Entwicklungen der Kinder- und Jugendwohlfahrt bzw. Kinder- und Jugendhilfe im (Spannungs-)Verhältnis zur Heilpädagogik und zur Kinder- und Jugendpsychiatrie im Land Salzburg. Historische Rekonstruktion des Zeitraums 1945 bis 1975.


Am Beispiel des Spannungsfelds von Fremdunterbringung als Teil von Kinder- und Jugendwohlfahrt bzw. Kinder- und Jugendhilfe soll die Wechselwirkung von Sozialpädagogik, Heilpädagogik und Kinder- und Jugendpsychiatrie herausgearbeitet werden. Dabei werden historische Entwicklungslinien, wissenschaftliche Diskurse und Muster herausgearbeitet, die darüber Aufschluss geben sollen, wie sich verschiedene Konzepte im Widerstreit und in Deutungshoheiten über soziale Probleme und Zuständigkeiten befinden. Im Blick sollen dabei die Jahre 1945 bis 1945 sein, weil hier zum einen Kontinuitäten und Brüche zur NS-Zeit deutlich werden, sich die Pädagogik nach einem Neustart zum anderen weniger auf ihre geisteswissenschaftlichen Wurzeln, sondern sich insbesondere auf Psychologie bezieht, aber auch durchaus interessante Neuausrichtungen im Widerstreit mit der Psychiatrie entwickelt. Sie war aber eben auch daran beteiligt, dass Kinder und Jugendliche durch ‚Psychiatrisierung‘ gebrochene, oft bis heute schwierige Biographien erleben mussten. Durch diesen Fokus soll die Sozialpädagogik historisch für Salzburg rekonstruiert und Geschichte kritisch aufgearbeitet werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur disziplinären Identität. Mittels der hermeneutischen Rekonstruktion von Fürsorgeakten sollen Hilfeverläufe und -praktiken in disziplinären und organisationalen Bezügen analysiert werden. Ebenso werden Akten von Organisationen (z.B. Jugendämtern, Universität, Kinderbeobachtungsstation, ‚Kinderheime‘) sowie politische Rahmenbedingungen (z.B. Landtagsprotokolle) auf diese Weise analysiert. ZeitzeugInnen-Interviews sowie Aktenanalysen zu universitären Professionalisierungsprozesse ergänzen diese Analysen. Somit ist das Projekt – methodisch betrachtet – eine Verknüpfung von empirischer und hermeneutischer Vorgehensweise.

Kontakt: Vanessa Blaha und Daniela Steinberger; Erzabt-Klotz-Straße 1, Zimmer 2.240, A-5020 Salzburg; Tel.: +43 (0) 662 8044-4203