Bestandserweiterungen
Nachlass Karoline Brandauer
Im Juni 2025 hat das Literaturarchiv Salzburg den Nachlass der Lyrikerin Karoline Brandauer (1925–1989) als Schenkung erhalten. In Adnet geboren, lebte sie seit frühester Kindheit in Oberndorf bei Salzburg und arbeitete lange Zeit als Gemeindebedienstete. Ihr literarisches Werk umfasst Gedichte und kürzere Prosatexte, die in Anthologien, aber etwa auch in der Zeitschrift Stimmen der Gegenwart publiziert wurden. Mit deren Herausgeber Hans Weigel stand Karoline Brandauer über viele Jahre in intensivem Austausch. 1957 wurde die Autorin mit dem Georg-Trakl-Anerkennungspreis ausgezeichnet. 1969 erschien der Lyrikband Vor einem Haselzweig, der Brandauers Auseinandersetzung mit christlicher Tradition und literarischer Moderne gleichermaßen dokumentiert.
Der Nachlass von Karoline Brandauer wurde dem Literaturarchiv als großzügige Schenkung überlassen und wird nun detailliert erschlossen. Der Nachlass umfasst Werkmanuskripte, Tagebücher aus den Jahren 1940 bis 1964, Briefe und Lebensdokumente, außerdem eine Sammlung von Rezensionen und Zeitungsberichten sowie Audio-Dokumente.
Für den Herbst 2025 ist eine Veranstaltung zu Leben und Werk der Autorin in Salzburg in Planung.
Erwerb von Manuskriptblättern zu Stefan Zweigs Marie Antoinette
Im Mai 2025 konnte das Literaturarchiv Salzburg dank einer großzügigen Spende drei Blätter eines Manuskripts von Stefan Zweig ankaufen. Es handelt sich dabei um eigenhändig bearbeitete Typoskriptseiten aus den Vorarbeiten zur 1932 erschienenen Biographie Marie Antoinette. Bildnis eines mittleren Charakters. Die Blätter stammen aus Zweigs Salzburger Schaffenszeit und geben aufschlussreiche Einblicke in seine Arbeitsweise.
Auf der linken Blatthälfte ist jeweils ein maschinenschriftlicher Text zu finden, die rechte Blatthälfte enthält umfangreiche eigenhändige Überarbeitungen durch Zweig in Tinte und Bleistift. Diese Korrekturen gehen über marginale Änderungen hinaus und dokumentieren eine literarische Überarbeitung des Stoffes.
Der Neuzugang stellt eine bedeutende Ergänzung der Stefan-Zweig-Sammlung im Literaturarchiv dar, in der im Bestand des Sammlers Harald Böck schon ein weiteres Blatt des gleichen Typoskripts erhalten war.
Nachlass Hans Witke
Im Mai 2025 hat das Literaturarchiv Salzburg den Nachlass des Deutschlehrers und Literaturvermittlers Hans Witke als Schenkung übernommen. Witke war eine zentrale Figur der Literaturvermittlung in St. Johann im Pongau: Ab 1974 organisierte er Lesungen mit deutschsprachigen Autor:innen, darunter sowohl etablierte als auch aufstrebende Schriftsteller:innen. 1999 wurde das Ehepaar Hannelore und Hans Witke mit dem Salzburger Landespreis für Kulturinitiativen ausgezeichnet.
Seit dem Beginn dieser Aktivitäten gibt es in St. Johann bis heute literarische Veranstaltungen mit Autor:innen. Ein besonderes Anliegen war Witke neben der inhaltlichen Vielfalt der freie Zugang zu allen Veranstaltungen – ein Prinzip, das von Beginn an verfolgt wurde.
Die Kulturvereine Spectrum, Signale und Lesezeichen gehen wesentlich auf Witkes Initiativen zurück, heute gestaltet die Kultur:Plattform ein reichhaltiges Kulturangebot in St. Johann.
Der Nachlass von Hans Witke umfasst Korrespondenzen zwischen ihm und den eingeladenen Autor:innen, Programme und Poster zu den Lesungen und Veranstaltungen, Fotos sowie Widmungsexemplare. Diese Materialien dokumentieren nicht nur die literarischen Aktivitäten in St. Johann, sondern auch Witkes Engagement für die Förderung der Literatur in der Region.
Schenkung der Erben von Stefan und Lotte Zweig: Dokumente aus dem Exil
Die Erben von Stefan und Lotte Zweig hat dem Literaturarchiv Salzburg 2024 rund 500 Briefe und Dokumente aus dem Nachlass des Autors als Schenkung übergeben. Es handelt sich um persönliche Korrespondenzen zwischen Stefan und Lotte Zweig, Briefe an Friderike Zweig, an Familienmitglieder sowie an bedeutende Zeitgenoss:innen aus dem britischen, amerikanischen und brasilianischen Exil.
Die Schenkung ist Ausdruck eines über viele Jahre gewachsenen Vertrauensverhältnisses zwischen den Erben und den Salzburger Stefan Zweig-Institutionen. Grundlage waren die langjährige wissenschaftliche und archivarische Arbeit in Salzburg, das gemeinsam entwickelte Konzept zur nachhaltigen Erschließung und digitalen Zugänglichmachung der Materialien sowie das besondere persönliche Engagement von Dr. Helga Rabl-Stadler und Oliver Matuschek, die den Kontakt zur Familie maßgeblich begleitet haben.
Die übergebenen Dokumente eröffnen neue Perspektiven auf das Exilleben von Stefan und Lotte Zweig – auf ihre Netzwerke, Ängste, Hoffnungen und täglichen Herausforderungen. Sie enthalten bewegende Zeugnisse eines Lebens im Übergang und in der Fremde und ermöglichen einen tieferen Einblick in die privaten Erfahrungen zweier Menschen, die durch die politischen Katastrophen des 20. Jahrhunderts zur Flucht gezwungen wurden.
Für das Literaturarchiv Salzburg stellt diese Schenkung sowohl symbolisch als auch materiell die bedeutendste Zuwendung seit seiner Gründung dar. Die neuen Dokumente werden in den nächsten Monaten wissenschaftlich erschlossen und digitalisiert.