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Lehrstuhl zum Gedenken an Marko Feingold

Erbe des Zeitzeugen, Holocaust-Überlebenden und langjährigen Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde wird erhalten.

Rektor Hendrik Lehnert präsentierte am Samstag mit Wegbegleitern sowie Vertretern aus Kirche, Wissenschaft und Politik die „Marko Feingold Visiting Professorship“. Die Gastprofessur, die ab Sommersemester 2021 an der Universität Salzburg eingerichtet wird, soll die Muster für Antijudaismus und Antisemitismus, ausgehend vom locus clasicus im Buch Ester in der antiken Literatur, insbesondere des Zweiten Tempels erforschen. „Schön, dass wir das Erbe Marko Feingolds durch dieses Projekt nachhaltig in Salzburg verankern können“, betonte Rektor Lehnert.

Nach einigen Jahren der Planung wird das Projekt als gemeinsame Initiative von Bundeskanzleramt, Land Salzburg, Erzdiözese Salzburg und Erzabtei St. Peter realisiert. Die „Marko Feingold Visiting Professorship“ ist nach dem Salzburger KZ-Überlebenden, Zeitzeugen und langjährigen Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde benannt.

Expertise ist gefragt

Die Beherrschung von jüdischen Quellen sowie jüdischer Praxis ist neben der Kenntnis der modernen jüdischen Geschichte eine der Hauptvoraussetzungen für die Professur. Eine Vernetzung mit europäischen, israelischen und amerikanischen Universitäten ist wünschenswert, um im jüdisch-christlichen Dialog eine aktive Rolle einzunehmen. Ebenso werden fließende Sprachkenntnisse in biblischem bis modernem Hebräisch sowie Deutsch, Englisch und einer weiteren Fremdsprache verlangt. Die Professur ist jeweils auf ein Jahr befristet – zusätzlich gibt es die Option auf eine einmalige Verlängerung nach Evaluierung.

Fünf Forscherinnen und Forscher

„Es ist mir ein großes Anliegen, die Erinnerung an Marko Feingold hochzuhalten, der sich über Jahrzehnte der versöhnlichen Vergangenheitsbewältigung widmete – unabhängig von schlimmsten persönlichen Erfahrungen“, fasst Hendrik Lehnert, Rektor der Paris Lodron Universität Salzburg zusammen. „Im Rahmen dieser Professur werden fünf Forscherinnen und Forscher für jeweils ein Studienjahr multidisziplinäre Workshops veranstalten und mit Gastvorträgen sowie Tagungen ihre Ergebnisse auch einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren“, sagt die Bibelwissenschafterin Kristin De Troyer. „Darüber hinaus sollen Abschlussarbeiten Studierender mitbetreut und ein enger Kontakt zur jüdischen Gemeinde, weiteren Fachbereichen der PLUS und zu Stadt und Land gepflegt werden“, betont Universitätsprofessorin Renate Egger-Wenzel.  

Klambauer: „Symbolhandlungen alleine reichen nicht aus“

„Marko Feingold war es ein großes Anliegen, dass das jüdische Erbe in Salzburg lebendig bleibt. Wir haben ihm diese Professur zu Lebzeiten gewidmet und damit die wissenschaftliche Auseinandersetzung sowie die Ursachenforschung von Antisemitismus ermöglicht. Marko Feingold war ein standfester Mahner und unermüdlich in seinem Wirken. Diese Bewusstseinsbildung und der jüdisch-christliche Dialog werden im Rahmen der Professur weiter getragen und wissenschaftlich argumentiert an Studierende weitergegeben.“, so Wissenschaftslandesrätin Andrea Klambauer bei einem Mediengespräch am Samstag.

Edtstadler: „Bildung und Aufklärung gegen Antisemitismus“

„Der Holocaust-Überlebende Marko Feingold war eine bewundernswerte Persönlichkeit und verbrachte Jahrzehnte damit, vor allem Schülerinnen und Schüler über das dunkelste Kapitel in unserer Geschichte aufzuklären. Durch seine unverwechselbare Art schaffte er es, für diese jungen Menschen das Unfassbare fassbar zu machen“, betont Europaministerin Karoline Edtstadler.

Feingold: „Wir dürfen nicht vergessen“

Marko Feingolds Witwe, Hanna Feingold, sprach am Samstag ihren Dank gegenüber den Beteiligten aus. „Ich möchte mich bei Frau Dr. Renate Egger-Wenzel bedanken, sie war es, die schon 2017 auf mich zukam um im darauffolgenden Jahr den 100. Jahrestag der Republik Österreich, den 70. Jahrestag der Staatsgründung Israel und den 105. Geburtstag meines Mannes Marko Feingold zu feiern. Mehr als 70 Jahre hatte sich mein Mann bemüht Schülern, Jugendlichen und später auch Studenten seine Erfahrungen aus sechs Jahren Konzentrationslagern weiterzugeben um ein NIE WIEDER aufkommen zu lassen. Eine große Freude hatte er, wenn SchülerInnen zu ihm kamen und Grüße von Eltern überbrachten und erzählten, dass auch sie schon bei einem Unterricht in der Synagoge dabei waren.“

Nie verbittert, aber immer mahnend

„Für mich gehört die Begegnung mit Marko Feingold zu den großen Momenten des Lebens. Aufrecht, nicht verbittert, stets mahnend. Wir als Erzdiözese nehmen die Gelegenheit gerne wahr, die Marko Feingold Gast-Professur finanziell zu unterstützen“, so Erbischof Franz Lackner. „Mit seinem wachen Gedächtnis, seiner unermüdlichen Geduld und seiner geistreich-humorvollen Kommunikationsgabe war er ein Segen und ein Lichtblick für die Menschen in Salzburg und weit darüber hinaus“, blickt Weggefährte Erzabt Korbinian Birnbacher gerne zurück.

Ein Leben wie kein anderes

Feingold wurde am 28. Mai 1913 in Neusohl (heute Banská Bystrica in der Slowakei) geboren und ist in Wien-Leopoldstadt aufgewachsen. 1939 verhaftete ihn die Gestapo in Prag, bis zu seiner Befreiung durch die US-Armee im April 1945 überlebte Feingold Aufenthalte in den Konzentrationslagern Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald, was ihm nach eigenen Angaben nur durch eine Reihe von Wundern gelang. Weil ihm auf der Fahrt nach Wien bei der Demarkationslinie an der Enns der Eintritt in die sowjetische Besatzungszone verweigert wurde, ließ er sich in Salzburg nieder und half jüdischen Flüchtlingen, die überwiegend aus Osteuropa kamen, bei der Flucht über die Alpen nach Palästina. Von 1948 bis 1977 betrieb er ein Modengeschäft in Salzburg und war seit 1978 Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg. Marko Feingold ist unter anderem Träger des Goldenen Verdienstzeichens, des Goldenen Ehrenzeichens des Landes Salzburg sowie des Goldenen Ehrenringes der Paris Lodron Universität Salzburg. (Landesmedienzentrum/Universität Salzburg)

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Fotonachweis: Land Salzburg/Neumayr

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