Folge 11: Studienergänzung „Gender, Diversity, and Equality“


Studienergänzungen Uni Salzburg

(Aktualisiert am 29.11.2024) Geschlechtergerechtigkeit bzw. -gleichstellung ist ein Ziel für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen und steht damit für eine friedliche, prosperierende und nachhaltige Welt in der jede*r seinen/ihren Platz hat. Um Ungleichheiten zwischen Geschlechtern in ihren Ursachen und Konsequenzen verstehen und überwinden zu können braucht es disziplinübergreifendes Wissen und vernetztes Denken. Die Studienergänzung „Gender, Diversity, and Equality“ bietet daher Studierenden die Möglichkeit einen breiten und dennoch differenzierten Blick auf die Thematiken Geschlecht – Vielfalt – Ungleichheit zu entwickeln, indem sie bestehende Lehrangebote aus verschiedenen Forschungsrichtungen vereint. Dazu berichten drei Studierende der Studienergänzung, warum gerade dieses Angebot ansprechend für sie war und welche Erfahrungen sie dabei gesammelt haben.

Zu Beginn schildert uns Frau Dr. Lefkofridi Erwähnenswertes über die Studienergänzung. Außerdem verrät sie, für wen die Studienergänzung besonders gut geeignet ist. Im Anschluss berichten die drei Studierenden Fatima Jevric, Johannes Bradner und Pauline Reichenberger was ihnen an der Studienergänzung besonders gefallen hat und was sie sich für ihre Zukunft davon mitnehmen können.

Studienergänzungsleiterin Zoe Lefkofridi stellt die Studienergänzung kurz vor

Für wen ist die Studienergänzung geeignet bzw. zu empfehlen?

„Die Studienergänzung ‚Gender, Diversity, and Equality‘ ist für alle Studierenden konzipiert, die Interesse an einer kritischen Auseinandersetzung mit der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung haben.

Geschlecht – die soziale Konstruktion von Männlichkeit und Weiblichkeit – ist eine der grundlegendsten Formen der sozialen Organisation. Sie strukturiert Denken und Handeln in allen Lebensbereichen, vom Küchentisch bis zum Parlament. Geschlechtliche Zuschreibungen und Wahrnehmungen bestimmen darüber, wer Ressourcen hat, wem die Deutungshoheit obliegt, oder welche Räume sich eröffnen. Die zugrundeliegenden Normen sind tief in unserer (kulturellen) Identität verankert und führen dazu, dass der Einfluss von Geschlecht oft unbemerkt bleibt. Bestimmte Handlungsweisen werden schlicht als normal, Hierarchien als legitim und bestimmte Rollenverteilungen als natürlich empfunden.

Die Folgen sind omnipräsent: Im Durchschnitt verdienen Frauen in der EU noch immer 12,7 Prozent weniger als gleich qualifizierte Männer; sind nur 26,7 Prozent der Abgeordneten in Parlamenten weltweit Frauen; und leisten den größten Teil an Care-Arbeit. Geschlecht ist oft verschränkt mit anderen strukturellen Kategorien, die Grundlage für Diskriminierung bilden können, wie Herkunft, sozioökonomischer Status, sexuelle Orientierung oder Religion.

In der Studienergänzung ‚Gender, Diversity, and Equality‘ werden daraus resultierende Ungleichheiten und deren Folgen auf verschiedenen Ebenen sichtbar gemacht. Von Armutsforschung, über Literatur und Theologie, Soziologie und Politikwissenschaft bis hin zu Psychologie und Sportwissenschaften:  Studierende lernen Mechanismen von Diskriminierung, Privilegierung und Marginalisierung zu identifizieren und werden mit Strategien vertraut gemacht, diese zu überwinden. Die hier gewonnene Expertise können sie in allen Lebens-und Arbeitsbereichen einsetzen, um Diversität und Gleichberechtigung einzufordern und zu unterstützen.“

 Was finden Sie an der Studienergänzung besonders toll/ erwähnenswert?

„Das Lehrveranstaltungsangebot der Studienergänzung ist enorm umfangreich, abwechslungsreich und aktuell. Lehrangebote von sechs Fakultäten umfassen über siebzig Vorlesungen, (Pro-)Seminare und Übungen pro Studienjahr, die sich aus ganz unterschiedlichen Perspektiven mit den Auswirkungen von Geschlechtsidentitäten beschäftigen.

Ob historische, soziologische oder politikwissenschaftliche Dimensionen: neurowissenschaftliche, sportwissenschaftliche oder rechtliche Aspekte – Studierende können frei nach ihren Interessen Lehrveranstaltungen belegen und so ein differenziertes Bild der Tragweite von Geschlecht und Ungleichheit bekommen.

Die Kombination von interner, an den Fachbereichen verankerter, und wechselnder externer Lehre ermöglicht enorme Abwechslung im Lehrveranstaltungsangebot, da Kurse jedes Jahr neu auf die Interessen der Studierenden zugeschnitten werden.“

Nun kommen drei Studierende der Studienergänzung zu Wort

Sie haben sich dazu bereit erklärt, ihre Erfahrungen mit der Studienergänzung Elementarpädagogik am Blog zu teilen:

Fatima Jevric studiert im Master Political Science (PoSIG)

Was hat dich dazu bewogen diese Studienergänzung zu machen?

„Während meines Bachelorstudiums hatte ich kein einziges Fach, das sich mit Gender Studies beschäftigte. Das klingt im 21. Jahrhundert etwas unglaubwürdig, ist aber keine Seltenheit. In der Region, aus der ich komme (Balkan), wird Gender an den Hochschulen selten diskutiert, und es ist selten, Lehrveranstaltungen zu diesem Thema zu finden. Ich wollte die Gelegenheit nutzen, mehr darüber zu erfahren und möchte mich auch in meinem Land für das Lernen über Gender einsetzen. Ich glaube, dass dies sehr wichtige Themen sind, die wir oft vernachlässigen, weil wir denken, dass die Gleichstellung der Geschlechter mit dem zivilisatorischen Fortschritt selbstverständlich einher geht.“

Was (welche Aspekte, Kurse…) haben dir bisher besonders gut an der Studienergänzung gefallen?

„Der Kurs ‚Gender, Diversity, and Equality‘ hat mir sehr gut gefallen. Hier wird mit einem kritischen Ansatz all unser bisheriges Verständnis von Geschlecht hinterfragt. Die behandelten Themen waren sehr vielfältig und jede:r konnte etwas finden, das ihn/sie interessierte. Was mir besonders gut gefallen hat, war die Intersektionalität, die in jedem behandelten Thema vorhanden war. Wir hatten die Möglichkeit, jedes Thema aus einem anderen Blickwinkel anzugehen und es mit anderen Themen zu verbinden. Die Gedankenfreiheit, die ich in diesem Kurs verspürte, half mir, eine neue Herangehensweise an Fragen der Geschlechter- und Gleichberechtigung zu finden.“

Welche zusätzlichen Fähigkeiten hast du (bisher) durch die Studienergänzung erworben?

„In erster Linie habe ich gelernt, bestimmte Probleme intersektional zu betrachten und auch die unterschiedlichen Ursachen und die verschiedenen Betroffenheiten von Personengruppen zu erkennen. Das hat mir besonders geholfen, die Schwächen verschiedener feministischer Ansätze zu erkennen. Zweitens hat mir dieser Kurs geholfen, mich über verschiedene Formen von Ungleichheit und Wege zu ihrer Lösung zu informieren. Sehr oft sehen wir Ungleichheit nicht, weil sie nicht leicht erkennbar ist, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht existiert. Dieser Kurs hat mir gezeigt, dass Ungleichheit dort existieren kann, wo wir sie am wenigsten erwarten. Und schließlich habe ich neue Wege kennengelernt, mich für die Gleichstellung der Geschlechter einzusetzen, und zwar durch Argumente, die die Bedeutung der Gleichstellung der Geschlechter in allen Aspekten der Gesellschaft zeigen. Dies hat mich darin geschult, angemessen auf die Ungleichheit der Geschlechter im wirklichen Leben zu reagieren.“

Johannes Bradner studiert im Bachelor Politikwissenschaft

Was hat dich dazu bewogen diese Studienergänzung zu machen?

„Auf die Studienergänzung Gender Studies (jetzt: ‚Gender, Diversity, and Equality‘) bin ich eher zufällig geraten. Durch Empfehlungen von Bekannten und die Vorschläge bei der Zusammenstellung der freien Wahlfächer und der gleichzeitigen Überschneidungen mit Pflichtveranstaltungen hat es sich so ergeben. Vor allem aber die großflächigen Verknüpfungen mit Inhalten aus meinem BA-Studium Politikwissenschaft haben die Entscheidung für mich sehr vereinfacht.“

Was (welche Aspekte, Kurse…) haben dir bisher besonders gut an der Studienergänzung gefallen?

„Die Verknüpfung mit politikwissenschaftlichen Inhalten war ein großer Anreiz für mich. Besonders überzeugt hat mich jedoch der praxisbezogene Kurs ‚Un-Sichtbare Strukturen – Perspektiven zu Gender und Diversität am Arbeitsplatz‘ von Maria Mucke, wo die meist nur sehr theoretischen Inhalte in die Praxis überführt werden konnten.“

Welche zusätzlichen Fähigkeiten hast du (bisher) durch die Studienergänzung erworben?

„Die größte Veränderung besteht vermutlich in einer neuen Sichtweise auf die vorherrschenden Probleme. Ich als weißer cis-Mann bekomme nur die wenigsten Diskriminierungen persönlich zu spüren. Ich konnte mir nicht vorstellen in welch riesigem Ausmaß andere Geschlechter benachteiligt werden und wie groß meine Privilegien tatsächlich sind. Nun bin ich besser informiert und kann vor allem verstehen, warum es wichtig ist, sich für die Gerechtigkeit und Gleichheit aller Menschen einzusetzen.“

Pauline Reichenberger studiert im Bachelor Kommunikationswissenschaft

Was hat dich dazu bewogen diese Studienergänzung zu machen?

„Geschlechtergerechtigkeit und Feminismus sind schon lange Bereiche, die mich besonders interessieren. Als ich dann von der Studienergänzung ‚Gender, Diversity, and Equality‘ (früher Gender Studies) erfahren habe, wollte ich das einfach mal ausprobieren. Schon in den ersten Wochen wurde mir klar, dass ich mit den Gender Studies eine Leidenschaft gefunden habe. Seitdem versuche ich so viele Lehrveranstaltungen wie möglich mit einem feministischen Fokus oder Ungleichheitsinhalten zu belegen.“

Was (welche Aspekte, Kurse…) haben dir bisher besonders gut an der Studienergänzung gefallen?

„Besonders die verschiedenen Einführungsveranstaltungen in das Thema haben mir gut gefallen, da man einen super Überblick erhält. Da ich selbst sehr viel Sport treibe und viele Sportinhalte konsumiere, finde ich Lehrveranstaltungen, die Ungleichheiten im Sport thematisieren sehr interessant. Auch Lehrveranstaltungen die Gender-Themen mit politischen Themen verbinden gefallen mir gut, da die Politik unser alltägliches Leben bestimmt und somit einen großen Einfluss auf Ungleichheitsaspekte hat.

Unabhängig von den einzelnen Lehrveranstaltungen finde ich das System der Studienergänzung sehr gut. In den Kursen treffen Studierende aus verschiedensten Bereichen aufeinander. Durch diese interdisziplinäre Zusammensetzung können alle Teilnehmenden Neues lernen und verschiedene thematische Ansätze verbinden.“

Welche zusätzlichen Fähigkeiten hast du (bisher) durch die Studienergänzung erworben?

„In den verschiedenen Lehrveranstaltungen habe ich das intersektionale Denken gelernt. Mein Verständnis von Ungleichheiten, deren Ursachen, Strukturen und Prozesse der Exklusion hat sich verbessert. Ich habe verschiedene Theoretiker:innen und Ansätze kennengelernt und damit über die Kommunikationswissenschaft und meine eigenen Erfahrungen hinausgeblickt.“

Haben wir dein Interesse geweckt? Mehr Informationen zur Studienergänzung „Gender, Diversity, and Equality“ findest du auf der Website der PLUS. Bei konkreten Fragen kannst du dich auch gerne an Studienergänzungsleiterin Dr. Zoe Lefkofridi wenden!

Euer commUNIty Team

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Titelbild: iStock.com/sorbetto
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