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Neue Zeitschrift für die Suche nach den Daten der Erdgeschichte

Der Salzburger Geowissenschaftler Andreas Lang ist Initiator und Herausgeber der neuen internationalen Fachzeitschrift „Geochronology“, die Open Access erstmals am 10. April 2019 erscheint. Lang ist im Bereich der Technikentwicklung und der Klimafolgenforschung tätig. Er hat unlängst ein Gerät entwickelt, das die zum Teil sehr schwierige Altersdatierung von Sedimenten und Gesteinen maßgelblich verbessert und so wesentlich genauere Prognosen über die Folgen der Klimaerwärmung ermöglichen könnte.

„Wie kommt es dazu, dass zum Beispiel das Kitzsteinhorn so ausschaut wie es ausschaut? Aus der Landschaft zu lesen, wie sie sich entwickelt hat, aus dem jetzigen Bild die Geschichte ableiten und die zukünftige Entwicklung prognostizieren zu können, das ist das Spannende an meiner Forschung“ sagt Andreas Lang, seit 2015 Universitätsprofessor für Physische Geographie an der Universität Salzburg. Er forscht an der Schnittstelle zwischen Geomorphologie und Geochronologie.

Wie die Erdoberfläche in Form kommt (Forschungsbereich Geomorphologie), das verstehe man inzwischen relativ gut. Weniger gut hingegen verstehe man, wie schnell solche Prozesse ablaufen (Geochronologie). „Auf genaue Zeitskalen aber kommt es an, damit wir zum Beispiel sagen können, bei 2 Grad Erwärmung werden sich Berge und Täler, Hänge und Flusseinzugsgebiete so und so verändern. Oder wie steht es um die Felsstabilität oder die Folgen des auftauenden Permafrosts?“

Durch den Klimawandel nehmen in den Alpen die Gefahren und Schäden zu, nicht nur weil hier die Temperaturen doppelt so schnell steigen wie im globalen Mittel, sondern auch weil es heute in den Alpen einfach mehr Infrastruktur gibt, an der Schäden entstehen können, so Lang. „Ob auch die Ereignisse wie Rutschungen zunehmen, können wir nicht sagen, weil wir zu wenige Beobachtungen aus der Vergangenheit haben. Da hilft uns die Altersbestimmung. Damit können wir an einem Berghang messen, wie er sich über die Zeit verändert hat und die Raten von einst und heute vergleichen und Prognosen erstellen.“  

Für eine möglichst exakte Altersdatierung, die weit in die Vergangenheit zurückgeht, hat Andreas Lang vor kurzem – zusammen mit dem Hersteller – ein neues Gerät entwickelt, das die Methode der Lumineszenz-Datierung maßgeblich optimiert. „Die Forschung die wir betreiben muss den Wissensstand wirklich international nach vorne bringen und das tun wir hier,“ sagt der 55jährige Geowissenschaftler und erklärt den Vorteil des neuen Geräts. „Bei dem Lumineszenz-Verfahren wird das Licht, das natürliche Kristalle wie Quarz oder Feldspat aussenden, gemessen. Das Licht ist eine Aussage darüber, wie lange zum Beispiel ein Sandkorn schon an einer Stelle liegt.  Mit unserem Prototyp können wir dank hoch sensitiver Messgeometrie erstmals auch geologisch sehr kurze Zeiträume von einigen Dekaden bestimmen, die uns bislang verborgen blieben.“

Die Testmessungen finden im Montblanc Massiv, in den Ötztaler Alpen/Tirol und im Glocknergebiet statt.

Ausgetretene Pfade verlassen und neue Strategien verfolgen ist dem aus Deutschland (Bretten) gebürtigen Geowissenschaftler, der u.a. in Leuven/ Belgien und Liverpool gearbeitet hat, seit jeher ein starkes Anliegen. Das bezieht sich auch auf die Art der wissenschaftlichen Publikation. Daher hat er ein neues internationales Fachjournal initiiert, das Open Access erscheint, also kostenfrei und öffentlich im Internet zugänglich ist. Launch von “Geomorphology“ ist am 10. April 2019 bei der internationalen Tagung der EGU, der Europäischen Geowissenschaftlichen Union in Wien. „Wir haben momentan gigantische Verlage, die den Markt dominieren und quasi die Lizenz zum Gelddrucken haben, die Shareholder Values von 30 bis 40 Prozent pro Jahr kreieren, aus Steuermitteln. Deswegen forcieren wissenschaftliche Verbände wie der FWF in Österreich oder die EGU das Open Access Gegenmodell. Die EGU war hier einer der Vorreiter. Ich habe bei der EGU schon vor ein paar Jahren mit „Earth Surface Dynamics“ ein Open Access Journal gegründet, das ein voller Erfolg wurde und jetzt gebe ich auf Wunsch vieler Jungwissenschaftler ein weiteres heraus.“  

Webpage der Zeitschrift: https://www.geochronology.net
Mehr Information zum Open Access: https://oa2020.org/be-informed/  
Fotonachweis: Kolarik  
Kontakt: Univ.-Prof. Dr. Andreas Lang, Fachbereich Geographie und Geologie
  Homepage Geomorphologie

Andreas Lang, NaWi, Salzburg. Foto: Andreas Kolarik/Herbert Rohrer, 3.4.2019

Fotonachweis: Kolarik