Deutschland und die Erinnerung an den Holocaust in den USA
In der ersten Marko-Feingold-Lecture spricht Dr. Jacob Eder über seine Dissertation: „Holocaust Angst: Die Bundesrepublik Deutschland und die Erinnerung an den Holocaust in den USA“. 7. April, 18.00 Uhr, Edmundsburg, Europasaal, Mönchsberg 2 (Zugang Toscaninihof, Lift).
Der Marko Feingold Preisträger 2014, Dr. Jacob Eder von der Friedrich Schiller Universität Jena, ging in seiner Dissertation der Frage nach, wie Deutschland mit der Erinnerung an den Holocaust aus amerikanischer Sicht umgegangen ist. Seit den 70er Jahren stieg die Beschäftigung der US-amerikanischen Gesellschaft mit der Geschichte des Holocaust stark an. Eder untersuchte insbesondere, wie westdeutsche Politiker und Diplomaten auf diese Entwicklung reagierten. Vor allem konservative Politiker um Bundeskanzler Helmut Kohl sahen in dieser Entwicklung eine Gefahr für das Ansehen der Bundesrepublik und die deutsch-amerikanischen Beziehungen. Zwar scheiterten deren Bemühungen, auf die Entwicklung der amerikanischen Holocaust-Erinnerung Einfluss zu nehmen. Die intensive Auseinandersetzung damit hinterließ jedoch Spuren in der Bundesrepublik, indem sie sich sogar förderlich auf den politischen Umgang mit der NS-Vergangenheit auswirkte.
Universitätsprofessor Oliver Rathkolb, Jurymitglied bei der Vergabe des Marko Feingold Preises betonte, dass es Eder in seiner Dissertation besonders gelungen sei, die Ursachen für den Wandel der Erinnerungen an die Massenvernichtung zu analysieren und interpretieren. Eder habe dies anhand von bisher nicht verwendeten Aktenmaterialien in den USA und Deutschland sowie zahlreichen Experteninterviews gemacht. „Mit dieser exzellenten Dissertation hat Jakob Eder eine neue Perspektive auf die Auseinandersetzung mit dem Holocaust entwickelt, die auch die österreichische Transformation der Erinnerung wesentlich beeinflusst hat“, so Rathkolb.
Jacob Eder wurde im oberbayerischen Bad Aibling geboren und wuchs in Traunstein auf. Von 2001 bis 2007 studierte er Geschichte und Amerikanistik in München, Leeds und als Fulbright-Stipendiat an der University of Nebraska-Lincoln. Im Anschluss ging er als Doktorand an die University of Pennsylvania, wo er im August 2012 promoviert wurde. Seit Oktober 2012 ist Eder wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wo er zur deutschen und internationalen Geschichte im 20. Jahrhundert forscht.
Dr. Jacob Eder Dissertation: „Holocaust Angst. Die Bundesrepublik Deutschland und die Erinnerung an den Holocaust in den USA, 1977-1998“.
e-mail: jacob.eder(at)uni-jena.de, Tel: 0049-15164413579
Im Anschluss an den Vortrag bittet die Universität Salzburg zu einem Umtrunk. Anmeldung unter: marietta.bauernberger(at)sbg.ac.at