News

LIEGT DER ERSTE GROSSMEISTER DES TEMPELRITTERORDENS IN FERRARA BEGRABEN?

Neue Erkenntnisse hat das Forschungsteam des Salzburg International Templar Studies Network – kurz: SITSN – zum möglichen Bestattungsort von Hugo de Payens gesammelt. Schriftliche Quellen lassen vermuten, dass der erste Großmeister des mittelalterlichen Tempelritterordens in der oberitalienischen Stadt Ferrara begraben wurde. Das Land Salzburg unterstützt die Forschungsarbeit mit 230.000 Euro für die nächsten drei Jahre.

 Der Rechtshistoriker Daniele Mattiangeli und der Bioarchäologe Jan Cemper-Kieslich von der Gerichtsmedizin der Paris Lodron Universität Salzburg haben im Juni 2021 mit dem „Salzburg International Templar Studies Network“ einen einzigartigen Forschungsverbund gegründet.

Das Salzburger Forscher*innen-Team ist weltweit das einzige, das für seine Beschäftigung mit dem Templerorden eine derart breite und offizielle Unterstützung erfährt. Stadt und Land Salzburg, die Erzdiözese Salzburg und der Heilige Stuhl, vertreten durch das Päpstliche Komitee für Geschichtswissenschaft, haben das offizielle Patronat übernommen. Die Wissenschaftler*innen haben uneingeschränkten Zugang zum Vatikanischen Geheimarchiv und zur vatikanischen Bibliothek erhalten. Erfreulicherweise erhielt das SITSN außerdem vom Land Salzburg eine Forschungsfinanzierung in Höhe von rund 230.000 Euro für die nächsten drei Jahre.

Werk von 1621 liefert Hinweise auf Ferrara

Derzeit geht das Forschungsteam einem Hinweis auf den möglichen Bestattungsort des ersten Templer-Großmeisters nach – entdeckt in einem Werk aus dem Jahr 1621. Mauro Giorgio Ferretti (Großmeister des aktuell größten Templervereins in Italien) und Daniele Mattiangeli sowie ein Projektleiter des SITSN stießen vor einigen Monaten auf die schriftliche Quelle, die vom Historiker Guarini verfasst wurde und Ferrara als Payens Grabstätte beschreibt.

In den vergangenen Monaten haben die Wissenschaftler*innen mit geo-prospektorischen Methoden (Geo-Radar) versucht, den möglichen Bestattungsort zu lokalisieren und konnte ihn auf ein kleines Areal eingrenzen: die ehemalige Kirche von San Giacomo – heute Cinema Apollo – in Ferrara. Weitere Geo-Radar-Untersuchungen ergaben Anhaltspunkte auf fünf mögliche Stellen im Erdreich, in denen Gräber vorhanden sein könnten. Im Anschluss konnten sogar zwei historische Steingräber, eines auf der rechten und ein weiteres auf der linken Seite nach der ehemaligen Kirchentür, geortet werden.

Auch eine archäologische, prä-analytische Maßnahme Anfang November 2021 führte zu vielversprechenden Vorbefunden. Die anschließenden Untersuchungen vor Ort in Ferrara wurden von Mauro Giorgio Ferretti und der Esplora SRL – einer Gesellschaft der Universität Triest für geologische Untersuchungen an historischen Orten – beauftragt und geleitet.

Zurzeit – Ende 2021 – befinden sich die Daten der Geo-Radar-Untersuchung bei Fachkolleg*innen aus der Archäologie und Anthropologie an der Universität Triest zur Aufbereitung. Im Anschluss wird das Datenmaterial an das Forscher*innen-Team des SITSN übermittelt und einer weiteren historischen Aufarbeitung zugeführt. Rechtshistoriker Mattiangeli gibt einen Ausblick: „In den kommenden Wochen werden wir mit Großmeister Mauro Ferretti und dem Bürgermeister von Ferrara zusammenarbeiten, um die Erlaubnis für die Ausgrabung der ehemaligen Kirche zu erhalten und die beiden Skelette aus den Gräbern zu bergen, damit die Knochen analysiert werden können. Sollte die Untersuchung der Knochen in Bezug auf die historischen Informationen positiv ausfallen und sollten wir sagen können, dass es sich tatsächlich um die Überreste von Hugues de Payens handeln könnte, wäre dies eine sensationelle Entdeckung.“

Templergrab: Forschung in Ferrara
Foto: © Mauro Ferretti
Templergrab: ehem. Kirche in Ferrara
Foto: © Mauro Ferretti

 

Templergrab: ehem. Kirche in Ferrara

Priv.-Doz. Dr. Daniele Mattiangeli, LL.M (Rom)

Paris Lodron Universität Salzburg | FB Privatrecht

Churfürststraße 1 | A-5020 Salzburg

Tel: +43 662 8044 3072

E-Mail an Priv.-Doz. Dr. Daniele Mattiangeli, LL.M (Rom)

Fotos: © Mauro Ferretti