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Musik als Therapie bei Parkinson

Die Studie „Singen mit Parkinson“ des Schmerzforschers Univ.-Prof. Dr. Günther Bernatzky von der Paris Lodron Universität Salzburg und der Musikwissenschafterin Dr. Katarzyna Grebosz-Haring von der Interuniversitären Einrichtung Wissenschaft und Kunst der Universität Mozarteum Salzburg und PLUS geht in die zweite Runde. Die Wissenschafter*innen wollen die vorbeugende und heilende Wirkung der Kombination von Musik, Gesang und Bewegung auf Parkinson-Patient*innen untersuchen. Die Methode soll als Ergänzung in die therapeutische Behandlung integriert werden und gleichzeitig die Medikation reduzieren.

Wer kennt das nicht? Man hört im Radio ein Lied, das man besonders mag. Schnell ist man beschwingt und guter Laune. Die Wirksamkeit von Musik als Therapie ist heute in zahlreichen Anwendungsgebieten gesichert: Musik hilft Stress zu reduzieren, Stimmung und körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, lindert Schmerzen, senkt bei Patient*innen mit koronarer Herzkrankheit Blutdruck und Herzfrequenz, bessert Verhaltensstörungen und psychische Probleme wie etwa Ängste und Depressionen. „Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, ob und in welchem Ausmaß Musik auf den einzelnen wirkt“, sagt Professor Bernatzky. Es spielen psychologische Faktoren wie etwa die musikalische Kompetenz, physiologische Faktoren wie Empfindlichkeit und Reaktionsvermögen, aber auch soziale Aspekte eine Rolle.

Teilnehmer*innen für die Studie gesucht

Die Studie wird in Salzburg und Wien durchgeführt, insgesamt 90 Parkinson-Patient*innen sollen daran teilnehmen. Die ersten 38 Patient*innen haben die Studie im Jänner 2023 bereits absolviert, nun soll ein zweiter Durchgang erfolgen.

Die Patient*innen werden in drei Gruppen nach dem Zufallsprinzip unterteilt: Eine Gruppe hört einmal in der Woche eine therapeutische Musik CD, mit der zweiten Gruppe wird ein Chor gebildet, der einmal pro Woche Gesangsunterricht erhält und sich dazu rhythmisch bewegt, während die dritte Gruppe ohne Aktivitäten an der Studie teilnimmt. Die Studie dauert insgesamt 12 Wochen und im Anschluss sind alle Patient*innen herzlich dazu eingeladen am Chorgesang mit Bewegung mitzumachen, da dieser auch nach Beendigung der Studie fortgeführt werden soll. „Aus unseren Erfahrungen mit der ersten Patient*innengruppe wissen wir, dass sowohl der Chorgesang als auch die Musik CD sehr gut angenommen wurden“, betont Katarzyna Grebosz-Haring. Die Wissenschafter*innen versprechen sich besonders viel vom gemeinsamen Chorgesang, verbunden mit rhythmischer Bewegung und gezielter Atmung. „Wir sind überzeugt, dass sich das mehrheitlich positiv auf die Patient*innen auswirkt“, so Grebosz-Haring. Ein wichtiger Faktor sei auch der soziale Kontakt, denn viele Parkinson-Patient*innen entwickeln eine Depression. Die größte Hürde sei es, die Patient*innen zu motivieren teilzunehmen. Gerade die Depression treibe die Menschen in die Einsamkeit. Und es sei oftmals schwer, sie aus der Isolation herauszulocken. „Unser großes Ziel ist es, durch diese Musiktherapie die Medikation zu verringern“, sagt Professor Bernatzky. Darüber hinaus sollen Richtlinien und Empfehlungen ausgearbeitet werden, die etwa bei Kuranwendungen Berücksichtigung finden.

„Wir verstehen unsere Behandlungsmethode als eine nicht-medikamentöse, Freude bringende Ergänzung.“

Gemessen wird die Wirkung von Musik und Gesang an Speichelproben der Patient*innen, die sie selbst entnehmen können. Daraus wird der Cortisol-, und Alpha-Amylase-Spiegel bestimmt. Das Verfahren ist angenehm, einfach durchzuführen und wesentlich unkomplizierter als eine Blutabnahme. Darüber hinaus werden bestimmte Parameter abgefragt, wie etwa die künstlerischen Interessen der Patient*innen sowie der subjektiv wahrgenommene Stress und die Befindlichkeit gemessen. Es gebe Hinweise, dass Stress die Symptome von Parkinson verschlechtern könne, so Grebosz-Haring. Daher sei es besonders wichtig, dass das umgangssprachlich als Glückshormon bezeichnete Dopamin ausgeschüttet werde, das nachweislich den Stress reduziert. Die ärztliche Begleitung übernehmen Dr. Klaus-Dieter Kieslinger von der Privatklinik Wehrle-Diakonissen und Dr. Caroline Thun-Hohenstein von der Privatklinik Confraternität in Wien. Die biologischen Analysen werden von Univ.-Prof. Dr. Urs Nater von der Universität Wien übernommen. Finanziert wird das Projekt von der Interdisziplinären Einrichtung Wissenschaft und Kunst der Paris Lodron Universität Salzburg und der Universität Mozarteum sowie vom Land Salzburg.

„Wir wissen, dass wir die Menschen mit Musik nicht heilen können“, sagt Professor Bernatzky. Als ergänzende Behandlungsmethode könne sie aber die Lebensqualität und das Wohlbefinden deutlich verbessern.

Infos:
Die Teilnahme an der Studie ist kostenlos. Fahrtkosten werden ersetzt. Interessierte können sich unter:

Kontakt:
Professor Dr. Günther Bernatzky | Grebosz-Haring |

Weitere Infos unter Chorgesang bei Patient/innen mit Parkinson – W-K (plus.ac.at)

 www.kieslinger-neurologie.at

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HR Mag. G. Pfeifer

Leitung Kommunikation und Fundraising

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