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Wie verlässlich sind Klimamodelle? Salzburger Philosophin hinterfragt die Methoden der Klimawissenschaften

Die kürzlich an die Universität Salzburg berufene Philosophin Charlotte Werndl reflektiert die Methoden der Klimawissenschaftler kritisch und setzt sich mit den Grenzen der Vorhersagbarkeit auseinander. Die gebürtige Neumarkterin ist mit 33 Jahren die jüngste Professorin an der Universität Salzburg.

Schmelzende Gletscher, steigende Meeresspiegel. Dazu Dürre, Stürme, Überschwemmungen. Klimawissenschaftler prognostizieren eine weitere Zunahme von Wetterextremen und Umweltkatastrophen. Doch wie verlässlich sind Klimamodelle? Welche Arten von Unsicherheiten stecken in den hochkomplexen Computersimulationen? Lassen sich aus den Klimamodellen überhaupt konkrete Entscheidungshilfen für Politikberater ableiten?

Dass die Durchschnittstemperatur der Erde ansteigt und dass für den Klimawandel hauptsächlich der Mensch verantwortlich ist, daran besteht inzwischen so gut wie kein Zweifel mehr. Im Detail gibt es bezüglich des zukünftigen globalen Klimas und vor allem bezüglich des lokalen Klimas jedoch viele Unsicherheiten. Und diese sind teilweise größer, als öffentlich kommuniziert wird, stellt Charlotte Werndl, Professorin für Logik und Wissenschaftstheorie am Fachbereich Philosophie der Universität Salzburg fest.

Die 33jährige Philosophin, die auch ausgebildete Mathematikerin ist, setzt sich aus  erkenntnis- und entscheidungstheoretischer Perspektive mit Fragen der Klimawissenschaften auseinander.  An der London School of Economics, wo sie bis zu Ihrer Berufung nach Salzburg im Herbst 2014 eine Professorinnenstelle innehatte, arbeitete sie in diesen Fragen eng mit den dort ansässigen, renommierten KlimaforscherInnen zusammen. Die Kooperation wird fortgesetzt.

Klimamodelle liefern Szenarien der Zukunft in 100 oder 200 Jahren. Sie zeigen, wie das Klima unter Einflussfaktoren wie Treibhausgasausstoß, Landnutzung, Sonneneinstrahlung und vieles mehr reagieren wird. Zurzeit gibt es ungefähr 20 Klimamodelle, die von Modellierungszentren wie der NASA kontinuierlich weiterentwickelt werden.

Obwohl Klimamodelle die rechenaufwendigsten Computermodelle darstellen, ist ein derart komplexes Phänomen wie das zukünftige Klima auch mit einer Unmenge von Variablen schwierig zu simulieren. Eine oft unterschätzte Unsicherheit bei Klimamodellen betrifft  die Anfangsbedingungen, sagt Charlotte Werndl. Will man zum Beispiel ein Klimamodell mit einer Prognose für das Jahr 2100 laufen lassen, muss dafür auf jedem Flecken der Erde der momentane Wetterzustand eingegeben werden, mit Temperatur, Niederschlag, Luftdruck usw.

Der Haken: Die Erde ist nicht flächendeckend mit Messstationen versehen.  „Traditionell wird in den Klimawissenschaften die Unsicherheit in den Anfangsbedingungen oft als weniger wichtig gesehen. Meine Untersuchungen ergeben ein anderes Bild. Die Analyse der mathematischen Modelle, der verwendeten Klimagleichungen und Statistiken zeigt, dass die Unsicherheiten größer sind als gedacht.“ 

Werndl betont, dass ihre kritische Reflexion über die Ziele und Methoden der Klimawissenschaften keineswegs bedeutet, dass sie die Position des Klimaskeptizismus vertritt, wonach der Klimawandel  oder der menschliche Einfluss auf diesen geleugnet wird. 

Foto: Charlotte Werndl | © Kolarik

Foto: Charlotte Werndl | © Kolarik