Ringvorlesung WS 2011/12: „Weltbilder, Welterfahrung und Weltwahrnehmung in Mittelalter und Früher Neuzeit“
Thema der interdisziplinären Ringvorlesung im Wintersemester 2011/12 sind Formen und Kommunikation von Weltbildern und Weltvorstellungen sowie Modelle der (auch ästhetischen) Welterfahrung und Welterschließung in Mittelalter und Früher Neuzeit. Eine zentrale Fragestellung betrifft die Ausbildung, Auswirkung und Veränderung entsprechender Konzepte in Philosophie, Theologie und Geschichte sowie ihre Bedeutung für die betroffenen Diskursformationen und Wissensbestände. Welche kosmologischen Weltvorstellungen bestimmen theologische, philosophische und universalhistorische Traditionen, wo kommen sie her? Inwiefern beruhen sie auf kulturellem Transfer, beispielsweise zwischen Antike und christlichem Mittelalter, aber auch zwischen arabischer und christlich-abendländischer Wissenschaft? Welche Interferenzen bzw. Konkurrenzen gibt es zwischen sakralen und „säkularen“ Weltmodellen? Welche Rolle spielt dabei die fundamentale Hierarchie zwischen der „Welt hier“ und der „Welt dort“, zwischen Immanenz und Transzendenz? Über welche Gattungen und Medien (z.B. Weltbeschreibung, Universalchroniken, Kartographie) werden „Vorstellungen von Welt“ gestaltet und vermittelt?
Im Bereich der Philologien wäre zu fragen, welche philosophisch-theologischen Konzepte in der Literatur kommuniziert und aufgegriffen werden (z.B. in Dantes Commedia)? Gibt es eigene poetische Modelle der Welterfahrung und Welterschließung (z.B. im höfischen Roman) und was wäre ihre anthropologische Relevanz? Näher erörten ließen sich in diesem Zusammenhang u.a. die Reise an die Grenzen der Welt (z.B. Alexander, Herzog Ernst), das Prinzip der Aventiure und das Modell des irrenden Ritters. Im Bereich der Kunstgeschichte könnte man – etwa an der Kathedralarchitektur – nach der symbolischen Repräsentation von Welt fragen. Auch andere Formen der bildnerischen Weltdarstellung und Weltwahrnehmung ließen sich auf bestimmte Repräsentationsmuster hin untersuchen. Wie sind beispielsweise Größenordnungen dargestellt, welche verschiedenen Arten der Raumdarstellung gibt es, inwiefern ist in diesem Zusammenhang die Entwicklung der Zentralperspektive von einschneidender epochaler Bedeutung? Analog ließe sich nach symbolischen Gehalten und Theorien der Repräsentation von Welt und Kosmos in der Musik fragen. Von zentralem Interesse für das Thema sind schließlich Übergangsformen und Übergangszeiten, in denen sich fundamentale Veränderungen abzeichnen. Dies betrifft nicht zuletzt die Entdeckung Amerikas, bei der sich nicht nur danach fragen ließe, welche konzeptuellen Entgrenzungen sie verursacht habe, sondern welche „theoretischen“ Vorleistungen der (Er-)Öffnung des geographischen Horizonts vorausgingen.
Die Unterlagen der einzelnen Vorlesungseinheiten sind nur über die Lernplattform Blackboard verfügbar.
Montag, 7. Mai 2012, 15.00 – 17.00 Uhr,
HS E.004, Unipark Nonntal
Bitte beachten Sie die Beginnzeit um 15 Uhr!!!