14 April: Precarious Work and Clandestine Migration in Cities within a European Border Region
Der Vortrag widmet sich den klandestinen Strategien von Migrant*innen auf dem Weg nach Europa und den prekären Arbeitsverhältnissen, die durch die Versicherheitlichung von Migration und globale Akkumulationsregime in Städten im europäischen Grenzraum entstehen.
Der Ausbau bestehender Grenzsicherungsinstrumente, die Intensivierung von Kontrollmechanismen und die Externalisierung des europäischen Grenzregimes entfaltet seine Wirkung nicht nur in Europa und direkt an der EU-Außengrenze, sondern wirkt weit darüber hinaus in die Nachbarländer, Transitstaaten und Herkunftsgebiete von Migrant*innen und Flüchtlinge hinein. Die Städte im europäischen Grenzraum stehen insbesondere im Fokus. Denn dort treffen individuelle Lebenswege und Migrationspfade auf Grenzregime, lokale Arbeitsmärkte und transnationale Waren- und Kapitalströme.
Da es für niedrig qualifizierte Migrant*innen und für Flüchtlinge keine legalen Einreisemöglichkeiten in die EU gibt und die “irregulären” Wege in den letzten Jahren länger, risikoreicher und teurer geworden sind, arbeiten viele unterwegs im Bausektor, in der Industrie, im informellen Straßenhandel oder in Haushalten – global vernetzte Arbeitsbereiche. Städte in Transitländern sind daher nicht nur bedeutende Knotenpunkte der Migration nach Europa, sondern auch wichtige „Orte der Arbeit“. Klandestine Migrant*innen sind allerdings auf Grund ihres unsicheren rechtlichen Status äußerst verwundbar gegenüber prekären Arbeitsverhältnissen und Ausbeutung. Ihr Alltag ist durch Unsicherheit geprägt.
Am Beispiel der Migration-in-Etappen von Afrika nach Europa widmet sich der Vortrag den klandestinen Strategien von Migrant*innen ihre “fragmentierten Reisen” (Collyer 2007) zu realisieren und jenen prekären und temporären Arbeitsverhältnisse in Städten im europäischen Grenzraum, die erst eine weitere Mobilität ermöglichen. Eine grundlegende Annahme ist, dass die prekären Arbeitsverhältnissen in diesen Städten zum einen eine Folge der “Versicherheitlichung” von Migration in der EU ist. Zum anderen ist die Arbeit der klandestinen Migranten aber zutiefst in lokale, regionale und globale kapitalistische Akkumulationsregime integriert. Aus der Perspektive der „Geographien der Arbeit“ verschiebt der Vortrag somit den Fokus von den Pfaden und Bedingungen der Migration sowie den Lebensverhältnissen von Migranten in Städten hin zu Arbeitsverhältnissen, Wertschöpfungsprozessen, und deren räumlicher Artikulation.
Zur Person:
Dr. Benjamin Etzold ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geographischen Institut der Universität Bonn. In seiner Forschung und Lehre beschäftigt er sich aus geographischer Perspektive mit sozialer Ungleichheit und prekären Arbeitsverhältnissen sowie mit Migrations- und Fluchtbewegungen im europäischen Grenzraum.
