen möchten. In ihrer Rückmeldung erfahren wir häufig, dass das freiwillige Engagement eine sehr große und prägende Bereicherung für sie selbst war. Es gibt auch immer wieder Studierende, die Gefallen an der Arbeit im Sozialbereich finden und auch beruflich diesen Weg einschlagen. Natürlich ist ein freiwilliges Engagement auch im Lebenslauf sehr angesehen. Freiwillig Engagierte werden von Personaler*innen als engagiert, hilfsbereit und empathisch eingeschätzt, wodurch sie bereits sehr gefragte Kompetenzen für den Arbeitsmarkt mitbringen.“

Für viele Studierende spielen auch die eigenen Bedürfnisse und Interessen eine große Rolle für ihr Engagement. Sie schätzen die Gesellschaft mit anderen Menschen, suchen eine sinnvolle Arbeit, die ihnen das Gefühl der Bedeutsamkeit gibt oder möchten etwas Neues ausprobieren und sich einer Herausforderung stellen. Ein freiwilliges Engagement ist für Studierende eine sehr wertvolle und lehrreiche Lebenserfahrung und wir ermutigen jede*n, diesen Weg mit uns zu wagen.

PS: Nutzt doch auch gerne die Coaching-Angebote des Freiwilligenzentrums Salzburg: Für die Coaching-Termine im Frühling ist derzeit nur mehr eine Anmeldung auf der Warteliste möglich. Für die Termine im Herbst sind noch Plätze frei! Das Herbstcoaching startet am 11.10.2023 – alle Infos & Termine findet ihr mit einem Mausklick  hier. Das Coaching-Programm ist eine Kooperation des Freiwilligenzentrum Salzburg mit dem Fachbereich Psychologie der Universität Salzburg.

Vielen Dank für’s Interview! 🙂

Photo Credits:

Titelbild:  Austin Kehmeier on Unsplash
Beitragsbilder: Freiwilligenzentrum Salzburg