Variation und Wandel dialektaler Varietäten in Österreich (in real und apparent time)

Logo DiÖ

Teilprojekt des SFB „Deutsch in Österreich“ in Salzburg


Über das Projekt

Worum geht es? Was ist die Motivation?
Es gibt eine lange Forschungstradition zu den Dialekten in Österreich, aber es gibt bisher keine systematische Untersuchung auf dem neuesten Stand der Forschung, die sich mit der Dynamik und Variabilität innerhalb der Dialekte befasst. Obwohl der Gebrauch von Dialekt in der österreichischen Alltagssprache vorherrscht, fehlen für die meisten Teile Österreichs noch immer Analysen zum Wandel der Dialekte in Echtzeit und im Generationenvergleich (real time und apparent time). Weiters hat es bisher keine systematischen Studien gegeben, die alle österreichischen Dialektregionen umfassten, so dass die erkennbaren Faktoren und Prozesse der Dialektvariation und des Dialektwandels nicht flächendeckend untersucht werden konnten – auch deshalb ist ein aktueller Dialektatlas, der das gesamte Bundesgebiet abdeckt, noch immer ein Desiderat.

Was ist das Ziel des Projekts?
Das übergreifende Ziel des Projekts ist es, anhand einer umfassenden Untersuchung der österreichischen Basisdialekte Erkenntnisse zur Dynamik von Dialekten, d.h. zu ihrer Variation und ihrem gegenwärtigen Wandel, zu gewinnen. Dies schließt sowohl eine deskriptive als auch eine erklärende und theoretische Dimension ein. Daher beschreibt das Projekt nicht nur die tatsächliche Variation auf allen Strukturebenen (Lautung, Formensystem, Syntax, Lexik), sondern strebt auch eine Revision jüngerer variations­linguistischer Modelle hinsichtlich interner und externer Faktoren an, die zu Variation und Wandel beitragen. So sollen u.a. Annahmen über die Homogenität lokaler Dialekte sowie die Regelmäßigkeit des Sprachwandels einer Neubewertung unterzogen werden. Durch die Zusammenführung der in den beiden Projektphasen gewonnenen Daten soll schließlich ein aktueller Dialektatlas für Österreich erstellt und ein neuer Vorschlag für die Gliederung der Dialekte in Österreich unter Verwendung modernster Methoden im Bereich der Dialektometrie entwickelt werden. Der Atlas wird in einem verständlichen Format aufbereitet und Wissenschaftler:innen und interessierten Laien online zur Verfügung gestellt.

Was wird wie gemacht?
An über 100 ländlichen Orten in Österreich sind Audioaufnahmen zu den örtlichen Dialekten erstellt worden. In Projektphase I wurden vier Gewährsleute pro Ort, in Projektphase II zwei Gewährsleute pro Ort befragt, die den örtlichen Dialekt beherrschen. Jeweils die Hälfte der zwei bzw. vier Gewährsleute gehören einer älteren und einer jüngeren Generation an, und es wurden jeweils zur Hälfte Frauen und Männer befragt, um allfällige Unterschiede im Sprachgebrauch zwischen den Generationen bzw. zwischen den Angehörigen verschiedener Geschlechter untersuchen zu können. Die Gewährsleute wurden zum einen anhand von strukturierten Fragebüchern befragt, zum anderen wurden auch freie Gespräche im Dialekt zwischen den Gewährsleuten aufgenommen. Mit ausgewählten Gewährsleuten wurden darüber hinaus artikulatorisch-phonetische Untersuchungen durchgeführt. Alle Daten sind (selbstverständlich) anonymisiert, insbesondere jene, die auf dem ,sprechenden‘ Sprachatlas zu sehen und zu hören sein werden.