Projekte im Bereich Methodenforschung:

Seit über 20 Jahren forschen und publizieren Mitglieder des Fachbereichs zu Methoden der empirischen Sozialforschung. In dieser Zeit sind mehr als 60 Arbeiten (Bücher, Zeitschriftenartikel, Buchbeiträge) entstanden. Der Methodenschwerpunkt engagiert sich aktuell stark in der österreichischen und ländervergleichenden Survey-Forschung und ist an mehreren Umfrageprogrammen und Forschungsprojekten beteiligt. Zudem wurden in den letzten Jahren zahlreiche Survey-Projekte in Eigenregie durchgeführt und abgeschlossen. Des Weiteren befasst sich der Methodenschwerpunkt des Fachbereichs mit methodologischer Grundlagenforschung und trägt durch innovative Zugänge und starke Aktivitäten im Bereich der globalen Vernetzung zur starken internationalen Sichtbarkeit des Fachbereichs nach Außen bei.

1. Einbindung in die Survey-Research Infrastruktur

a) Mitwirkung am Sozialen Survey Österreichs (SSÖ) (Ansprechpartner: Wolfgang Aschauer)

Der SSÖ wird in Verbindung mit den Modulen des International Social Survey Programms (ISSP) mittlerweile alle zwei Jahre in Österreich durchgeführt. Es handelt sich um eine bundesweite repräsentative Befragung, die vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung im Rahmen der Forschungsinfrastruktur gefördert wird ( Forschungsinfrastruktur (bmbwf.gv.at). Die Finanzierung des SSÖ/ISSP ist bis 2026 gesichert. Dieser Survey wird in einer Kooperation der Soziologie-Abteilungen für Methoden und empirische Sozialforschung von mehreren österreichischen Universitäten (federführend Universität Graz in Kooperation mit Universität Linz) durchgeführt und erhebt im zweijährigen Rhythmus zentrale politische und soziale Werthaltungen und Einstellungen der Österreicher*innen. Nähere Informationen zum SSÖ auch unter ( https://aussda.at/sozialer-survey-oesterreich/).

b) Beteiligung am Austrian Social Science Data Archive (AUSSDA) (Ansprechpartner: Martin Weichbold)

Die Universität Salzburg (vertreten durch Martin Weichbold) ist seit 2025 nun offiziell Mitglied bei Aussda. Das Austrian Social Science Data Archive (AUSSDA) ist das nationale Forschungsdatenzentrum für Sozialwissenschaften in Österreich. Es wird als Infrastruktureinrichtung von einem Konsortium geführt, bestehend aus mehreren österreichischen Universitäten sowie dem Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. AUSSDA dient als zentraler Knotenpunkt für die Aufbereitung, Archivierung und Bereitstellung sozialwissenschaftlicher Forschungsdaten. Ziel ist es, die Transparenz, Reproduzierbarkeit und Nachnutzung wissenschaftlicher Arbeiten zu fördern. Aussda setzt neue Maßstäbe im Bereich Datenmanagement und Datensicherung und trägt, insbesondere durch seine Mitgliedschaft im Consortium of European Social Science Data Archives (CESSDA) auch zur internationalen Vernetzung der Sozialwissenschaften bei.

c) Mitwirkung an den Vorbereitungsarbeiten zu  ASEP (Ansprechpartner: Wolfgang Aschauer, Christopher Etter)

Aktuell wird in Österreich das Austrian Socio-Economic Panel (ASEP) von der Statistik Austria vorangetrieben. Es handelt sich dabei um eine groß angelegte Haushaltsbefragung, welche in Zukunft Längsschnittanalysen und folglich Einblicke in Prozesse des sozialen Wandels in Österreich ermöglicht. Über den ASEP-Survey wird eine repräsentative Langzeitbefragung von Haushalten implementiert, zudem soll eine Verknüpfung mit Verwaltungsdaten möglich werden.

Das Austrian Socio-Economic Panel (ASEP) wird vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung finanziert und von Statistik Austria durchgeführt, die für Projektleitung, Surveydesign, Datenerhebung und Qualitätssicherung verantwortlich ist. Wolfgang Aschauer und Christopher Etter sind Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats und an der Konzeption der Fragen zu sozialen und politischen Einstellungen beteiligt.

2. Abgeschlossene Projekte in der Surveyforschung:  

d) Initiierung und Durchführung der VIC- Studie 2020 – 2022 (Ansprechpartner: Wolfgang Aschauer)

Mit Beginn der COVID-19 Pandemie wurde im März 2020 von der World Value Survey Association die Studie „Values in Crisis“ (kurz VIC) ins Leben gerufen. Im Projekt geht es in einer breit angelegten weltweiten Studie darum, wie durch die Corona-Pandemie politische und soziale Einstellungen auf grundlegende Weise erschüttert werden und ob durch die Krise tiefgreifende Prozesse des Wertewandels zu beobachten sind. An der ersten, bereits abgeschlossenen Erhebung haben sich 15 Länder beteiligt. Das Methodenteam der Universität Salzburg hat die Archivierung des ländervergleichenden Datensatzes übernommen, dieser ist hier Open Access abrufbar ( Values in Crisis International (SUF edition).

Parallel dazu wurden im Längsschnitt zwei weitere Erhebungswellen durchgeführt und über HRSM-Strukturmittel finanziert. Insofern liegen für Österreich auch Längsschnittdaten aus drei Erhebungswellen  2020, 2021 und 2022 vor.

Im Zuge der Projekte zu den Auswirkungen der Pandemie gelang es auch, zwei Sammelbände Open Access zu publizieren

Aschauer, W.; Glatz, C. & Prandner, D. (2022) (Hrsg.). Die österreichische Gesellschaft während der Corona-Pandemie. Ergebnisse aus sozialwissenschaftlichen Umfragen. Wiesbaden: Springer-VS.  doi.org/10.1007/978-3-658-34491-7

Aschauer, W., Eder, A. & Prandner, D. (Hrsg.). (2024). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die österreichische Gesellschaft. Ergebnisse der Längsschnittstudie „Werte in der Krise 2020-2022“. Baden-Baden: NOMOS,  doi.org/10.5771/9783748942696

e) Mitwirkung am Digitize Projekt der Universität Wien  (Ansprechpartner: Wolfgang Aschauer)

Im Rahmen des „Digitize“ Projekts wurde ebenfalls eine SSÖ- Erhebungswelle finanziert. Zudem wirkte die Abteilung Soziologie auch an einem Arbeitspaket zur Entwicklung des Online-Panels mit, wo aktuell bereits mehrere Erhebungswellen durchgeführt wurden.   https://digitize.univie.ac.at/wer-wir-sind/  

3. Innovative methodologische Zugänge:  

f) Forschungen zu Datenqualität bei sozialwissenschaftlichen Umfragen (Ansprechpartner: Martin Weichbold)

Lässt man die methodologische Grundlagenforschung an der Abteilung über die letzten Jahre Revue passieren, so beschäftigt sich der Großteil der Arbeiten mit zentralen Fragen im Bereich sozialwissenschaftlicher Datenkonstruktion. Die Datengewinnung bei sozialwissenschaftlichen Umfragen wird als vielschichtiger Prozess verstanden, der innerhalb mehrerer Phasen (z.B. in der Stichprobenziehung, in der Durchführung der Untersuchung, auf Seite der Befragten und in der Dateninterpretation) anfällig für Verzerrungen ist. Über diesen ganzheitlichen Zugang soll Datenqualität in einem umfassenden Verständnis analysiert und wesentliche Bausteine einer Theorie der Befragung entwickelt werden (siehe z.B. die Monographie von Reinhard Bachleitner, Martin Weichbold und Wolfgang Aschauer hier:   https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-531-92327-7).

g) Forschungen zu Herausforderungen im Kultur- und Ländervergleich (Ansprechpartner: Wolfgang Aschauer)

Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung Soziologie ist die Bearbeitung grundsätzlicher methodologischer Herausforderungen im Kultur- und Ländervergleich. Nur wenn die jeweiligen theoretischen Konzepte über alle Kulturen hinweg gleichwertig und funktional äquivalent gemessen werden, kann Inhaltsvalidität im Kulturvergleich erreicht werden. Die Bemühungen sind ebenfalls in eine umfangreiche Monographie eingeflossen, die aktuell ein deutschsprachiges Standardwerk zur Äquivalenzproblematik bei Umfragen darstellt:   https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-04199-1

Aktuelle Forschungstätigkeiten im Kontext der interkulturellen Umfrageforschung betreffen beispielsweise die Vergleichbarkeit von Konzepten bei spezifischen Forschungsthemen (z.B. Wellbeing, siehe hier:   https://www.persee.fr/doc/caf_2431-4501_2019_num_131_1_3357).

h) Social Doc (Ansprechpartner*innen: Kornelia Hahn & Holger Faby)

Projekt

© Holger Faby

Hierbei handelt es sich um eine Dokumentationsreihe über empirische Projekte, die die Geografien der Bekleidungskultur untersuchen. Die Forschung wendet einen kulturgeografischen Ansatz auf drei verschiedene Arten an: (1) wir konzentrieren uns auf die Zirkulation von Kleidung, indem wir ausgedehnte Lieferketten erforschen; (2) wir untersuchen die verkörperten Praktiken und die Bedeutungsgebung von Verbrauchern in Erst- und Gebrauchtwarenläden und Kleiderschränken zu Hause, wo Individuen ihre Garderobe aufbewahren und „kuratieren“; (3) wir generieren visuelle und akustische Daten, indem wir mit Verbrauchern/Teilnehmern herumgehen (Rhythmusanalyse) und sie ermutigen, „laut zu sprechen“. Die Ergebnisse dieser Forschung zeigen, dass die Verbraucher in Einzelhandelsumgebungen weniger von Neuheiten, Marken oder der Auswahl „verführt“ werden, sondern eher „notwendigerweise“ damit beschäftigt sind, räumliche, zeitliche und materielle Ordnungen zu schaffen – eine weniger attraktive Forderung als allgemein angenommen.

4. Internationale Vernetzung:  

i) Stärkung der Methoden- und Survey-Forschung im globalen Süden:  

Martin Weichbold und Wolfgang Aschauer sind aktuell stark in der globalen Methoden- und Surveyforschung aktiv und beteiligen sich an Initiativen zur Stärkung der Umfrageforschung im globalen Süden. Wolfgang Aschauer ist Mitglied beim Global Center of Spatial Methods and Urban Sustainability ( People – SMUS (gcsmus.org). Bei der SMUS Konferenz in Botswana war Wolfgang Aschauer als Keynote-Speaker aktiv ( Keynote Speaker – SMUS (gcsmus.org), bei der SMUS Konferenz in Roorkee/Indien als Methodentrainer  SMUS Conference India 2023_PhD day and Methods Courses Details.pdf – Google Drive und bei der Konferenz in Thailand 2024 als Session-Organisator ( B2 In the Field – Experiences in Conducting Research in the Global South – SMUS (gcsmus.org).

Wolfgang Aschauer ist derzeit als Chair of the Conference Committee in den Leitungsgremien von WAPOR (World Association of Public Opinion Research) involviert ( Committees – World Association for Public Opinion Research (wapor.org) und hat 2023 als Local Conference Chair die WAPOR Konferenz in Salzburg ( 76th Annual Conference – World Association for Public Opinion Research (wapor.org) organisiert und 2024 zur gelungenen WAPOR Konferenz in Seoul beigetragen ( WAPOR 2024 | The Soul of Public Opinion Research: Liberty, Quality and Humanity).  

Martin Weichbold ist aktuell Präsident des RC33 der International Sociological Association (ISA) ( Board – RC33) und wird sich im Jahr 2025 an der Organisation des ISA-Forums in Rabat (Marokko) und  der Organisation der ISA RC33 Konferenz in Neapel federführend beteiligen.

5. Drittmittelprojekte: 

Zudem wurden in den letzten zehn Jahren beachtliche Erfolge in der Einwerbung von Drittmitteln erzielt. Neben der Kooperation mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg (PMU) in einem umfangreichen und hochdotierten Projekt zur Schmerzforschung (siehe   https://de.wikipedia.org/wiki/Aktionsb%C3%BCndnis_Schmerzfreie_Stadt_M%C3%BCnster), wurden im Methodenschwerpunkt der Abteilung in den letzten Jahren drei FFG-Projekte erfolgreich abgeschlossen. Im Rahmen des Sicherheitsschwerpunktes „Schutz von kritischen Infrastrukturen“ wurde ein Zukunftslagebild zu Migrationsbewegungen auf Basis statistischer Indikatoren (Foresight-Cockpit) entwickelt. Ergänzend wurden die Sicherheitswahrnehmungen der Österreicher*innen basierend auf tagesaktuellen Medieninformationen extrahiert und die verwendeten Algorithmen methodisch evaluiert. In einem weiteren Projekt wurden aktuelle Methoden zur Messung von Technologietrends basierend auf einem Mixed-Methods Design in einer multidisziplinären Zusammenarbeit mit beteiligten Partnern analysiert und in ihrer Aussagekraft bewertet.

Seit 2020 ist die Methodenforschung der Abteilung sowohl in quantitativen als auch in Mixed-Methods Forschungsprojekten sowie auch in qualitativen Auftragsforschungen aktiv. Ein hochdotiertes Kooperationsprojekt mit der PMU Salzburg zu Avatarlösungen und Technologiebereitschaft in der Pflege konnte 2023 erfolgreich abgeschlossen werden (Link zu Projekt bei Digitalisierung). Neben den genannten Projekten in der Survey-Forschung hat das Team Methoden auch mehrere Auftragsforschungen für die AK Salzburg (Link zu ARLEJUM und FAKUSA) und die Robert Jungk Bibliothek durchgeführt (Link Autoritarismusstudie).