Porträtreihe des Fachbereichs Umwelt & Biodiversität: Freya Steinacher, MEd BA.
Freya Steinacher, MEd BA.
Abteilung Fachdidaktik (Biologie)
FORSCHUNG
Mich interessiert, wie junge Menschen Natur erleben, verstehen – und wie sie mit den Herausforderungen des Klimawandels, des Artensterbens und gesellschaftlicher Zukunftsfragen umgehen. In meiner Forschung arbeite ich überwiegend mit Daten aus schulischen Kontexten: Ich untersuche, wie Schüler:innen Umweltwahrnehmung, Klimaängste oder Nachhaltigkeitsintentionen entwickeln – und welche Rolle der Unterricht dabei spielt. Besonders interessiert mich, wie Bildung nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch Orientierung, Handlungsbereitschaft und Resilienz fördern kann.
Ein zweiter zentraler Fokus liegt auf der Ausbildung von Lehramtsstudierenden. Gemeinsam mit ihnen entwickle ich Unterrichtskonzepte, Lernumgebungen und konkrete Schulprojekte – etwa im Schulbiologischen Lehrgarten, der als praxisnahes Forschungsfeld dient. Hier verbinden wir Biodiversitätsbildung, primäre Naturerfahrungen und fachdidaktische Reflexion – zum Beispiel in Form von Workshops zu Pflanzen-Bestäuber-Interaktionen oder der Gestaltung nachhaltiger Lernorte.
NACHHALTIGKEIT
Ich sehe Nachhaltigkeit nicht als Zustand, sondern als Haltung. In meinem Alltag heißt das, dass ich mich mit meinem Konsum, meiner Mobilität und meiner Ernährung auseinandersetze – nicht perfekt (ich habe zwei bellende „Fleischfresser“ zu Hause), aber mit einem wachsamen Blick. Vor allem beim Konsum stelle ich mir bei jeder Anschaffung die Frage: Bin ich bereit, diesem Gegenstand für die nächsten Jahrzehnte ein Zuhause zu geben? Weiß ich ihn zu schätzen? Hat er Platz, Sinn und Ästhetik – auch noch in zehn Jahren? Neben meiner Arbeit an der Universität möchte ich so etwas beitragen.
Für mich ist Nachhaltigkeit kein individueller Leistungsnachweis, sondern ein kollektives Lernfeld, in dem wir gemeinsam nach Wegen suchen, wie ein gutes Leben für alle möglich ist. In der Lehre versuche ich, Studierende für diese Fragen zu sensibilisieren – nicht mit moralischem Zeigefinger, sondern mit Neugier, wissenschaftlichem Tiefgang und ehrlichem Austausch.
HOFFNUNG
Ich glaube an die Kraft von Bildung – besonders in Zeiten des Umbruchs. Hoffnung schöpfe ich vor allem aus dem Austausch mit Studierenden und Schüler:innen: ihre Ideen, ihre Klarheit, ihre Entschlossenheit. Nichts gibt mir so unmittelbar Hoffnung wie die Energie und die radikale Kreativität, die in diesen Gesprächen spürbar wird.
Viele von ihnen sind mit dem ständigen Gefühl aufgewachsen, dass die Welt kurz vor dem Kipppunkt steht – mit einer Grundstimmung von Doom and Gloom, die in meiner eigenen Kindheit kaum präsent war. Ich bewundere, wie sie trotzdem nicht aufhören zu denken, zu fragen, sich einzumischen. Und ich weiß: We can’t choose the world we live in – but we don’t get to opt out either.
Der Dialog mit ihnen zeigt mir, wie wichtig es ist, schulische Bildung über das reine Vermitteln von Wissen hinaus zu denken. Sie sollte auch Raum geben für Gefühle, persönliche Haltungen, kreative Ideen – und die Erfahrung, dass man auch aus Fehlern lernen kann. Nur so kann Bildung dazu beitragen, jene Haltung und Widerstandskraft zu entwickeln, die es braucht, um in Zeiten des Wandels handlungsfähig zu bleiben.
In meinen Sommer-Lehrveranstaltungen versuche ich genau das umzusetzen:In „Lebende Organismen im BU-Unterricht und außerschulische Lernorte“ arbeiten wir praxisnah mit Pflanzen, Schulgarten und Stadtlandschaft, um Naturerfahrung wieder als etwas Selbstverständliches im Unterricht zu verankern.In „Zentrale Themen des BU-Unterrichts: Ökologie“ thematisieren wir unter anderem Ernährungsethik und Artensterben im Kontext des Klimawandels – und fragen gemeinsam, wie man Verantwortung unterrichten kann, ohne zu überfordern.
Manchmal braucht’s für Hoffnung nur eine Lupe, ein Beet und ein gutes Argument.
