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Blühende Inseln in Salzburg: Wie sehr nützen sie den Bienen und Käfern?

Vielfalt in der Landschaft wirkt sich positiv auf die Artenvielfalt aus, das zeigen jetzt auch die Ergebnisse des ersten Insekten-Monitorings von naturnah bewirtschafteten öffentlichen Grünflächen in Salzburger Gemeinden, durchgeführt von der Universität Salzburg in Kooperation mit dem Land 

Wo vorher eintönige gemeindeeigene Grünflächen waren, wachsen seit kurzem wieder vielfältige Blumen und Kräuter. In Obertrum beim Kreisverkehr West, in Seeham rund um den Kindergarten oder in Mattsee am Marktplatz zum Beispiel werden Flächen seit einigen Jahren naturnah bewirtschaftet. Im Rahmen des Projekts „Natur in der Gemeinde“ gestalten immer mehr Orte in Salzburg und EU-weit einige ihrer kommunalen Grünflächen lebensfreundlich, um auf diese Art dem wachsenden Artenschwund und vor allem dem rasanten Insektensterben – zumindest in kleinem Rahmen – etwas entgegenzusetzen.

Es sollen wieder mehr Wildbienen, Hummeln, Schmetterlinge fliegen, mehr Käfer krabbeln. „Ohne Insekten ist das Wohl der Menschheit bedroht, weil Insekten unsere Nutzpflanzen bestäuben, den Boden gesund erhalten, Schädlinge in Schach halten und größere Tiere wie Vögel ernähren“ sagt der Umweltwissenschaftler und Schmetterlingsforscher Jan Christian Habel von der Universität Salzburg.

Doch was bringen „ökologisch aufgewertete“ Grünflächen tatsächlich der Artenvielfalt? Also kleinräumige Grünbereiche wo man die Natur großteils sich selbst überlässt, wo nicht gedüngt, nicht gemulcht, höchstens ein bis zwei Mal jährlich gemäht wird? Wo aus Samen heimischer Pflanzen oft bunte Blühparadiese entstehen, vor allem wenn vorher der mit Stickstoff angereicherte Oberboden abgetragen wurde und zum Nisten von Wildbienen oder Hummeln zum Beispiel Steine im Boden angebracht wurden?

Genau das untersuchen Jan Christian Habel und der Insektenforscher Jonas Eberle von der Universität Salzburg in Kooperation mit dem Land Salzburg mit einem standardisierten Biodiversitäts-Monitoring. Konkret werden seit einem Jahr an 40 Standorten – vorwiegend im Flachgau –  Wildbienen und Käfer beobachtet und erfasst.

Letzten Frühling brachten die Forscher für die Wildbienen Nisthilfen aus, in die die kleinen pelzigen Tierchen ihre Eier legen konnten, aus denen sich dann die Larven entwickeln. Im Herbst sammelte das Team um Professor Habel die Nisthilfen wieder ein und zählte, wieviel belegt wurde. Jetzt im Frühling werden die Wildbienen wieder fliegen gelassen.

Um den Käferbestand zu erfassen, verwenden die Wissenschaftler Bodenfallen, in die zahlreiche sechsbeinigen Bodenbewohner hineinkrabbeln. Dann wird gezählt.

Bei dem Monitoring-Projekt werden aufgewertete und nicht aufgewertete Flächen direkt verglichen. Es zeigt sich, dass für die Artenvielfalt auch das jeweilige Umfeld um die untersuchte Fläche herum eine wichtige Rolle spielt. Bäume oder Sträucher in der Nähe sind logischerweise für die Insektenpopulation besser als mit Pestiziden behandelte Felder. Angelegt ist das Monitoring auf fünf bis zehn Jahre. „Nach dem erstem Jahr können wir noch keinen konkreten Trend feststellen. Seltene Wildbienen oder Käferarten sind erst im Laufe der Jahre zu erwarten, das ist normal“ so Habel, der aber betont „Fest steht aber, dass sich Vielfalt in der Landschaft jedenfalls positiv auf die Biodiversität auswirkt. Ökologisch intakte Kleinstlebensräume sind groß genug, damit sich Insekten etablieren können und sie sind äußerst wichtig dafür, dass die Landschaft wieder durchlässiger wird, damit die Insekten wieder durch die Landschaft wandern können und so besser überleben.“

Foto: © Jan Christian Habel

Univ.-Prof. Dr. Dipl. Jan Christian Habel 

Paris Lodron Universität Salzburg | FB Umwelt und Biodiversität 

Tel: +43 662 8044 5620 

E-Mail an Univ.-Prof. Dr. Dipl. Jan Christian Habel 

Foto: Prof. Habel | © Kolarik