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Universität Salzburg widerruft Ehrendoktorat

Der Senat der Paris Lodron Universität Salzburg hat in seiner Sitzung vom 14.10.2014 den Widerruf des Ehrendoktorats von Eduard Paul Tratz beschlossen.

–          Der Beschluss des Senats vom 14. Oktober 2014

Gemäß § 86 der Satzung der Paris-Lodron-Universität Salzburg wird die am 20. Juni 1973 erfolgte Verleihung des Ehrendoktorats: doctor philosophiae h.c. an Prof. Dr.h.c. Eduard Paul Tratz, widerrufen. In der Tabula Honorum sowie im Ehrenbuch der Universität wird Folgendes angemerkt: „Das Ehrendoktorat wurde durch Beschluss des Senates vom 14. Oktober 2014 widerrufen.“  

Zur Begründung wird folgendes angeführt: § 86 der Satzung erlaubt den Widerruf von Ehrungen, wenn sich die Geehrten durch ihr späteres Verhalten als der Ehrung unwürdig erweisen, oder wenn sich nachträglich ergibt, dass die Ehrung erschlichen worden ist.  

Der zweite Fall liegt hier vor. Im Verfahren der Verleihung wurden wesentliche Tatsachen, nämlich die gravierende Verstrickung von Eduard Paul Tratz in nationalsozialistisches Unrecht, verschwiegen. Wäre dies bekannt gewesen, hätte die Ehrung nicht stattgefunden.  

Der Senat macht sich die wesentlichen Ergebnisse der Studie von Robert Hoffmann, Ein Museum für Himmler. Eduard Paul Tratz und die Integration des Salzburger „Hauses der Natur“ in das „Ahnenerbe“ der SS, Zeitgeschichte, 35. Jahrgang, Mai/Juni 2008, Seite 154-175, zu eigen.  

Unter anderem hat sich Tratz, hauptsächlich in den Jahren 1939 bis 1943, als SS-Hauptsturmführer an Kulturraub-Aktionen zugunsten des SS-Ahnenerbes in Ost- und Mitteleuropa, namentlich in Krakau und auf dem Gebiet der Sowjetunion, aktiv (und vor Ort) beteiligt. Dabei wurden unter anderem Exponate für das Salzburger „Haus der Natur“ requiriert, dessen Leiter Tratz war.  

Ferner ist Tratz als Autor pseudowissenschaftlicher Publikationen sozialdarwinistischen Inhalts hervorgetreten; etwa mit dem Artikel „Kampf in der Natur“ (1943) im „SS-Leitheft“, einem vom SS-Hauptamt herausgegebenen Blatt. Dort betont er die Überlegenheit des „arischen“ und „naturnahen“ Wesens und beklagt Beeinträchtigungen durch „fremdrassige Belastungen“. In diesem Zusammenhang führt er etwa aus, dass ein tüchtiger Mensch mehr Gegner habe als ein bedeutungsloser; wenn nicht, dann sei er „eine Niete, die beseitigt werden muß“. In einer 1943 im  „Ahnerbe-Stiftung Verlag“ erscheinen Schrift beruft er sich auf die angeblich rücksichtlose Ausmerzung von „Krüppeln und Mißgeburten“ in der Natur, woran sich der Mensch ein Beispiel nehmen möge. Entscheidend sei nicht das Schicksal des Einzelnen, sondern das der Gesamtheit.  

Allein schon die erwähnten Aktivitäten und Publikationen, welche im Verfahren der Verleihung verschwiegen wurden, lassen Herrn Tratz als unwürdig erscheinen, als Ehrendoktor der Universität Salzburg geführt zu werden. Die schlichte Streichung aus der Liste der Ehrendoktoren wäre eine Verfälschung der Geschichte, und soll daher nicht stattfinden. Stattdessen soll der Widerruf angemerkt werden.    

–          Weitere Maßnahmen  

Im Einvernehmen zwischen Rektorat und Senat wird die Tabula Honorum der Universität Salzburg umfassend und gründlich auf mögliche weitere Problemfälle untersucht. Der Senat wird sich mit den Ergebnissen dieser Untersuchung befassen.

Univ.-Prof. Dr. Heinrich Schmidinger, Rektor

Univ.-Prof. Dr. Stefan Griller, Senatsvorsitzender