Projekte im Schwerpunktthema Dynamik der Arbeits- und Lebensverhältnisse
Arbeits- und Lebensentwürfe junger Menschen in Salzburg (ARLEJUM)
Ansprechpartner am Fachbereich: Wolfgang Aschauer, Christopher Etter
Die Arbeits- und Lebensorientierungen junger Menschen sind Gegenstand kontroverser Debatten, eine mangelnde Arbeits- und Leistungsbereitschaft bei gleichzeitig hohen hedonistischen Ansprüchen wird ebenso thematisiert wie das sozialökologische Transformationspotenzial einer „Generation Greta“. Um hier zu einem differenzierteren Verständnis zu gelangen, wurde das Projekt von der Arbeiterkammer Salzburg beauftragt und qualitative, leitfadengestützte Interviews mit Salzburger:innen zwischen 15 bis 29 Jahren aus allen politischen Bezirken und verschiedenen sozialen Milieus durchgeführt, in denen Vorstellungen eines guten Lebens und einer guten Arbeit, sowie aktuelle Belastungsfaktoren, Zukunftssorgen und Wünsche angesprochen wurden. Die aus den Daten erarbeitete Typologie, die zwischen fünf Orientierungsmustern unter den jungen Salzburger:innen differenziert, verdeutlicht die heterogenen Perspektiven der jungen Menschen auf Arbeit, Familie, Freizeit und Zukunftsvorstellungen, die wiederum deutlich von sozialer Ungleichheit geprägt sind. Aus den verschiedenen Arbeits- und Lebensentwürfen wurde schließlich gebildet Die Ergebnisse der Studie wurden bereits veröffentlicht und im Zuge zweier Vorträge einem breiteren Publikum vorgestellt.
Befunde der Studie (mit Wolfgang Aschauer, Christopher Etter, Claudia Herbst, Laura Wallner, Anna Stadler, Katharina Stiebler, Ines Fingerlos, Sarah Ebner)
Generations and Gender Programme
Ansprechpartner:innen am Fachbereich: Claudia Herbst, Brigitte Schels, bis 2023 federführend: Beat Fux
Das internationale Generations and Gender Programme (GGP) ermöglicht eine umfassende Analyse demografischer Entwicklungen durch repräsentative Bevölkerungsumfragen im Paneldesigns. Unter der internationalen Koordination des Netherlands Interdisciplinary Demographic Institute (NIDI) wurden in 19 Ländern Themen wie Fertilität, Kinderwunsch, Partnerschaftsformen, Generationenbeziehungen, innerfamiliäre Arbeitsteilung, intergenerationeller Zusammenhalt und Erwerbsbeteiligung untersucht.
In Österreich wurde der Generations and Gender Survey (GGS) erstmals mit Wiederholungsbefragungen in den Jahren 2008/09 und 2012/13 durchgeführt und im Jahr 2024 mit einer zweiten Erhebungsrunde (GGP-II) fortgesetzt.
Erste Ergebnisse des Surveys sind im Science-to-Public-Report „Familien in Österreich 2023“ veröffentlicht, der in Zusammenarbeit mit der Universität Salzburg entstand (mit Beat Fux, Christopher D. Etter, Claudia Herbst). Weitere Informationen sind auf der Webseite www.ggp-austria.at verfügbar.
Kurzzeitvermietungen im Zeitalter des Plattformkapitalismus
Ansprechpartner am Fachbereich: Christian Smigiel
Mehr als ein Viertel aller Übernachtungen in der Europäischen Union werden gegenwärtig als Kurzzeitvermietung über Onlineplattformen gebucht (Stand 2024). Kurzzeitvermietungen haben sich – gestützt auf die Marktmacht von Plattformen – zu einem weltweiten Massenphänomen entwickelt, das Wohnungsmärkte global verändert. Wohnpreise steigen, langfristige Vermietungsangebote werden in Kurzzeitvermietungen umgewandelt. Investor*innen mit unterschiedlichem Profil (von privaten Kleinanleger*innen bis zu großen Immobilienfonds) kaufen Wohnungen, um diese auf dem boomenden Kurzzeitvermietungsmarkt zu platzieren. Nachbarschaften in einer Vielzahl von Stadtregionen verändern sich dadurch. In der Folge werden Langzeitvermieter*innen verdrängt, Versorgungsinfrastrukturen verändern sich und die öffentliche Hand versucht mit unterschiedlichen Instrumenten zu regulieren. Wir untersuchen die hiermit verbundenen komplexen Prozesse, die spezifischen Akteurskonstellation sowie die politökonomischen, sozialen und rechtlichen Hintergründe in diversen Forschungsprojekten.
https://doi.org/10.1080/02723638.2023.2233352
https://doi.org/10.1177/0308518X211042634
https://doi.org/10.5194/gh-75-253-2020
Mindergenutzter Wohnraum
Ansprechpartner am Fachbereich: Christian Smigiel
Mindergenutzter Wohnraum stellt ein großes wohnungspolitisches Problem in vielen Städten dar. Gleichzeitig gibt es nur wenige Studien, die sich empirisch mit diesem Thema auseinandersetzen. Ein von der Stadt Salzburg gefördertes Projekt (Förderzeitraum 2021-2022) zeigt erstmalig, wie sich Wohnungen ohne Wohnsitzmeldung im Wohnungsneu in der Stadt Salzburg verteilen. Konkret haben Christian Smigiel (Abteilung Sozialwissenschaftliche Geographie) und Andreas Van-Hametner (Ressourcen Forum Austria) untersucht, welche Faktoren Leerstand und Nebenwohnsitzwohnungen im städtischen, mehrgeschossigen Wohnungsneubau begünstigen. Diese Studie dient als Grundlage für weitere wohnungspolitische Strategien in der Stadt Salzburg.
Eine Kurzfassung und ein Artikel zur Studie finden sich hier:
https://www.plus.ac.at/news/mindergenutzter-wohnraum-in-salzburg/ https://www.staedtebund.gv.at/ePaper/oegz-2023-05/index.html#p=56
„Salzburg morgen“ – Zusammenarbeit mit der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen
Ansprechpartner:innen am Fachbereich: Claudia Herbst, Andreas Koch
Angesichts komplexer gesellschaftlicher Herausforderungen hat das Projekt „Salzburg morgen“ das Ziel, eine fundierte Grundlage für die gesellschaftliche Diskussion potenzieller Zukunftsszenarien zu schaffen und Handlungsmöglichkeiten für eine wünschenswerte Entwicklung Salzburgs aufzuzeigen. Unter der Leitung von Stefan Wally, Geschäftsführer der Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen, skizziert ein interdisziplinäres Expert:innenteam auf Basis einer dynamischen Interaktion von aktuellem Wissen mögliche Zukunftsentwicklungen und potenzielle Herausforderungen. Potenzielle Szenarien werden regelmäßig überprüft, angepasst und als Grundlage fundierter Diskussionen und Entscheidungen veröffentlicht.
Die Studie setzt Schwerpunkte in verschiedenen Bereichen, darunter Demografie, Arbeitswelt, Digitalisierung, Migration und Umwelt und wird u.a. durch Expertise aus dem Fachbereich zu „Kultureller Diversität“ (Claudia Herbst) und „Wohnen“ (Andreas Koch) unterstützt. Mithilfe der strukturierten Szenario-Methode werden alternative Zukunftsbilder für das Jahr 2040 systematisch entwickelt und dargestellt.
Salzburg morgen | Das Zukunftsprojekt der JBZ vor Ort – Robert Jungk Bibliothek JBZ
Salzburger Autoritarismusstudie: Zur Entwicklung autoritärer Einstellungen und Wertepolarisierungen
Ansprechpartner am Fachbereich: Wolfgang Aschauer
In der Autoritarismusstudien werden seit 2017 im Drei-Jahres-Rhythmus repräsentative Erhebungen in Salzburg zu autoritären und antiegalitären Einstellungen im Auftrag der Robert Jungk Bibliothek durchgeführt. Ziel der Studie ist es anhand von teils spezifischen Themenschwerpunkten wie Verteilungsfragen, Migration, Klimaschutz oder Diversität soziale Spaltungslinien sichtbar zu machen. Themenschwerpunkte waren beispielsweise im Jahr 2021 die Corona-Pandemie und Wertepolarisierungen im Jahr 2024. Qualitative Interviews mit Wähler:innen im rechten und linken Spektrum der Gesellschaft runden das Bild ab und zeigen, welche Argumentationsmuster in den jeweiligen politischen Milieus vorherrschend sind. So lässt sich anhand der Studie aufzeigen, wie politische Einstellungen und gesellschaftliche Konflikte unser Zusammenleben beeinflussen – und was das für Salzburgs Zukunft bedeuten könnte.
„Wege in die Zukunft“ – eine Studie über die Vergesellschaftung junger Menschen in Wien
Mitwirkende am Fachbereich: Brigitte Schels
Im Fokus der Längsschnittstudie „Wege in die Zukunft“ stehen Schulabgänger:innen von der (Neuen) Mittelschule in Wien aus einer ganzheitlichen Perspektive. Themen der STudie sind Bildungsverlauf und Berufswahl, Erwerbseintritt und Arbeitsmarktpolitik, familiäre Beziehungen und Identitätsbildung als miteinander verbundene Bereiche der Lebensphase Jugend. Das Projekt wurde als Institutsprojekt am Institut für Soziologie der Universität Wien in einem Mixed-Methods Design unter Mitwirkung unterschiedlicher Kooperationspartner:innen durchgeführt. Nach der Datenerhebung in den Jahren 2016 bis 2022 wird nun das Projekt durch Qualifikationsarbeiten und Publikationen abgeschlossen.
https://www.soz.univie.ac.at/forschung/wege-in-die-zukunft-institutsprojekt/
Wirtschaftliche Alltagspraktiken von Haushalten in schwierigen Zeiten
Ansprechpartnerin am Fachbereich: Brigitte Schels
Aus der internationalen Forschung ist bekannt, dass Haushalte unterschiedliche Maßnahmen in ihrem Alltag nutzen, um ein Auskommen bei volatilen Einkommen zu stabilisieren. Bislang wenig Studien nehmen dabei jedoch die Situation von Haushalten in relativ wohlhabenden Sozialstaaten in den Blick. Dabei haben insbesondere in den vergangenen sogenannten Polykrisenjahren seit 2020 private Haushalte verstärkt finanziell Belastungen und Einkommensverluste zu spüren bekommen.
In einer Kooperation im Projekt Haushaltspraktiken und Resilienz von Haushalten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) werden die wirtschaftlichen Alltagspraktiken von Haushalten in Deutschland in den Blick genommen, dessen sozioökonomische Determinanten und die Konsequenzen der Nutzung. Um diesen Fragen nachzugehen, wurde ein Befragungsmodul für das Panel Arbeitsmarkt und soziale Sicherung (PASS) entwickelt.
https://iab.de/projekt/?id=10569536
Einkommensverluste und ausgewählte Maßnahmen der Bewältigung sind ferner ein Thema in dem österreichischen Kurzzeitpanel „So geht es uns heute“, das seit 2021 wiederholt Personen befragt. Mit diesen Daten wird die Perspektive für den österreichischen Kontext erweitert und um Fragen nach der Bewertung der Maßnahmen aus Perspektive der befragten Personen ergänzt. Dabei stehen auch die Fragen nach Trends im Beobachtungszeitraum im Vordergrund.
Zukunftssorgen als Sozialindikatoren
Ansprechpartner am Fachbereich: Wolfgang Aschauer, Christopher Etter
Aktuelle soziologische Zeitdiagnosen verweisen auf die Krisenhaftigkeit moderner, postindustrieller Gesellschaften und diskutieren potentielle Auswirkungen für Individuen entlang von Begrifflichkeiten wie Unsicherheiten, Verlustängste, Sorgen und psychische Belastungen und deren Reichweite in breite Segmente der Bevölkerung. Oftmals fehlen jedoch geeignete Indikatoren, um das Erleben und Erfahrungen der Menschen mit sozialstrukturellen Gegebenheiten zu verbinden. Das Kooperationsprojekt mit Dimitri Prandner (JKU Linz) befasst sich daher mit der Messung von Zukunftssorgen in Surveys, dessen Determinanten und Auswirkungen. Hierfür wurde eine Skala zu aktuellen Zukunftssorgen in der österreichischen Bevölkerung entwickelt und in den Wellen 2023 und 2024 des Sozialen Survey Österreichs (SSÖ), sowie einer umfassenden Onlinestudie in der D-A-CH Region implementiert. Erste Befunde stehen in einem Science-To-Public Report zur Verfügung (mit Christopher Etter, Dimitri Prandner, Wolfgang Aschuer).