30.11.: Ringvorlesung: Zwischen Himmel und Erde. Engel und Dämonen in der jüdischen Überlieferung und ihrem Umfeld
In der antiken heroischen Epik sind es seit Homer die Götterboten – Iris oder Hermes –, die zwischen den beiden Welten und Handlungsebenen der Helden und der Götter vermitteln. In der christlichen Epik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit übernehmen diese Rolle Engel oder – da es auch eine zweite Ebene der Transzendenz neben dem Himmel, die Hölle nämlich gibt – auch die Dämonen.
Die entsprechenden Szenen sind zum einen in literarästhetischer und vor allem in stilgeschichtlicher Hinsicht von Interesse, kommunizieren zugleich aber kulturhistorisch und kulturtheoretische relevante Konzepte und Ideologeme. In der Vorlesung soll dies an drei prominenten Textzeugen, die zugleich Eckpunkte in der Geschichte des christlichen Epos markieren, gezeigt werden: Am Rolandslied in der mittelhochdeutschen Fassung des sogenannten Pfaffen Konrad (um 1170), an Dantes Göttlicher Komödie (1307-1320) und an John Miltons Paradise lost (1667).
Manfred Kern ist Universitätsprofessor für „Ältere deutsche Literatur und Sprache“ am Fachbereich Germanistik der Universität Salzburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind hoch- und spätmittelalterliche Lyrik, Antikerezeption im Mittelalter, Konzepte der Vergänglichkeit in der mittelalterlichen Literatur, Intertextuelle und poetologische Prozesse in der deutschen Literatur des Mittelalters, Verfahren der szenischen Imagination und Gestaltung in der mittelalterlichen Epik und Lyrik, Wechselbeziehungen zwischen höfischer Lyrik und Epik in Rhetorik und Topik.