Dissertationspreise für exzellente Forschung vergeben
Am Freitag, 9. Dezember 2022 fand an der Paris Lodron Universität Salzburg die feierliche Verleihung der Dissertationspreise statt. Dr. Florian Geltinger wurde für seine Forschung über Lipid droplets mit dem Dissertationspreis für Naturwissenschaften ausgezeichnet. Die Auszeichnung für Geisteswissenschaften erhielt sein Kollege Dr. Robert Obermair für seine Doktorarbeit über Oswald Menghin, den ehemaligen Rektor der Universität Wien. Die Jury schätzte bei den prämierten Arbeiten nicht nur die wissenschaftliche Qualität, sondern auch die praktische Bedeutung als außerordentlich hoch ein.
Der Preis für Naturwissenschaften wird von Merck Darmstadt gesponsert, der Preis für Geisteswissenschaften wird zu gleichen Teilen vom Rotary Club Salzburg Nord und vom Verein Forschungsforum an der Universität Salzburg gesponsert. Hauptorganisator der jeweils mit 2.000 Euro dotierten Preise ist Professor Michael Breitenbach.
Zu den Ausgezeichneten
Dissertationspreis für Naturwissenschaften – Florian Geltinger
Florian Geltinger hat sich in seiner Dissertation mit Lipid droplets beschäftigt. War man in der Vergangenheit noch der Annahme, dass es sich bei Lipid droplets nur um Zellbestandteile mit einem Lipidspeicher handelt, zeigte Geltinger in seiner Forschung auf, dass diese über eine lebenswichtige Signalisierungsfunktion verfügen und unter Stress (zum Beispiel in Krebszellen) reagieren. Bei diesem Vorgang werden die beschädigten Proteine von Lipid droplets aufgenommen und in der Folge abgebaut – ein Prozess, welcher für das Überleben der Zellen maßgeblich entscheidend ist. „Diese neuen Erkenntnisse werden in naher Zukunft eine große Bedeutung für die Krebsforschung und Krebstherapie haben als auch für die Alternsforschung“, fügt Geltinger hinzu.
Ein entscheidender Schritt für die Krebsforschung
Sichtlich stolz ist er daher auch über die Auszeichnung: „Der Preis bedeutet sehr viel für mich, weil er nicht nur meine Arbeit, sondern auch das Forschungsfeld und das Thema auszeichnet. Ein entscheidender Schritt in Richtung Krebs- und Alternsforschung wurde somit auch gewürdigt.“ Er fügt hinzu: „Was mich an meinem Forschungsfeld fasziniert ist, dass man mit einer großen Bandbreite an Techniken sich diesem Thema nähern kann. Vor allem die Mikroskopie gibt uns immer wieder neue Forschungsimpulse, zuletzt auch die intensive interne Zusammenarbeit am TEM mit der AG von Prof. Dr. Stoiber.“ Florian Geltingers Hauptbetreuer Assoz. Prof. Mag. Dr. Mark Rinnerthaler bekräftigt: „In dieser Dissertation fand Herr Dr. Geltinger einen neuen und unerwarteten Mechanismus des Abbaus defekter Proteine, der für den Verlauf und die Heilung von Krankheiten eine wichtige Rolle spielt. Indirekt eröffnen sich dadurch neue Perspektiven in der Krebsforschung und Therapie, was in Zukunft unter anderem auch ein Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit ist.“ Herr Geltinger konnte aus beruflichen Gründen nicht an der Preisverleihung teilnehmen, in Vertretung übernahm dies Astrid Ruth.
Zur Person
Florian Geltinger, 32, absolvierte 2017 das Diplomstudium Molekulare Biologie an der Paris Lodron Universität Salzburg. Von Juli 2017 bis April 2021 war er als Doktorand an der PLUS tätig und schrieb in diesem Zusammenhang die ausgezeichnete Dissertation mit dem Titel „Give a little get a little: Why lipid droplets can partially reverse time in the context of stress and aging.“ Seit Juli 2022 arbeitet Geltinger als Postdoc am Institut für Funktionelle Anatomie der Charité, Berlin. Herr Geltinger konnte aus beruflichen Gründen den Preis nicht persönlich annehmend, stellvertretend tat dies Fr. Huth.
Kontaktanfrage
Kontaktanfragen für Herrn Geltinger bitte an:
Tamara Stangl
Abteilung Kommunikation und Fundraising
Paris Lodron Universität Salzburg
Kapitelgasse 4-6
5020 Salzburg
t. +43 662 8044 2026
Dissertationspreis für Geisteswissenschaften – Robert Obermair
Robert Obermair wird für seine geisteswissenschaftliche Arbeit über Oswald Menghin, den ehemaligen Rektor der Universität Wien und Minister in der ersten nationalsozialistischen Regierung im Jahre 1938 ausgezeichnet. Oswald Menghin war in seiner Funktion maßgeblich an der Vertreibung von politisch oder „rassisch“ unerwünschten Wissenschaftlern Österreichs beteiligt. Er flüchtete nach der Befreiung nach Argentinien und konnte dort eine zweite Karriere starten. Ab Ende der 1950er Jahre war er aber auch in Österreich wieder vollständig rehabilitiert – seine NS-Vergangenheit wurde ausgeblendet.
„Es war unglaublich spannend Menghins Lebensweg nachzuzeichnen und somit einen Beitrag zur Aufarbeitung österreichischer Geschichte vor, während und nach der NS-Herrschaft zu leisten.“, so Obermair. Die gründliche zeithistorische Arbeit und das Aufgreifen eines Themas, welches in Österreich lange Zeit ein Tabu darstellte überzeugte schlussendlich auch die Jury. „Die Forschung in Salzburg ist für mich besonders, weil ich hier am Fachbereich Zeitgeschichte in einem äußerst anregenden Arbeitsumfeld mit tollen Kollegen und Kolleginnen tätig sein darf“, so der Preisträger.
Eine innovative Pionierarbeit und Studie
Auch Obermairs Erstbetreuerin Univ.-Prof.in Dr.in Margit Reiter ist erfreut über die Verleihung der Auszeichnung: „Herr Obermair hat mit seiner umfassenden und empirisch bestens untermauerten Studie über Oswald Menghin eine Pionierarbeit vorgelegt. Die hervorragende Arbeit kann als essentieller Beitrag und lmpuls für weitere Forschungen zur Vorgeschichte des Nationalsozialismus in Österreich, zur (NS-)Täterforschung und zur Wissenschaftsgeschichte im 20. Jahrhundert gelten.“ Als besonders hebt Reiter hervor, dass sich Obermair zugetraut hat, mit seiner innovativen Studie eine differenzierte Gesamtdarstellung über die Verflechtungen von Wissenschaft und Politik über mehrere Systeme, Länder und Jahrzehnte hinweg vorzulegen.
Zur Person
Robert Obermair, 33, hat sein Diplomstudium an der Paris Lodron Universität Salzburg und der University of Leicester zwischen 2008 und 2013 absolviert. Das Doktoratsstudium in Salzburg betrieb er von 2015 bis 2021 und schloss nun mit der Dissertation mit dem Titel „Oswald Menghin (1888 – 1973): A Prime Example of the Close Interdependencies between Science and Politics in the Age of Extremes“ ab. Seine Arbeit wird in Kürze auch als Buch bei De Gruyter erscheinen. Obermair arbeitet heute als Zeithistoriker, seine Schwerpunkte sind Kontinuitäten und Brüche im Kontext von Nationalsozialismus und Austrofaschismus; Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte, sowie Gedenk- und Erinnerungskultur. In seiner Freizeit findet man Obermair derzeit vor allem bei seiner wenigen Wochen alten Tochter und – wenn es die Zeit erlaubt – in den Bergen.
Kontaktanfrage
Mag. Dr. Robert Obermair
Rudolfskai 42
5020 Salzburg
t.: +43 662 8044 4733
Freundliche Grüße
Tamara Stangl