Pressemeldungen

Resolution für die Aufnahme von Flüchtlingen auf der 6. Jahrestagung zur Migrations- und Integrationsforschung in Österreich

Die diesjährige Jahrestagung für Migrations- und Integrationsforschung in Österreich zum Thema „Crossing Borders—Perspektives in Migration Research“ fand vom 16.9. bis 18.9. an der Universität Salzburg statt. Ein Fokus der Tagung war die Diskussion rund um Geflüchtete, u.a. in Moria und anderen Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln. Bei der Eröffnung verabschiedeten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Resolution für die Aufnahme von Flüchtlingen aus Moria.

In dieser rufen sie die österreichische Bundesregierung auf, dem Beispiel zahlreicher anderer Mitgliedsländer der Europäischen Union zu folgen und minderjährige Geflüchtete aus Moria und anderen Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln aufzunehmen.

MigrationsforscherInnen für die Aufnahme von Geflüchteten aus Moria Resolution der 6. Jahrestagung zur Migrations- und Integrationsforschung in Österreich

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der sechsten Jahrestagung der Migrations- und Integrationsforschung rufen die österreichische Bundesregierung auf, dem Beispiel zahlreicher anderer Mitgliedsländer der Europäischen Union zu folgen und minderjährige Geflüchtete aus Moria und anderen Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln aufzunehmen. Gemeinsam mit den anderen EU-Staaten ist Österreich mitverantwortlich dafür, dass Geflüchtete unter menschunwürdigen Bedingungen in völlig überfüllten Lagern leben. Die Zerstörung des Lagers in Moria war eine Verzweiflungstat als Reaktion darauf, dass die europäischen Staaten jahrelang keine Antwort auf diese „Schande Europas“ gefunden haben. Die humanitäre Aufnahme in andere europäische Staaten ist nun die einzig mögliche Lösung. Diese kann nicht mit dem Verweis auf die Notwendigkeit weiterer Maßnahmen zum Schutz der EU-Außengrenzen oder von Rückführungen in die Türkei hinausgeschoben werden. 

Für das Argument, dass die Aufnahme von minderjährigen Geflüchteten zu einer Situation wie im Sommer 2015 führen würde, gibt es keinerlei empirische Belege. Richtig ist, dass Österreich in den Jahren 2015 und 2016 eine große Zahl von Asylsuchenden aufgenommen hat. Die Bereitschaft zahlreicher österreichischer Gemeinden, Bewohner des Lagers Moria unterzubringen, zeigt jedoch, dass es in Österreich ausreichend Kapazitäten für humanitäre Aufnahmen in einer Notsituation gibt. Die Weigerung der österreichischen Bundesregierung, sich an diesen humanitären Aktionen zu beteiligen, schadet dem Ruf des Landes und untergräbt die europäische Solidarität, eine der zentralen Prinzipien der Europäischen Union. Wir appellieren daher an die Bundesregierung, ihre Haltung zu überdenken und im Gleichklang mit anderen europäische Staaten eine angemessene Zahl von Menschen aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln aufzunehmen.

Kontakt: Kyoko Shinozaki, Ph.D. Professor of Sociology „Social Change and Mobilities“
Department of Sociology | Paris Lodron University of Salzburg