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Sabine Losch: Von der Chemielaborantin zur Psychologie-Dissertantin

Untypisch – so lässt sich der Uni Werdegang von Sabine Losch kurz skizzieren. Über berufliche Umwege kommt sie zum Psychologiestudieren nach Salzburg. Nun erforscht die 33jährige in ihrer Dissertation die Wirksamkeit arbeitsbezogener Beratung, Schwerpunkt Coaching. Eine Branche, die enorme Zuwächse verzeichnet. Ab Oktober ist Losch im neuen Doktoratskolleg „Bestehen in modernen Arbeitswelten“ dabei.

Nein, in die Wiege gelegt war ihr eine akademische Karriere nicht. Ein Studium ist für die 1983 im bayrischen Moosburg geborene Tochter eines BMW Arbeiters und Nebenerwerbslandwirtes und einer Friseurin ursprünglich keine Option. Sabine Losch macht zunächst eine Berufsausbildung als Chemielaborantin und arbeitet in dem Job. „Da habe ich mich gefragt, ob es das ist, was ich bis zur Rente machen möchte. Ich habe nie geglaubt, dass ich studieren werde. Aber wenn, dann Psychologie“. Und in der Tat. Mit 23 Jahren holt Losch das Abitur nach, schafft ihr Angstfach Mathematik, das ihr früher den Zugang zur Realschule vermasselt hat. 2007 tritt sie zum Psychologie-Aufnahmetest an der Universität Salzburg an und besteht auf Anhieb.  

Während des Masterstudiums weckt Eva Traut-Mattausch, Professorin für Wirtschafts- und Organisationspsychologie an der Universität Salzburg bei Sabine Losch das Interesse am Thema Coaching. Der Coaching Markt boomt. Es gibt eine Flut von Angeboten. Nicht alle sind seriös. Der Begriff „Coach“ ist nämlich nicht geschützt. Allein in den USA sollen sich die Einkünfte aus dem Coaching im  Jahr 2012 auf über 700 Millionen Dollar belaufen haben. In Österreich sind aktuell mehr als 4000 Wirtschaftscoaches tätig.

Coaching ist ein interaktiver personenzentrierter Beratungs- und Begleitungsprozess. Der Coach liefert keine direkten Lösungsvorschläge, sondern begleitet die Entwicklung eigener Lösungen. Coaching ist deutlich kostenintensiver als das etablierte Training, in dem der Trainer die Ziele vorgibt.

Vor allem Führungskräfte nützen Coaching Angebote. „Organisationen sind offensichtlich willens große Geldsummen in die Personalentwicklung zu stecken, auch wenn die Forschung dazu noch in den Kinderschuhen steckt. Es gibt kaum verlässliche Daten, warum Coaching wirkt“, sagt Losch, die sich in ihrer Masterarbeit eingehend mit dem Thema beschäftigt hat.

Da weiterforschen. Dieser Vorschlag kommt nach der Masterarbeit von Eva Traut-Mattausch und ist mit dem Angebot einer Dissertantenstelle verbunden. Sabine Losch nimmt – nach kurzer Bedenkzeit – an. Seit vier Semestern ist sie nun als „Senior Scientist“ an der Uni angestellt und arbeitet an ihrer Dissertation. „Am Anfang habe ich nicht gewusst auf welchen Aspekt des Themas ich mich fokussieren soll. Ich habe enorm viel gelesen bis ich gewusst habe in welche Richtung es mich zieht. Ich will herausfinden welche Prozesse für die positive Wirkung beim Coaching verantwortlich sind.“ Und wie gut betreut fühlt sie sich von ihrer Doktormutter? „Sowohl zwischenmenschlich als auch fachlich erlebe ich die Betreuung durch Frau Professor Eva Traut-Mattausch als äußerst positiv. Ohne etwas vorzugeben, hilft sie sehr dabei, dass man sich nicht verliert. Es macht Spaß mit ihr zusammenzuarbeiten“.

Loschs theoriegeleiteter Ansatz besteht darin, Konzepte aus der Führungsforschung auf das Coaching zu übertragen. Es geht um Leadership, um Aspekte des sogenannten transformationalen und transaktionalen Führungsstils. Worauf es – so Losch – ankommt ist, dass sich der Klient in seinen Handlungsoptionen als autonom erlebt. Dadurch steigt seine Motivation zu Veränderungen und das wiederum führt dazu, dass die Ziele besser erreicht werden.

Doch nicht immer ist das individuelle Coaching im Output dem Gruppen-Training überlegen. Geht es darum, Faktenwissen oder gezielte Fertigkeiten zu vermitteln, ist das Gruppen-Training – auch in finanzieller Hinsicht – dem Coaching überlegen. Das hat Losch, die auch als Karrierecoach ausgebildet ist, in einer Studie zur Reduktion des Aufschiebeverhaltens von Studierenden herausgefunden. Die Studie, die ein Bestandteil der Dissertation ist, wurde vor kurzem in dem angesehenen Fachjournal „Frontiers in Psychology“ publiziert. Kommendes Jahr will Losch die Dissertation abschließen.

Und was erhofft sich Losch von der Teilnahme am neuen Doktoratskolleg, das im Oktober startet? „Ich glaube, dass es ein großer Gewinn sein wird. Sich mit Vertretern anderer Forschungsdisziplinen auszutauschen, halte ich für sehr interessant. Beim Thema Coaching könnten Fachbereiche wie Jus oder Computerwissenschaft neue Perspektiven eröffnen.“ Und wie schauen ihre eigenen Karriere-Perspektiven aus? Ihr Vertrag an der Uni läuft vier Jahre lang. „Ich würde mich freuen, wenn ich weiter dableiben könnte. Mich interessiert die Forschung sehr. Vielleicht tun sich mit dem Doktoratskolleg neue Forschungsbereiche auf. Aber fix ist nix.“

Sabine C. Losch, MSc, Fachbereich Psychologie UNI Salzburg | © Kolarik Andreas

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