Salzburger Landtag diskutiert über Berücksichtigung der NS-Zeit in der Dauerausstellung im Salzburg Museum
Soll das Salzburg Museum beauftragt werden, die Geschichte des Bundeslands Salzburg in der Zeit des Nationalsozialismus in der neuen Dauerausstellung des Museums zu berücksichtigen? Mit dieser Frage befasste sich der Bildung-, Sport- und Kulturausschuss des Salzburger Landtags am 15. Oktober 2025. Johannes Dafinger vom Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg nahm auf Einladung des Salzburger Landtags als Experte an der Ausschusssitzung teil, um Fragen der Abgeordneten zu beantworten.
Im Bundesland Salzburg gibt es derzeit kein staatliches Museum, das eine Dauerausstellung zur Gesamtgeschichte des Nationalsozialismus in Salzburg zeigen würde. Auch eine NS-Gedenkstätte mit umfassendem Informationsangebot – etwa am Standort eines ehemaligen KZ-Außenlagers – oder ein NS-Dokumentationszentrum existieren nicht.
Dafinger erläuterte in der Sitzung, die im Plenarsaal des Salzburger Landtags stattfand, dass dies im Vergleich der großen österreichischen Bundesländer eine Ausnahme darstelle.
So widmen sich in Niederösterreich und in der Steiermark Dauerausstellungen in den Landesmuseen der NS-Geschichte im jeweiligen Bundesland ( Haus der Geschichte im Museum Niederösterreich, St. Pölten, Museum für Geschichte im Universalmuseum Joanneum, Graz). Auch die Dauerausstellung im Wien Museum zur Geschichte der Stadt Wien geht ausführlich auf die Zeit des Nationalsozialismus ein.
In Oberösterreich werden in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen im Zeitgeschichte Museum Ebensee, am Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim, im ZeitgeschichteMUSEUM, in der KZ-Gedenkstätte Gusen, im Stollen der Erinnerung und im Jägerstätter-Haus unterschiedliche Aspekte der Geschichte des Nationalsozialismus thematisiert (einige dieser Museen und Dokumentationszentren sind von Vereinen oder Unternehmen geführt).
In Kärnten und Tirol werden, unterstützt durch die öffentliche Hand, in den nächsten Jahren, zusätzlich zu bereits bestehenden Ausstellungen, Orte der Information an den Plätzen ehemaliger nationalsozialistischer Zwangslager ( Museumspavillon KZ-Gedenkstätte Loibl Nord, Gedenkort Reichenau) geschaffen oder ausgebaut.
Im Bundesland Salzburg gab es in der NS-Zeit rund 190 Zwangslager, neben KZ-Außenlagern etwa Lager für Sinti und Roma, Kriegsgefangenenlager, Arbeitserziehungslager und Lager, in denen ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren. Auch das Sondergericht Salzburg sowie das Gestapo-Gefängnis in der Landeshauptstadt sind Orte, die in besonderer Weise an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnern. Eine herausgehobene Rolle in der nationalsozialistischen Außen- und Bündnispolitik spielte Schloss Kleßheim, das für Treffen des NS-Regimes mit den europäischen Verbündeten auf höchster Regierungsebene genutzt wurde.
Rückfragehinweis:
Univ.-Ass. Dr. Johannes Dafinger
