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Uni Salzburg untersucht Erdbeben-Zone in Nordtürkei

Bereits seit rund 13 Millionen Jahren gehören Teile der Ägäis und der heutigen Türkei zu den extrem Erdbeben-gefährdeten Regionen. Das haben Wissenschafter der Universität Salzburg um den Geologen Ewald Hejl im Zuge eines vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projekts herausgefunden.

Ägäisch-Anatolische Mikroplatte unter Druck

Hejl bestimmte den Zeitpunkt, seit dem die Afrikanische Platte unter die kontinentale ägäische Kruste am hellenischen Tiefseegraben abtaucht.

„Die Nordanatolische Störungszone gehört zu den markantesten tektonischen Strukturen und Erdbebenzonen des ostmediterranen Raumes“, erklärte Hejl. Hauptantrieb für diese Störung ist die Bewegung der Afrikanischen Platte gegen Eurasien. Zwischen den Hauptakteuren eingekeilt, wird die Ägäisch-Anatolische Mikroplatte nach Westen gedreht und das führt zu der bekannten Verwerfung, die sich von der Nordtürkei bis in die Ägäis erstreckt.

Ägäisch-Anatolische Mikroplatte unter Druck

Das letzte schwere Erdbeben der Nordanatolischen Störungszone war 1999, als um die türkische Stadt Izmit 18.000 Menschen ums Leben kamen. Dabei war dieses Beben nur das letzte einer ganzen Reihe, die sich seit Anfang des 20. Jahrhunderts entlang der Verwerfung von Osten nach Westen vorarbeitet. Nach Izmit könnte Istanbul bedroht sein, nachdem die Störungszone auch im Marmarameer und in der Ägäis weitergeht, wäre auch ein Tsunami möglich.

Durch sogenannte Spaltspurdatierungen an Gesteinen im Umkreis der Nordanatolischen Störung haben die Salzburger Wissenschafter nun ergründet, wann die Dehnungsbewegungen im westlichen Teil des Störungssystems – also in der Nordägäis und im Marmarameer – begannen. Es zeigte sich, dass die Bewegungen vor ungefähr 13 Millionen Jahren einsetzten. „Das ist wesentlich früher als vermutet“, sagte Hejl.

Die Spaltspurdatierung beruht auf der spontanen Kernspaltung des Isotops Uran-238, das von allen Uranisotopen in der Natur am häufigsten ist und rund 99,3 Prozent des Natururans ausmacht. Diese Kernspaltungen hinterlassen in uranhaltigen Mineralen Strahlenschäden, die durch chemisches Ätzen unter dem Lichtmikroskop als Spuren sichtbar gemacht werden können. Aus dem Verhältnis zwischen der Anzahl solcher Spuren und dem Anteil an Uran-238 lässt sich so errechnen, wann das Material zum bisher letzten Mal unter etwa 100 Grad abgekühlt ist. Wird das Gestein erhitzt, verschwinden die Zerfallsspuren, gelangt es wieder an die Oberfläche, beginnt die Uhr quasi neu zu ticken.