Pflegeroboter: Wo sollen sie uns helfen?
Für die Zukunft der Pflege wird zunehmend über den Einsatz von Robotern diskutiert. Noch fehlen hierzulande aber weitgehend praktische Erfahrungen, um abzuschätzen, was Pflegeroboter leisten sollen. In dem neuen Projekt „Caring Robots/ Robotic Care“, an dem die Universität Salzburg maßgeblich beteiligt ist, untersuchen gemischte Teams aus Wissenschaft und Praxis von Anfang an gemeinsam die möglichen Rollen von Robotern im Kontext der Pflege und entwickeln konkrete Konzepte für Prototypen.
Das Projekt wird vom Wissenschaftsfonds FWF im Rahmen des neuen Programms #ConnectingMinds mit einer Million Euro gefördert.
Hebe-Roboter, Geh-Assistenz-Roboter, therapeutische Roboter (z.B. die Robbe Paro), Service-Roboter (z.B. Pepper) – anders als in Japan, wo solche technologischen Pflegelösungen in der Pflege bereits eingesetzt werden, gibt es hierzulande nur vereinzelte Pilotprojekte mit Pflegerobotern, und ihre Akzeptanz ist gering. Groß ist hingegen die Sorge, dass maschinelle Interaktion demnächst menschliche Zuwendung verdrängen könnte, dass Pflegeroboter angesichts der demographischen Entwicklung und der Pflegekrise für alles eingesetzt werden, was technisch machbar ist.
Christopher Frauenberger, Professor am Center for Human-Computer Interaction der Universität Salzburg betont, dass es in der Pflegerobotik-Forschung nicht darum gehe, was Maschinen leisten können, sondern was sie leisten sollen. „Dies erfordert die fächerübergreifende Untersuchung von Forschungsfragen aus den Bereichen der Robotik, Sozialwissenschaften und Informatik. Besonders wichtig ist die Einbeziehung der Praxis wie Pfleger*innen, Klient*innen, betroffene Angehörige, Interessensvertretungen sowie Öffentlichkeit und Politik.“
Genau das will das neue Projekt „Caring Robots/Robotic Care“ leisten, in dem Forschende und Experten der Technischen Universität Wien, der Universität Salzburg, der Caritas Wien und des Technischen Museums Wien zusammenarbeiten.
Der Part des Informatikers Christopher Frauenberger, einem Experten für die Schnittstelle zwischen Menschen und digitaler Technologie, in diesem neuen Projekt ist es, mit älteren Menschen und deren Pflegeumfeld Designworkshops durchzuführen, um zu neuen Konzepten und Ideen zu kommen, die dann als Prototypen umgesetzt werden sollen. Im Fokus sollen die Bedürfnisse alter Menschen und deren Pflegende stehen sowie diejenigen Faktoren, die einen sinnvollen Einsatz der Robotik ausmachen. „Wir werden in verschiedenen Pflegekontexten, von Pflegeheimen bis hin zur mobilen Pflege, mit Zu-Pflegenden, Pflegekräften sowie anderen Stakeholdern wie Familie oder Trägerorganisationen, gewollte und bedeutsame Rollen von robotischer Technologie erforschen. Wir wollen mit diesen Stakeholdern in einem partizipativen Gestaltungsprozess ganz grundlegend über die Rolle der Technologie in der Pflege nachdenken, aber auch konkrete Konzepte für Prototypen in realen Umgebungen der stationären und mobilen Langzeitpflege testen und entwickeln.“
Der Informatik-Professor will dabei auch an Bestehendes anknüpfen. „Wir nutzen bestehende Robotikplattformen als Inspiration, setzen uns aber keine Grenzen in dem, was wir entwickeln wollen. Wichtig ist uns, dass wir den komplexen soziotechnischen Kontext der Pflege als Treiber ansehen, und nicht die technologischen Möglichkeiten. Wir wollen herausfinden, was Robotik in der Pflege machen sollte, nicht was sie machen kann“.
Wissenschaftliche Leiterin des Projekts „Caring Robots/Robotic Care“ ist Sabine Köszegi (TU Wien). Maßgeblich beteiligt sind Christopher Frauenberger (Universität Salzburg), Doris Kaiser (Caritas Wien), Margit Gelautz, Markus Vincze und Astrid Weiss (TU Wien) sowie Jürgen Öhlinger (Technisches Museum Wien).
Das Fördervolumen beträgt eine Million Euro, Projektlaufzeit sind fünf Jahre.
“Caring Robots/Robotic Care“ ist ein Projekt des neuen FWF Förderprogramms #ConnectingMinds. Das transdisziplinäre Programm #ConnectingMinds hat das Ziel, robuste Lösungen für konkrete gesellschaftliche Probleme zu erforschen. Dafür fließt von Beginn an die Expertise aus Forschungseinrichtungen mit dem Know-how aus der Praxis zusammen. Eine Besonderheit ist die Vollfinanzierung dieser Projekte durch den FWF.
Foto v.l.n.r.: (von links nach rechts): Doris Kaiser (Caritas Wien), Margrit Gelautz (TU Wien), Christopher Frauenberger (Universität Salzburg), Markus Vincze, Sabine Theresia Köszegi und Astrid Weiss (TU Wien) sowie Jürgen Öhlinger (Technisches Museum Wien). | © FWF/Luiza Puiu
Kontakt:
Univ.-Prof. Christopher Frauenberger, PhD
Center for Human-Computer Interaction
Paris Lodron Universität Salzburg (PLUS)
Jakob-Haringer-Straße 8/ Techno 5
A-5020 Salzburg
t.: +43 662 8044 4835