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Bisher unerforschtes Enzym entschlüsselt

Forschungsarbeit an Universität Salzburg bringt neue Erkenntnisse zur Vitamin-C-Synthese in Organismen

Univ. Prof. Dr. Raimund Tenhaken und Mag. Anja Pieslinger vor dem Analysegerät zur hochauflösenden Flüssigkeitschromatographie. Damit konnte die Wissenschaftlerin das Enzym isolieren und in seinen Eigenschaften erforschen. | © PLUS

Lilienzucht im Botanischen Garten der Universität Salzburg | © PLUS

Ein Enzym entscheidet über die Verwendung von Zucker in Organismen: Je nach Bedarf wird daraus Material für pflanzliche Zellwände bzw. tierisches Bindegewebe – oder Vitamin C. 

Tausende Lilienblüten im Botanischen Garten und viele Versuche waren nötig, um einem bisher unerforschten Enzym auf die Schliche zu kommen. Anja Pieslinger hat im Rahmen ihrer Doktorarbeit an der Universität Salzburg den wissenschaftlichen Durchbruch geschafft und ermöglicht in Folge neue Sichtweisen auf die Vitamin-C-Synthese in Organismen. 

Enzyme sind Proteine mit besonderen Eigenschaften. Da in den Pollen von Lilien jedoch verschiedene Enzyme vorhanden sind, musste erst aufwendig das gewünschte von allen anderen getrennt werden. Zu diesem Zweck hat die junge Doktorandin – betreut von Universitätsprofessor Raimund Tenhaken – einen eigenen Enzymtest entwickelt. 

Die wissenschaftliche Neuigkeit liegt in der Entdeckung der Eigenschaft des erforschten Enzyms: Es wandelt vorhandenen Zucker in aktivierte Glukuronsäure um. Pflanzen verwenden diese zur Bildung von Zellwänden, Tiere zur Herstellung von Bindegewebe. Eine zweite Möglichkeit, den Ausgangszucker zu nützen, ist die Bildung von Vitamin C. Ähnlich einer Weiche liegt es an dem Enzym, ob sich nun pflanzliche Zellwände bzw. tierisches Bindegewebe bilden – oder ob als zweite Nutzungsmöglichkeit Vitamin C entsteht.

Bei Fischen und Fröschen können überraschenderweise noch beide Wege beschritten werden. Bei höher entwickelten Tieren ist jedoch das Gen für das erforschte Enzym bereits verloren gegangen und aus dem Ausgangszucker Glukuronsäure wird ausschließlich Vitamin C. 

Der Wissenschaft war schon länger bekannt, dass Fische und Frösche Vitamin C in der Niere herstellen können. Höhere Säugetiere haben diesen Prozess in die Leber verlagert – der Grund dafür war jedoch bisher unbekannt. Die aktuelle Doktorarbeit von Anja Pieslinger gibt nun Antworten auf diese Fragen. Dieser Tage erscheint die Arbeit in der international renommierten US-Fachzeitschrift, dem >Journal of Biological Chemistry.

Kontakt:
Univ. Prof. Dr. Raimund Tenhaken, Mag. Anja Pieslinger
Universität Salzburg | Fachbereich Zellbiologie / Pflanzenphysiologie