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Die Römer versorgten Salzburg

Die Stadt Salzburg, das römische Juvavum war in den ersten drei Jahrhunderten nach Christus von zahlreichen Gutshöfen, den sogenannten villae rusticae, umgeben.Seit 2008 führen die Universität Salzburg und die Salzburger Landesarchäologie auf dem Gelände eines römischen Gutshofes in Pfongau bei Neumarkt am Wallersee archäologische Untersuchungen durch. Die Wissenschaftler legten nun zwei Brennöfen zur Herstellung von Ziegeln frei.

Mag. Felix Lang und Universitätsprofessor Wolfgang Wohlmayr | © Kolarik

Auf diesen großen Landgütern wurden sowohl Lebensmittel als auch verschiedene Gerätschaften, Lederwaren oder Ziegel erzeugt. Die Wissenschaftler sprechen von einem Gewerbegürtel, der sich rund um die Stadt zog. Seit 2008 führen die Universität Salzburg und die Salzburger Landesarchäologie auf dem Gelände eines römischen Gutshofes in Pfongau bei Neumarkt am Wallersee archäologische Untersuchungen durch.

Antike Ziegelproduktion

„In diesem Sommer haben wir zwei Brennöfen zur Herstellung von Ziegeln freigelegt“, erzählt Mag. Felix Lang von den Altertumswissenschaften der Uni Salzburg. „Es wurden damals neben Dachziegeln auch Spezialziegel für die Fußbodenheizungen hergestellt.“ Dass es im Wirtschaftstrakt eines römischen Landgutes zwei Brennöfen dieser Art gab, lässt wichtige Rückschlüsse auf das Wirtschaftsleben im ländlichen Raum zu. Denn mit den beiden Brennöfen konnten pro Tag rund 250 Ziegel gebrannt werden. „Das geht weit über die Deckung des Eigenbedarfs hinaus.“ Die Wissenschaftler schließen daraus, dass der Gutshof im Umkreis von zehn Quadratkilometern die Häuser mit Ziegeln versorgen konnte. Man verwendete Lehm, der in der Gegend reichlich vorhanden war. Die Lehmziegel waren preiswert und besaßen sehr gute Qualität.

Ziegelbrennofen | © Lang

Die Ziegelproduktion erforderte spezielle Kenntnisse über Ofenbau und Brenntechnik. Hierfür engagierten die Gutsbesitzer so genannte wandernde Ziegler, die selbständig die Brennöfen in Betrieb nahmen. Ihnen wurden Materialien und Betriebsanlagen zur Verfügung gestellt. Sie produzierten eine vereinbarte Menge, die den Bedarf des Gutshofes abdeckte und die Überschüsse wurden regional vermarktet. „Durch diese Ausgrabungen konnten wir wichtige Erkenntnisse über den Wirtschaftskreislauf gewinnen“, betont Universitätsprofessor Wolfgang Wohlmayr. „Wir sehen, dass in römischer Zeit eine optimale Nutzung von Betriebsanlagen, Rohstoffen und Infrastruktur üblich war.“ Wohlmayr lässt die Ergebnisse aus den Villengrabungen in das Gesamtprojekt der Erforschung der römischen Wirtschaft im nördlichen Noricum einfließen.

Römische Landgüter versorgen Stadt und Militär

In den Jahren 2008 und 2009 wurden von der Pfongauer Villa rund 2.500 m² ausgegraben und wissenschaftlich ausgewertet. Die Forscher gehen davon aus, dass es sich bei den Gebäuden um Speicherbauten beziehungsweise Werkstätten und Produktionsbetriebe handelt. „Wir wollen zu den Gebäuden und Bodenfunden, auch Informationen über klimatische, wirtschaftliche und gewerbliche Strukturen der Römerzeit sammeln“, sagt Lang. Die Römer siedelten sich meist an strategisch und klimatisch günstigen Plätzen an, d.h. in der Nähe von größeren Straßen oder auf sonnigen Terrassen über dem Salzachtal gelegen. Rund 100 Gutshöfe sind im Flachgau, Chiemgau und den nördlich und östlich anschließenden Gebieten bis zum Attergau bekannt. Damit fanden sich im Vergleich zu anderen Stadtterritorien sehr viele villae rusticae um Juvavum. Neben Zuwanderern aus dem Süden gehörten auch teilweise Einheimische zu den Besitzern der Landgüter. Durch Mischehen bildete sich eine eigene Provinzkultur heraus, in der Einheimisches und Römisches verschmolzen. Die Landgüter versorgten nicht nur die Städte, sondern vor allem auch das Militär und trugen damit zur wirtschaftlichen und politischen Stabilisierung bedeutend bei.

Ein römisches Landgut bestand zumeist aus mehreren Einrichtungen. Im Hauptgebäude befanden sich neben dem Wohnbereich noch Wirtschaftsräume, die Küche und Unterkünfte für das Personal. Das gesamte Areal war von einer Mauer umgeben. Seine Bewohner lebten komfortabel. Zum besonderen Luxus gehörte die Fußbodenheizung ebenso wie Mosaike als Bodenbelag und Wandmalereien. Auch Bäder machten das Leben auf dem Land annehmlicher. Viele Funde zeugen heute noch vom hohen Lebensstandard. Wertvolles Tafelgeschirr war ebenso keine Seltenheit, wie importierte Luxusgüter: Gewürze, Weihrauch und Ölivenöl genossen die Bewohner.

Grabungen sind Teil des Studiums

An den Grabungen haben heuer rund 25 Studierende aus Salzburg und Wien sowie eine Gymnasialklasse aus Bad Reichenhall teilgenommen. Da es sich bei den Grabungen in Pfongau um sogenannte Lehrgrabungen handelt, absolvieren Studierende damit ihr Praktikum. „Sie erlernen dabei die verschiedenen Grabungstechniken und können später auch Tutorendienste übernehmen“, sagt Wohlmayr. So entstehen Teams, die für einen speziellen Bereich verantwortlich sind. Das Projekt wird von Dr. Raimund Kastler von der Salzburger Landesachäologie und Professor Dr. Wolfgang Wohlmayr von der Universität Salzburg geleitet. Projektpartner sind das Österreichische Forschungszentrum Dürnberg und die Gemeinde Neumarkt/Wallersee. Im Museum Fronfeste in Neumarkt am Wallersee sind Grabungsfunde der villa rustica in Pfongau zu sehen. www.fronfeste.at 

Kontakt:

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Wohlmayr

Tel: 0662-8044-4555